Digitale Bildung: Wie transformieren wir unsere Schulen?

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Veröffentlicht am 02.06.2020

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In der Krise haben sich digitale Lern- und Arbeitsformen unter Beweis gestellt. Nun fordert ein Verbändebündnis aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft eine breit angelegte Offensive, um Bildung und Schule nachhaltig zu digitalisieren. Das Bündnis unter der Führung der Gesellschaft für Informatik liefert der Politik dazu sieben Handlungsempfehlungen.

In den vergangenen Wochen stellte die Corona-Pandemie das deutsche Schulsystem auf den Prüfstand und offenbarte dabei den Zustand digitaler Bildung. Dabei kam es innerhalb kurzer Zeit zu einem regelrechten Crash-Kurs in Sachen Digitalisierung, um den Bildungsauftrag der Schulen zu sichern. Auf die Herausforderungen reagierten die Bundesländer zeitnah und schufen beispielsweise eigene Lern- und Bildungsplattformen. Seitens der Bundesregierung gab es kurzerhand ein 500-Millionen-Programm mit dem vorrangigen Ziel bedürftige Schüler*innen mit notwendigen Endgeräten auszustatten. „Doch zeigt die aktuelle Situation auch, dass die Bildungsrepublik Deutschland die digitale Transformation ihrer Schulen sträflich vernachlässigt hat“, kritisiert der Präsident der Gesellschaft für Informatik (GI) Hannes Federrath.

Damit es hierzulande in Sachen digitaler Bildung nach der Coronakrise zu keinem Rückfall in alte Verhältnisse kommt, hat die GI zusammen mit Partnern wie dem Bitkom, dem Verband der Internetwirtschaft (eco), dem Deutschen Lehrerverband und weiteren Akteur*innen die „Offensive Digitale Schultransformation“ (#OdigS) gestartet. „Digitale Medien einsetzen, digitale Kompetenzen fördern und digitale Teilhabe für alle ermöglichen“ – so fasst der Bitkom die Ziele der #OdigS zusammen. Um „die dringend notwendige digitale Schultransformation wirksam voranzutreiben“, wurden im Rahmen der Initiative sieben Handlungsempfehlungen formuliert, die zentrale Herausforderungen des deutschen Bildungswesen adressieren.

Technische Ausstattung und Kompetenzen fördern

Der Stellenwert von Präsenzunterricht sowie persönlichem Kontakt zu Lehrkräften sei in der Krise zwar verdeutlicht worden, jedoch bewiesen digitale Lern- und Lehrformen eindeutig ihr Potenzial. Daher wird empfohlen, digitale Unterrichtstechnologien als sinnvolle Ergänzung in den Schulalltag zu integrieren und deren Möglichkeiten aktiv sowie gewinnbringend zu gestalten. Deren Einsatz kann aus Sicht des Bündnisses beispielsweise einen wichtigen Beitrag dazu leisten, „die heutige Schülergeneration auf die Herausforderungen der heute zunehmend digitalen Arbeitswelt und des lebenslangen Lernens rechtzeitig vorzubereiten.“

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Foto: Unsplash / Hal Gatewood / Ausschnitt bearbeitet

Darüber hinaus ist die Ausstattung aller Schüler*innen flächendeckend abzusichern – das schließt sowohl Lernendgeräte wie Laptops oder Tablets samt Software und Internetzugang, als auch den Zugang zu Bildungsinhalten ein. Um einer „digitalen Spaltung“ vorzubeugen, sollen vor allem Kinder aus ökonomisch benachteiligten Verhältnissen bei der Anschaffung von Geräten unterstützt und Ausstattungskonzepte dauerhaft finanziert werden.

Die dritte Handlungsempfehlung lautet, Informatik bundesweit als Pflichtfach zu etablieren. Dabei rät das Verbändebündnis auch dazu, digitale Werkzeuge fächerübergreifend zu nutzen, wenn dies einen pädagogischen Mehrwert schaffen kann. Gleichzeitig muss die Digitalkompetenz von Lehrkräften gestärkt werden. Hierzu empfiehlt das Bündnis, Maßnahmen zur Kompetenzförderung zum Pflichtbestandteil der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften zu machen: „Dabei geht es nicht nur um Anwenderkompetenzen im Umgang mit digitalen Tools, sondern auch um didaktische Fähigkeiten des Lehrens und Lernens mit digitalen Medien sowie um Informatik- und Medien-Kompetenzen,“ hält die #OdigS fest. Lehrkräfte sind dazu zu befähigen, „Unterricht mithilfe digitaler Unterstützung zeitgemäß und zukunftsorientiert zu gestalten.“

Bereitstellung von Infrastruktur und Personal

„Sichere digitale Lernumgebungen etablieren und Formen der digitalen Kommunikation und Kooperation intensiver nutzen“ – so lautet der fünfte Punkt des Katalogs. Hierbei wird empfohlen, dass die von Bund und Ländern bereitgestellten Online-Lernplattformen und digitalen Bildungsinhalte über die Krise hinaus an allen Schulen flächendeckend zur Verfügung stehen sollen. Diese ermöglichen interaktiven Fernunterricht in Echtzeit und unterstützen selbstständiges, aber auch gemeinsames Lernen. Besonderer Wert sollte auf der Übertragbarkeit und Sicherheit von Lernmaterialien sowie einem breiten und einfachen Zugang liegen. Dabei sind Insellösungen zu vermeiden – stattdessen sollten digitale Klassenräume „über Schulgrenzen hinweg untereinander vernetzt [sein] und einen Wissenstransfer ermöglichen“.

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Darüber hinaus wird empfohlen, Schulen dauerhaft zu helfen, die notwendige digitale Infrastruktur aufzubauen und die benötigten Fachkräfte zu finden. „Schulen brauchen eine zeitgemäße digitale Infrastruktur. Diese zu etablieren und zu pflegen ist entscheidend, um eine digital unterstütze Lehre zu ermöglichen“, hält das Papier hierzu fest. Damit Know-how und Expertise für die Digitalisierung gesichert sind, braucht es auch entsprechendes Fachpersonal wie IT-Administrator*innen und Medienberater*innen, „um Lehrende von technischen Verwaltungsaufgaben zu entlasten.“

Die letzte Empfehlung des Bündnisses greift die Arbeitsausstattung von Lehrkräften auf: „Lehrkräfte und Pädagog*innen aller Bildungseinrichtungen dürfen künftig nicht weiter gezwungen sein, private Technik nutzen zu müssen“, heißt es dazu. Auch für Lehrkräfte sollten daher alle notwendigen Arbeitsmittel – vom Notebook, über Headset und Webcam bis hin zur erforderlichen Software – als personengebundene Ausstattung zur Verfügung gestellt werden.

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