Digitale Städte – noch Nachholbedarf

Foto: CC-By 2.0 Flickr User Matthias Ripp. Bildname: Big City Life (Berlin). Ausschnitt bearbeitet.
Veröffentlicht am 04.06.2015

Hamburg will mit einem Gratis-WLAN in der Innenstadt Internet-Hauptstadt werden, für viele ist Berlin mit seiner lebhaften Start-up-Szene die IT-Hauptstadt, an der Spitze des Rankings der digitalen Städte Deutschlands stehen sie aber beide nicht. Köln – das ergab eine gemeinsame Studie der Pricewaterhouse Coopers AG (PWC) mit dem Geographischen Institut der Universität Bonn – hat in puncto Digitalisierung im Vergleich der 25 bevölkerungsreichsten Städte am meisten zu bieten. Hamburg landete auf Platz zwei, München auf Platz drei und die Bundeshauptstadt Berlin hinter Bonn, Düsseldorf und Leipzig sogar nur auf Platz sieben.

Digitale Willkommenskultur

Zu diesem Ergebnis kamen die Initiatoren der Studie durch den Abgleich von 20 Indikatoren aus den Bereichen Verwaltung und Politik, Kommunikation, Infrastruktur und Energie. Sie untersuchten zum Beispiel, ob die Städte über ein Open-Data-Portal verfügen, ob E-Partizipation möglich ist und ob man online einen Anwohnerparkausweis beantragen kann. Auf 16,4 von 20 maximal möglichen Punkten kommt Köln. Besonders beeindruckt waren die Prüfer von der digitalen Willkommenskultur der Domstadt. Auf eine inkognito versandte Mail an alle 25 Städte mit der Frage nach Serviceangeboten beim Wohnortwechsel, meldete sich die Kölner Verwaltung bereits nach 14 Minuten mit einer detaillierten Antwort zurück. Zwölf Städte antworteten nach Ansicht der Prüfer unzureichend, bei zwei steht eine Rückmeldung bis heute aus.

Nachholbedarf haben viele Städte auch noch bei den digitalen Dienstleistungen. Während es inzwischen selbstverständlich ist, online Termine beim Bürgeramt zu vereinbaren, in den sozialen Netzwerken mit einem Account oder einer Fanpage präsent zu sein und Handytickets für den ÖPNV anzubieten, hapert es beispielsweise bei der Online-Gewerbeanmeldung. Nur in Bremen ist dies bislang möglich. Und obwohl die Verfügbarkeit und die Reservierung eines Kinderbetreuungsplatzes regelmäßig tausende Eltern oft schon vor der Geburt in Atem halten, haben nur zwölf der untersuchten Städte ein interaktives Kita-Portal.

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Foto: CC-By 2.0 Flickr User Matthias Ripp. Bildname: Big City Life (Berlin). Ausschnitt bearbeitet.

Digitalisierung ist Chefsache

Für Städte, die den Abstand zu den deutschen Digitalisierungsvorbildern Köln, Hamburg und München im Ranking verringern wollen, hat PWC ein paar Handlungsempfehlungen parat. Die Wirtschaftsprüfer raten den Kommunen dazu, eine digitale Strategie zu entwickeln, um sich nicht zu verzetteln und ganzheitlich an das Projekt heranzugehen. Die Digitalisierung sollte zudem Chefsache sein, um das Querschnittsthema mit dem notwendigen Antrieb zu versorgen. Darüber hinaus raten die PWC-Prüfer zu einem Digitalisierungsbeauftragten in der Verwaltung, der sich um die einzelnen Prozesse im Rahmen der Digitalisierung sowie die Sicherstellung der Finanzierung kümmert. Mut zur Glasfaser beim Breitbandausbau und die Orientierung des digitalen Angebots an den Bedürfnissen der Nutzer sind weitere Tipps, mit denen Kommunen bei der Digitalisierung vorankommen können.

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