DsiN-Sicherheitsindex 2016: Sicher surfen, sicher fahren

Foto: CC BY-ND 2.0 Flickr User Danny Oosterveer. Bildname: Online security. Ausschnitt bearbeitet
Veröffentlicht am 19.07.2016

Deutschland könnte eine digitale Vertrauenskrise bevorstehen. Das ist die Erkenntnis des am 10. Juni vorgestellten Sicherheitsindex 2016 von Deutschland sicher im Netz e.V. (DsiN) und TNS Infratest. Das Netz wird zwar laut dem Index immer sicherer für die Nutzer digitaler Dienste wie Online-Shopping, Online-Banking und Online-Reisebuchung, gleichzeitig steigt aber die Verunsicherung der Verbraucher. Diese „Entkopplung der Sicherheitslage für Verbraucher von der gefühlten Bedrohung im Internet“ ist fatal. Der Report zur Studie fordert deswegen mehr digitale Aufklärungsarbeit.

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Sicher und vernetzt Fahren

Besonderen Fokus setzt der Index in diesem Jahr auf das politisch hochaktuelle Thema vernetztes Fahren. Zu den Chancen und Risiken, die mit der Vernetzung im Verkehrsraum einhergehen, wurden die potenziellen Nutzer zum ersten Mal befragt und die Erkenntnisse in einem Extrakapitel zusammengefasst. Dabei stellt die Studie fest, dass das Interesse an solchen Innovationen groß ist: 55,2 Prozent der Befragten befürworten sensorgestützte Assistenzsysteme im Auto, 51,4 Prozent nutzen schon jetzt Infotainmentsysteme und zeigen sich zufrieden. Große Vorbehalte haben Verbraucher aber in Datenschutzfragen. Zwei Drittel der Befragten haben Angst, dass durch die Vernetzung ihres Automobils Daten in die Hände unbefugter Dritter gelangen könnten. Mehr als die Hälfte der Verbraucher nehmen den Download und die Nutzung von Apps für die Systeme im Auto als Risiko wahr. Nur ein Drittel geht davon aus, dass vernetztes Fahren mehr Vorteile bringt als es Gefahren birgt. Als Antwort auf diese Verunsicherung ruft DsiN nun eine Initiative für Verbraucherfragen zum vernetzten Fahren ins Leben. In der Verantwortung für sicheres, vernetztes Fahren sieht der Verbraucher vor allem die Hersteller (79,2 Prozent), aber auch und die Fahrzeughalter selbst (56,7 Prozent) und die Politik (32,9 Prozent).

Wie misst man Sicherheit im Netz?

Der DsiN-Sicherheitsindex ist im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen und liegt jetzt bei 65,4 Punkten. 2014 waren es noch 60,2 Punkte, 2015 schon 63 Punkte. Die Verunsicherung stieg bei den Verbrauchern trotz verbesserter Sicherheitslage bereits zum zweiten Mal in Folge. Die Verbesserung der Sicherheitslage, die DsiN ermittelt hat, ist zum einen auf einen Rückgang der sicherheitsrelevanten Vorfälle bei Verbrauchern, zum anderen auf verbesserte Kenntnis und Anwendung von Schutzmaßnahmen zurückzuführen. Der DsiN-Sicherheitsindex stellt bei seiner Beurteilung die reale Bedrohungslage – gemessen anhand der sicherheitsrelevanten Vorfälle und der empfundenen Bedrohung – den möglichen und tatsächlich genutzten Schutzmaßnahmen gegenüber. Befragt wurden in diesem Jahr mehr als 2.000 Internetnutzer in Deutschland. Dabei wird nach fünf Lebenswelten der Digitalisierung unterschieden, weil diese unterschiedliche Sicherheitsrisiken bergen: digitale Gesundheits- und Vitaldienste, Haus- und Heimvernetzung, Einkaufen im Internet sowie Online-Banking.

Fatalisten und Souveräne Nutzer

Der DsiN-Index unterscheidet nach vier verschiedenen Nutzertypen, um eine direkte Vergleichbarkeit der Sicherheitslage bei den Verbrauchergruppen zu ermöglichen. Deswegen wurde zusätzlich nach der Einstellung und Motivation der Nutzer gefragt. Die „Fatalisten“, also jene Online-Nutzer, die die Bedrohungslage als sehr negativ empfinden, bilden mit 52,5 Indexpunkten das Schlusslicht im Gruppenvergleich. Sie unterlassen Sicherheitsmaßnahmen, obwohl sie Schutzmaßnahmen kennen und sich besonders bedroht fühlen. In diese Kategorie fallen vor allem Menschen unter 30 Jahren. Am zweitschlechtesten schneiden die „außenstehenden Nutzer“ mit 54,7 Punkten ab. Diese Gruppe besteht vor allem aus älteren Menschen, die wenig Verständnis für Sicherheitsgefahren im Internet haben. Relativ sicher surfen hingegen die „gutgläubigen Nutzer“ mit im Schnitt 62,3 Indexpunkten. Sie weisen jedoch weiterhin deutliche Wissens-Verhaltenslücken auf und können Gefahren und Risiken von Online-Diensten unzureichend einschätzen. Spitzenreiter in Sachen sicheres Surfen sind die „souveränen Nutzer“. Sie erreichen im Index 74,7 Punkte.

Mehr individuelle digitale Aufklärung

Aufgrund der starken Diskrepanzen zwischen Schutzmaßnahmen und Sicherheitsverhalten der verschiedenen Verbrauchergruppen befürwortet DsiN einen individuellen Aufklärungsmix. Fatalisten sollten zur Anwendung ihres durchaus vorhandenen Wissens motiviert werden, während Außenstehende niedrigschwellige Informationen und konkrete Handlungsempfehlungen benötigten. Gutgläubige müssten in ihrer Risikoeinschätzungskompetenz gefördert werden und die Souveränen Nutzer darin unterstützt werden, andere im sicheren Umgang mit dem Internet zu begleiten und eine Vorbildfunktion einzunehmen.

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