Dr. Claudia Bogedan (KMK): Digitalisierung erfordert Kompetenzen, die den Kulturtechniken zur Seite stehen

Senatorin Dr. Claudia Bogedan, Foto: (C) Freie Hansestadt Bremen
Veröffentlicht am 04.02.2016
Senatorin Dr. Claudia Bogedan
Senatorin Dr. Claudia Bogedan, Foto: (C) Freie Hansestadt Bremen

Dr. Claudia Bogedan ist seit Juli 2015 Senatorin für Kinder und Bildung der Freien Hansestadt Bremen. Von 2005 bis 2007 war sie stellvertretende Bundesvorsitzende der Jusos. Bis zu ihrem Wechsel nach Bremen war sie fünf Jahre Mitglied im Landesvorstand der SPD Nordrhein-Westfalen. In diesem Jahr hat Frau Dr. Bogedan den Vorsitz der Kultusministerkonferenz inne und digitale Bildung zu einem Ihrer Schwerpunktthemen gemacht.

Frau Dr. Bogedan, seit sechs Monaten sind Sie Senatorin für Kinder und Bildung in der Freien Hansestadt Bremen, nun haben Sie zum Jahresbeginn turnusgemäß den Vorsitz der Kultusministerkonferenz übernommen und die Digitalisierung als Schwerpunktthema genannt. Was dürfen wir konkret erwarten?

Die KMK arbeitet an einer Strategie zur Bildung in der digitalen Welt, die sechs Handlungsfelder umfasst: 1. Bildungspläne und Unterrichtsentwicklung, 2. Aus-, Fort und Weiterbildung von Erziehenden und Lehrenden, 3. Infrastruktur und Ausstattung, 4. Bildungsmedien und Content, 5. Schulverwaltung, Bildungs- und Campusmanagement, 6. Rechtliche Rahmenbedingungen. Für diese Bereiche bereiten wir konkrete Beschlusslagen und Maßnahmen vor. Grundsätzlich geht es mir aber auch um eine breite gesellschaftliche Debatte, die über die Forderungen nach einem Pflichtfach Informatik oder jedem Schüler ein Tablet zu geben, hinausgeht. Die Digitalisierung erfordert Kompetenzen, die den Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen zur Seite gestellt werden müssen.

Wo treffen Sie mit Ihren Vorschlägen auf größere Vorbehalte: Bei den Lehrkräften vor Ort oder bei den Ministerkollegen?

In der KMK sind wir uns über die Notwendigkeit der Debatte einig. In vielen Ländern sind bereits umfangreiche eigene Bemühungen angelaufen. Es gibt dennoch viele Vorbehalte. Oftmals höre ich, dass Schüler lieber weniger Zeit mit dem Tablet oder Smartphone verbringen sollen, da diese schädlich seien. Solche pauschalen Urteile sind wenig hilfreich. Genau das verstehe ich nicht unter einer reflektierten Nutzung dieser Technologie in den Bildungsprozessen an Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen.

Bevor Sie nach Bremen gingen, haben Sie sich bei der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung unter anderem mit Fragen der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik beschäftigt. Was nehmen Sie für Ihre Arbeit als Bildungssenatorin mit?

Ich habe mich in meiner Vergangenheit, unter anderem durch ländervergleichende Arbeiten, damit auseinandergesetzt, wie sozialstaatliche Institutionen zu einem gelingenden individuellen Lebensverlauf beitragen können. Bildung ist hierfür der Schlüssel. Und wir wissen, dass die Grundlagen bereits in den jüngsten Lebensjahren gelegt werden. Deshalb ist für mich die bessere Verzahnung von Kitas und Schulen ein zentrales Ziel meiner Arbeit.

Die Digitale Agenda der Bundesregierung fordert eine „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft“. Bildung ist allerdings Ländersache. Welche Forderungen stellen Sie im Gegenzug an die Bundesregierung?

Insbesondere beim Thema Infrastruktur bedarf es enormer Anstrengungen, die die Länder und vor allem auch die Kommunen als Schulträger nicht allein leisten können. Das fängt beim Breitbandausbau an und geht über die Versorgung von Schulen mit WLAN bis hin zur Ausstattung der Schulen mit internetbasierten Lern- und Lehrumgebungen.

Als Mitglied des SPD-Programmbeirats „Digital Leben“ haben Sie am „Grundsatzprogramm für die digitale Gesellschaft“ mitgearbeitet. Wie zufrieden sind Sie mit dem Entwurf, den der SPD-Parteitag im Dezember verschiedet hat?

Die SPD hat damit die Debatte um die grundsätzliche Bedeutung der Digitalisierung für ein gutes Leben im 21. Jahrhundert begonnen. Aus dieser grundsätzlichen Orientierung müssen nun konkrete politische Aktivitäten abgeleitet werden. Dazu gibt es zahlreiche Maßnahmen, die der Programmbeirat dem Parteivorstand empfohlen hat. Wir werden diese nun an unterschiedlichen Stellen des Regierungshandelns, aber auch in den Wahlkämpfen wiederfinden.

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