„Digitale Orte im Land der Ideen“:
Spannende Projekte
für den ländlichen
Raum
Wie können digitale Orte der Zukunft aussehen? Mit dieser Frage setzt sich der Wettbewerb „Digitale Orte im Land der Ideen“ auseinander, der dieses Jahr zum ersten Mal stattfand und digitale Leuchtturmprojekte im ländlichen Raum ausgezeichnet hat. Als positive Beispiele für gelungene Digitalisierung möchten wir hier einige der Preisträger-Projekte vorstellen.
Die von der Bundesregierung und dem BDI getragene Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ hat den Wettbewerb zu den digitalen Orten gemeinsam mit der Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser ins Leben gerufen. Ziel war es dabei, innovativen Projekten eine Bühne zu geben und so das Potenzial des ländlichen Raums aufzuzeigen. Denn digitaler Fortschritt werde noch zu oft nur mit Großstädten und Ballungsräumen in Verbindung gebracht.
Smarte Demografie und Open-Source-Apps für Kommunen
Teilnahmeberechtigt waren innovative und skalierbare Digitalprojekte aus oder für ländliche Räume aus allen Bereichen. Expert:innen aus Politik, Wirtschaft und Medien bildeten die Jury, deren Vorsitz Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatsekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, innehatte. Von den mehr als 200 Projekten, die sich beworben hatten, wurden bei der Preisverleihung am 9. Juni in Berlin zehn Gewinner gekürt.
Darunter ist zum Beispiel der Kreis Recklinghausen in Nordrhein-Westfalen, der den Herausforderungen des demografischen und wirtschaftlichen Strukturwandels mit einem innovativen digitalen Lösungsansatz begegnet: Mithilfe des zentralen und internetbasierten Portals Smartdemography werden Daten zur Bevölkerungsentwicklung und nahräumlichen Versorgung in den Kommunen für alle Interessierten bereitgestellt. So kann man sich etwa verschiedene Indikatoren, Statistiken und Infrastrukturdaten anzeigen lassen, diese filtern, eigene Betrachtungszeiträume festlegen oder mittels Diagrammen analysieren. Auf diese Weise sollen vor allem Planungen und Entscheidungen der kommunalen Verwaltung und von Unternehmen erleichtert werden, z.B. für Kitas, den öffentlichen Nahverkehr, Supermärkte oder Elektro-Ladestationen. Aber auch die Forschung und die Bürger:innen können das Portal nutzen.
Für kleinere Kommunen ebenso interessant dürfte die Smart Village App sein, die von einem Unternehmen im brandenburgischen Bad Belzig entwickelt wurde. Die App bietet einen Open-Source-Baukasten, mit dem Städte und Gemeinden selbst und mit überschaubaren Aufwand digital mit ihren Bürger:innen kommunizieren können – seien es Informationen für Touristen, aus der Verwaltung oder zur Mobilität in der Region. Hinzu kommen immer neue Funktionen, wie Vernetzungsmöglichkeiten für lokale Vereinen und Initiativen. Die App profitiert dabei von den Anregungen, die von den mehr als zwei Dutzend bisher beteiligten Kommunen eingehen.
Lebenslanges digitales Lernen
Was es bedeutet, digital zu leben und zu arbeiten, kann man im Verstehbahnhof in Fürstenberg an der Havel erfahren. Dort wurde ein ehemaliges Bahnhofsgebäude zu einem Lern- und Bildungsort, der vor allem jungen Menschen die digitale Zukunft und die damit verbundenen Technologien nahebringen soll. Dazu gehören Aktivitäten wie Roboter bauen, Programmieren lernen, Daten mit Sensoren erheben, Glasfasern spleißen oder 3D-Drucker ausprobieren. Zudem werden dort auch wichtige Fragen wie der verantwortungsvolle Umgang mit sozialen Medien oder dem Datenschutz gemeinsam diskutiert. Die Angebote des Verstehbahnhofs richteten sich dabei an alle „neugierigen Geister und lebenslangen Lerner“, so der Initiator Daniel Domscheit-Berg bei der Preisverleihung.
Dass die Digitalisierung auch für ältere Menschen einen großen Mehrwert bieten kann, zeigt das Projekt „DeinHaus 4.0“ der Technischen Hochschule Deggendorf, das vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert wird. Darin werden digital gestützte Lösungen erforscht, die es pflegebedürftigen und älteren Menschen erlauben, so lange wie möglich eigenständig, selbstbestimmt und sicher in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Zu den digitalen Assistenzsystemen, die in 75 Probandenhaushalten und zwei Mustereinrichtungen erprobt werden, gehören zum Beispiel digitale Medikamentenspender, Wassersensoren oder automatisch abschaltende Herdplatten. Im Rahmen des Projekts werden die Teilnehmerinnen zwischen 65 und 90 Jahren sowie ihre Angehörige auch zu ihren Erfahrungen mit den neuen Technologien befragt – angesichts der alternden Gesellschaft in Deutschland ist das sicherlich von hoher Relevanz für die Zukunft.
KI-Potenziale für den Mittelstand
Besonders zukunftsträchtig ist auch die Technologie der Künstlichen Intelligenz. Doch viele Unternehmen und vor allem Mittelständler wissen immer noch nicht genau, welche Vorteile KI-Anwendungen bieten und wie man sie gewerblich und industriell am besten einsetzen kann. Diese Potenziale aufzuzeigen und greifbar zu machen, ist das Ziel des „KI-Hubs-Kronach“. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Hubs besuchen Firmen der Region, führen dort eine Bestandsanalyse hinsichtlich potenzieller KI-Anwendungen durch und setzen diese dann direkt in Prototypen um. So wurden zum Beispiel digitale Lösungen für die automatische Qualitätssicherung von Produkten bei einem Werkzeugmacher, in einer Bäckerei und bei einem Hersteller von Zündsystemen entwickelt.
Diese fünf im Wettbewerb prämierten Projekte zeigen bereits schlaglichtartig die große Bandbreite und die Möglichkeiten der Digitalisierung. Und von den präsentierten Ideen und Lösungen sind viele sicherlich nicht nur für den ländlichen Raum, sondern auch für urbane Zentren interessant.
Informationen zu allen zehn “Digitale Orte“-Preisträgern, inklusive kurzer Vorstellungsvideos, findet man hier.