Digitale Energiewende: Verbraucher stärker einbeziehen

Foto: CC0 1.0, Pixabay User Pixaline | Ausschnitt bearbeitet
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Veröffentlicht am 21.04.2020

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Zum Smart Home gehört auch der intelligente Stromzähler. Wie es um die Fortschritte des Smart-Meter-Rollouts und der Digitalisierung der Energiewende steht, erhebt die Unternehmensberatung EY jährlich für das Bundeswirtschaftsministerium. Für 2019 zieht das Digitalbarometer eine positive Zwischenbilanz. Trotzdem gibt es noch einiges zu tun.

Smarte Messgeräte sollen in Deutschland analoge Geräte ersetzen. Der Einbau der intelligenten Stromzähler (Smart-Meter-Gateways) läuft aktuell. Wie der Stand bei der Digitalisierung der Energiewirtschaft ist, haben die Wirtschaftsprüfer von Ernst &Young (EY) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) ermittelt. Das „Barometer Digitalisierung der Energiewende“ bildet das Berichtsjahr 2019 ab. Insgesamt ziehen die Prüfer eine positive Zwischenbilanz, zählen jedoch auch mehrere Hindernisse auf. Zum einen können viele Messstellenbetreiber, in der Regel Stadtwerke, kein profitables Geschäftsmodell etablieren, da noch zu wenige intelligente Messgeräte genutzt werden. Außerdem wollen weniger Stromkunden ein Smart Meter einbauen lassen und fühlen sich im Vergleich zur Erhebung von 2018 schlechter informiert.

Bei ihrer Untersuchung haben die Autoren den Fokus auf die Umsetzung des Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende (GDEW) gelegt. Acht Faktoren gelten dabei als ausschlaggebend: Stand der Zertifizierung der Smart-Meter-Gateways, Marktkommunikation, Rollout durch die Messstellenbetreiber (MSB), Stand der Standardisierung, Technologieangebot, Verfügbarkeit von Geräten, Verfügbarkeit der Telekommunikationsinfrastruktur und Kundensicht/Akzeptanz.

Positive Zwischenbilanz

Das Ergebnis sei „eine erste ermutigende Zwischenbilanz„, schreiben die Autoren. Insgesamt zeigt das Barometer eine Verbesserung um 14 Punkte auf 36 von 100 Punkten an. Dazu habe vor allem die erfolgte Gerätezertifizierung und die Markterklärung beigetragen, die den Startschuss für die verpflichtende Ausstattung mit intelligenten Messgeräten bedeutet. Außerdem wirkte sich „der reibungslose Rollout der modernen Messeinrichtungen, eine gesicherte Geräteversorgung und mehr Transparenz und Planungssicherheit beim regulatorischen Fahrplan“ positiv aus, loben die Autoren.

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Der Einbau intelligenter Messsysteme ist Pflicht und hat Ende Februar deutschlandweit begonnen. Bis spätestens 2032 müssen alle analogen Zähler in privaten Haushalten und Gewerbebetrieben ersetzt werden. Intelligente Messsysteme (iMSys) übermitteln den aktuellen Zählerstand digital an den Messstellenbetreiber und verfügen über eine Kommunikationseinheit, ein sogenanntes Smart-Meter-Gateway (SMG). Ältere moderne Messeinrichtungen (mME) ohne Kommunikationseinheit können aufgerüstet werden. Ausgeschlossen vom Pflichteinbau sind Erneuerbare-Energie- und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen bis zu einer installierten Leistung von 100 kW.

Vier zentrale Maßnahmen für 2020 gefordert

Die Ausnahme rechtfertigte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) mit einer bevorstehenden Angleichung des Erneuerbare-Energie-Gesetzes (EEG) an das Messstellenbetriebsgesetz (MsbG). Diese soll bis 30. Oktober erfolgt sein. Die Autoren des Barometers sehen darin eine zentrale Weichenstellung, die 2020 erfolgen muss.

Zweitens soll der Rechtsrahmen fortgeschrieben werden. Durch den bevorstehenden starken Ausbau der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität gewinne dies immer mehr an Bedeutung.

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Drittens fordern die Autoren eine Entscheidung zu den Lizenzen für den Funkfrequenzbereich 450 Megahertz. Neben der Energiewirtschaft wollen diesen auch die Sicherheitsbehörden für sich nutzen. Während das BMWi die Frequenz für die Strombranche unterstützt, setzt sich das Bundesministeriums des Inneren (BMI) für Polizei und Militär ein. Eine Einigung der Behörden steht noch aus. Die Autoren halten die Nutzung für die Energiewirtschaft für einen „kritischen Erfolgsfaktor“ der Digitalisierung der Energiewende. Viertens müsse der Pflicht-Rollout für intelligente Messsysteme schnell erfolgen. Dadurch könne zum einen praktische Erfahrung gesammelt werden, zum anderen könne dies für eine schnellere Marktverbreitung von Lösungsangeboten für Smart-Meter-Gateways sorgen.

Stromkunden fühlen sich schlecht informiert

Verbraucher sollen bei der Digitalisierung der Energiewende mitgenommen werden. Im Vergleich zu vorherigen Befragungen habe sich Bekanntheit und Akzeptanz aber „nur marginal“ verändert, schreiben die Autoren. „Der Informationsstand zum Rollout ist weiterhin gering, die Kundenakzeptanz für iMSys weiterhin verbesserungsfähig„, kritisiert der Bericht. Der Anteil an Verbrauchern, die sich schlecht oder überhaupt nicht informiert fühlen, stieg sogar im Vergleich zum Vorjahr von 55 auf 60 Prozent.

Ein möglicher Grund: Nur wenige Menschen sind tatsächlich von einem Pflichteinbau betroffen, nämlich nur 11 Prozent der Letztverbraucher. „Art und Inhalt der gegenwärtigen Kommunikation mit Verbrauchern, wie auch die Diskussion mit Branchenvertretern“ sei verbesserungswürdig. Zwar habe das BMWi einen Informationsflyer veröffentlicht, es brauche aber noch mehr zentrale Unterstützung für den Pflicht-Rollout.

Politik soll Regulierung vereinheitlichen

Die Energiewende betrifft nicht nur die Stromversorgung, sondern alle weiteren Anwendungen im intelligenten Zuhause, wie zum Beispiel den Einbau von Ladesäulen für Elektroautos. Nach wie vor sollte die Politik in „den meisten“ Bereichen des Smart Home die Regulierung vereinheitlichen und verbessern, empfehlen die Experten. Die einzige Neuerung habe sich durch die Änderung im Gesetzentwurf für das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) ergeben, die den Begriff der Interoperabilität ergänzt. Dadurch soll „der Wettbewerb zwischen Ablesedienstleistern“ gestärkt und der Anbieterwechsel erleichtert werden. Darüber hinaus konnten die Autoren keine größeren Veränderungen feststellen. Eine „Harmonisierung der unterschiedlichen Rechtsrahmen und ein konsistenter Lösungsansatz für Verbraucher und Erzeuger“ stehe noch aus. Dasselbe gelte für eine ganzheitliche Ausgestaltung der Sektorenkopplung von Strom, Gas, Wasser, Wärme und Elektromobilität.

Tagesspiegel Politikmonitoring

Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Tagesspiegel Politikmonitoring auf der Website des BASECAMP.

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