Digitale Zukunftsköpfe: Fünf Fragen an Philipp Albrecht (CDU)

Pressefoto: Philipp Albrecht
Pressefoto: Philipp Albrecht
Veröffentlicht am 22.09.2021

Jung und digital im Bundestag 2.0? Nach unserer Serie über vier junge MdB nach der Bundestagswahl 2017 und ihre Erfahrungen im Parlament stellen wir im Vorfeld der diesjährigen Wahl am 26. September einige Kandidat:innen vor, die schon bald eine neue und digitalaffine Generation im Bundestag vertreten könnten. Was ist ihre Motivation? Und welche digitalpolitischen Themen möchten sie angehen?

Zum Abschluss der Reihe befragen wir Philipp Albrecht aus Niedersachsen, nachdem uns bereits Verena Hubertz (SPD), Laura Sophie Dornheim (Bündnis 90/Die Grünen) und Maximilian Funke-Kaiser (FDP) Rede und Antwort gestanden haben. Albrecht kandidiert für die CDU im Wahlkreis Delmenhorst – Oldenburg-Land – Wesermarsch und ist 25 Jahre alt. Nach einem Master-Abschluss in Volkswirtschaft war er Geschäftsführer der CDU Köln und arbeitet derzeit im Steuerberaterbüro seiner Familie. 

Herr Albrecht, warum möchten Sie in den Bundestag?

Mein politisches Interesse habe ich bereits früh entwickelt und seit zehn Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich politisch. Doch weil ich nicht immer nur meckern, sondern selbst anpacken möchte, habe ich mich im vergangenen Jahr für die Bundestagskandidatur entschieden.

Von derzeit 709 Bundestagsabgeordneten sind gerade einmal zwei jünger als 30 Jahre. Dabei wird gerade meine Generation die Auswirkungen von vielen heute getroffenen Entscheidungen bewältigen müssen. Deshalb ist es mir ein Anliegen, junge Ideen in die Bundespolitik einzubringen.

Wenn Sie ein digitalpolitisches Ziel für die kommende Legislaturperiode nennen müssten, welches wäre Ihnen persönlich am wichtigsten und warum?

In den nächsten vier Jahren muss es aus meiner Sicht vor allem darum gehen, jedem Bürger einen Zugang zu schnellem Internet zu ermöglichen. Das betrifft einerseits die Infrastruktur für Breitband und Mobilfunk, bei der wir trotz enormer Fortschritte weiterhin deutlichen Aufholbedarf haben.

Andererseits hat aber gerade die Corona-Pandemie mit Home-Schooling und Home-Office deutlich gezeigt, dass der Zugang zu den Ressourcen der Digitalisierung nach wie vor vom Einkommen abhängig ist. Deshalb müssen wir dringend die Ausstattung von Schulen und Bildungseinrichtungen verbessern und jedem – gerade allen Kindern – einen fairen Zugang zur digitalen Lernwelt ermöglichen.

Was ist aus Ihrer Sicht in der Digitalpolitik bisher schief gelaufen?

Foto: Pixabay User danielkirsch | CC0 1.0 | Ausschnitt bearbeitet

Aus meiner Sicht besteht der wesentliche Fehler der Digitalpolitik der letzten Jahrzehnte darin, dass zu spät und zunächst zu schleppend auf den Ausbau der Glasfaserinfrastruktur gesetzt wurde. Etwa durch die staatliche Förderung von Vectoring haben wir viel Zeit verloren, die sich nun im schleppenden Ausbau der Internetversorgung im ländlichen Raum niederschlägt.

Durch zu langwierige und bürokratische Planungsverfahren verhindern wir außerdem ein schnelles Aufholen beim Ausbau von Breitband und Mobilfunk. Hier müssen wir dringend besser werden!

In welchem digitalpolitischen Feld würden Sie ein positives Resümee ziehen?

Im Bereich der Start-Ups hat Deutschland in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Deutschland ist mittlerweile viel attraktiver für die Gründung innovativer Unternehmen, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Die Bedeutung des Themas ist mittlerweile über Parteigrenzen hinweg anerkannt und wird auch auf Landes- und kommunaler Ebene zunehmend berücksichtigt. Diesen Trend gilt es nun fortzusetzen.

Wie wird Deutschland aus Ihrer Sicht im Jahr 2030 digitalpolitisch dastehen?

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Vorhersagen für die Zukunft sind natürlich mit enormen Unsicherheiten behaftet. Nichtsdestotrotz gehe ich davon aus, dass es uns in den nächsten neun Jahren gelingen wird, im Bereich der Infrastruktur aufzuholen und 5G „bis zur letzten Milchkanne“ zu bringen. Auch in Wirtschaft, Bildung und im Alltag wird die Digitalisierung weiter Einzug halten. Auch im Bereich des Datenschutzes und der Datensicherheit werden wir deutliche Fortschritte machen – allerdings wird die Bedeutung von Cyber-Angriffen und von dadurch verursachten Schäden weiter zunehmen.

Probleme sehe ich hingegen, trotz bereits enormer Fortschritte, bei der weiteren Implementation der Digitalisierung in der Verwaltung. Abzuwarten bleibt auch, inwiefern die weiter voranschreitende Individualisierung der Gesellschaft zu einer Zunahme von digitaler Vereinsamung und psychischen Krankheiten führen wird.

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