Digitale Identitäten: Neue Richtlinien setzen den Startschuss

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Veröffentlicht am 15.06.2021

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Digitale Identitäten in digitalen Brieftaschen, so lautet der Fahrplan, den die EU-Kommission vorgestellt hat. Ob Hotel-Check-In, der Abschluss von Verträgen oder die Ummeldung in einer Kommune: frühestens nächsten Sommer soll es im alltäglichen Gebrauch möglich sein. Erste Pilotprojekte sind bereits gestartet, andere stehen kurz bevor.

Im Grunde ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir uns mit unseren Digitalen Identitäten ausweisen, Verträge abschließen und Konten eröffnen können. Daraufhin gearbeitet wird jedenfalls schon seit Jahren, sowohl auf nationaler wie europäischer Ebene. Ein im Mai gestartetes Pilotprojekt in Deutschland erlaubt zum Beispiel den digitalen Hotel-Check-In für Mitarbeiter:innen bestimmter Unternehmen wie der Deutschen Bahn bei ausgewählten Hotels wie unter anderem Motel One. Andere Anwendungsbereiche wie den digitalen Abschluss von Mobilfunkverträgen oder den Zugang zu Packstationen werden demnächst folgen.

Bald nur noch digitale Brieftaschen?

Zentral für den praktischen Einsatz von Digitalen Identitäten werden digitale Brieftaschen, so genannte „Wallets“. Dies gaben Margrethe Vestager , Exekutiv-Vizepräsidentin der EU-Kommission, und EU-Kommissar Thierry Breton bekannt, als sie am 03. Juni Neuerungen der eIDAS-Verordnung vorstellten. Die „electronic IDentification, Authentication and trust Services“ (eIDAS)-Richtlinie regelte bislang die elektronischen Identifizierungen und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im EU-Binnenmarkt. Entsprechende Wallet-Apps sollen von den Mitgliedsstaaten zur Verfügung gestellt werden, wobei sie stets an ein hoheitliches Ausweisdokument wie den Personalausweis oder Reisepass geknüpft bleiben sollen.

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Einheitliche Regelungen werden dabei nicht angestrebt. Wallets sollen lediglich gemäß eines gemeinsamen Standards entwickelt werden, während Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet werden sollen, digitale Ausweise anzubieten und solche anderer EU-Staaten anzuerkennen. Wie diese Standards in der praktischen Entwicklung der digitalen Brieftaschen aussehen könnten, darüber soll es auf EU-Ebene im September ein weiteres Treffen geben. Eine finale Entscheidung werde es vor nächstem Sommer jedoch nicht geben, gab die Kommission bekannt.

Scheitert der Erfolg an der Umsetzung?

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V., Bitkom, kritisiert eine bereits jetzt zu starke Fragmentierung hinsichtlich EU-weiter Marktregulierungen im Bereich Digitaler Identitäten. „Auch bereits auf nationaler Ebene erschweren branchen-spezifische Anforderungen das Wachstum und die Marktdurchdringung von Identitätsdienstleistungen und somit digitale Geschäftsmodelle“, heißt es in einem Positionspapier. 

Mit seinen Mitgliedern hat der Bitkom deshalb eine Initiative mit Dienstleistern im Bereich der digitalen Identitäten und Anwendern aus unterschiedlichen Branchen gestartet, um Digitale Identitäten „zu einem Erfolg für alle Marktteilnehmer“ zu machen und „Identitätsdienstleistungen zu einem europäischen Exportprodukt“ werden zu lassen. Dazu müsse es jedoch einen intensiven Austausch zwischen Wirtschaft und EU-Kommission, Ministerien und Aufsichtsbehörden geben, so der Verein.

Digitale Souveränität auch zum Nutzen von Unternehmen

Einmal da, sollen sich Bürger:innen die Wallets dann per App herunterladen und mit persönlichen Dokumenten wie Abschlüssen, Gesundheitskarten etc. füllen können. Dies entspricht dem Prinzip der Self-sovereign identity (SSI), wonach Personen individuelle Kontrolle über ihre digitale Identitäten behalten sollen. „Damit wir entscheiden, wie viele Informationen wir über uns, mit wem und zu welchem Zweck teilen möchten“, betonte Margrethe Vestager die Bedeutung von SSI.

Die Einführung der europaweit nutzbaren Wallets sollen dabei nicht nur Sicherheit und Komfort für EU-Bürger:innen bieten, erklärte Thierry Breton:

„Auch unsere europäischen Unternehmen, ob groß oder klein, werden von dieser digitalen Identität profitieren, sie werden eine breite Palette neuer Dienste anbieten können, da der Vorschlag eine Lösung für sichere und vertrauenswürdige Identifikationsdienste bietet.“

Alternative zu Google, Facebook und Co.

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In Sachen Sicherheit gelte es auch, der Markmacht großer Technologiekonzerne wie Google, Amazon, Facebook oder Apple eine staatliche Alternative entgegenzusetzen. Digitale Identitäten in Form von Accounts bündeln sich bereits jetzt, wenn sich User:innen zum Beispiel mit ihrem Google-Konto bei anderen Anbieter:innen anmelden können.

„Deren Geschäftsmodell basiert unter anderem auf der Kommerzialisierung von Identitäten sowie der Verwertung der Nutzerdaten.“ Eine kritische Entwicklung, wie die Bundesdruckerei auf ihrer Webseite mitteilt. Auch deshalb sei es wichtig, dass das EU-Projekt nun an Fahrt gewinne. Denn auch wenn Pilotprojekte bereits angelaufen sind und neue folgen, wird es noch eine Zeit lang dauern, bis digitalen Identitäten in Wallet-Apps zu wirklichen Alternativen im Alltag werden.

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