Digital mobil im Alter: Aktionswoche für Alt und Jung zum EU-Digitaltag am 18. Juni
Foto: Placeit
Von Susanne Stracke-Neumann
Einen Zugang zum Internet zu haben, digitale Technik zu nutzen sowie kompetent und sicher damit umgehen zu können, ist in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens eine wesentliche Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Wer noch Berührungsängste mit Computer, Smartphone und Tablet – zeigt, fühlt sich schnell ausgeschlossen.
Dennoch gehören 16 Prozent der Bevölkerung in Deutschland zu den „Digital Abseitsstehenden“, berichtet der „D21-Digitalindex“. Sie gehen gar nicht oder nur selten ins Internet, sind ganz überwiegend im Rentenalter und zu zwei Dritteln weiblich. Das Interesse an digitalen Medien ist in dieser Gruppe gering. Ein Nutzen für das eigene Leben wird selten gesehen.
Gemeinsam das vielfältige Reich des Digitalen zu erkunden, war das Ziel einer Aktionswoche von der Stiftung Digitale Chancen & Telefónica O2. Jüngere und ältere Menschen, etwa Enkel und Großeltern, sollten zusammen durch die Welt der virtuellen Möglichkeiten reisen. Denn diese Welt kann, besonders in der pandemiebedingten Vereinzelung, den Kontakt zu Familie und Freunden erhalten und virtuelles Reisen und Lernen möglich machen.
„Für uns ist es wichtig, dass alle Menschen teilhaben und die Digitalisierung für sich nutzen können“, erklärte Claudia von Bothmer, Head of Corporate Responsibility bei Telefónica Deutschland, bei der Abschlussveranstaltung der „Expeditionen ins Digitalreich“ am 18. Juni.
Deshalb hat sich das Kommunikationsunternehmen, das bereits seit über zehn Jahren das Programm „Digital mobil im Alter“ für Seniorinnen und Senioren anbietet, an der europaweiten Digitalaktion beteiligt. Mit ihren Leitfäden für eine Orientierung in der Netzwelt wollen die Stiftung „Digitale Chancen“ und Telefónica zeigen, dass die Digitalisierung nicht nur Zeitvertreib ist. Sie bietet vielmehr eine Menge Chancen auch für den Alltag und macht geistige Mobilität auch bei körperlicher Beeinträchtigung bis ins hohe Alter hinein möglich, erklärte von Bothmer. Die digitalen Lern-Angebote aus der Aktionswoche sollen weiterhin zugänglich bleiben, so dass auch gerne im Bekanntenkreis weiter für die gemeinsamen Digitalausflüge geworben werden dürfe.
Engagement gelobt
Der Bundestagsabgeordnete Sönke Rix aus Eckernförde in Schleswig-Holstein, Obmann der SPD im Bundestagsausschuss „für Familie, Senioren, Frauen und Jugend“, hatte seine Praktikantin Melissa Barber gebeten, die digitale Expedition mit ihrer Großmutter anzutreten. Den Einsatz für mehr digitale Teilhabe der älteren Generation und für das Zusammenspiel der Generationen im bürgerschaftlichen Engagement findet er, ein gelernter Erzieher und Fachmann für Berufs- und Arbeitsförderung, besonders wichtig und dankte den Organisator*innen der Aktionswoche für ihren Einsatz.
Oft sei es nur die Unkenntnis der praktischen Möglichkeiten des Internets, der Vorteile auch für ältere Menschen, die Seniorinnen und Senioren von einer Nutzung abhält, hat der Mitarbeiter der Stiftung „Digitale Chancen“, Stephan Seiffert, beobachtet. Mit verständlichen Erklärungen durch den „Dschungel“ von Apps, Chatbots und Messengern, mit der Möglichkeit, Tablets zum Ausprobieren zu leihen, und Videos zu verschiedenen Themen will Telefónica helfen, Nutzen und Spaß der digitalen Möglichkeiten zu entdecken. Manchmal gibt es auch ein Unwohlsein mit diesem nicht überschaubar scheinenden Terrain, für das man sich doch nicht mehr interessieren müsse, berichtete eine junge Frau von der Aktionswoche mit ihrer Großmutter. Durch gemeinsames Vorantasten lasse sich das überwinden, hat sie gemerkt. Dabei hilft die Orientierung an Interessen der Seniorinnen und Senioren, haben zwei andere junge „Expeditionsführerinnen“ bei den digitalen Reisen mit ihren Großmüttern festgestellt. Seien es die Informationen zum Auslandsaufenthalt der Enkelin Melissa in den USA, die Liebe zu Rom oder die Neugier auf frühere Wohnorte, vieles kann Antrieb sein, die Forschungsreisen auszudehnen.
Apps erleichtern das Leben
Aber nicht nur Spiel und Spannung, sondern auch Hilfe und Unterstützung bieten viele Apps rund um die Gesundheit, oder erleichtern das reale Ausgehen oder Reisen, wie es gerade beim digitalen Impfpass oder dem digitalen Einchecken in Museen oder Veranstaltungen deutlich wird. Ob Fitness-Programm, Online-Yoga, Rätseln oder virtuelles Chorsingen, vieles wird digital möglich und hält geistig und körperlich frisch.
Für die jugendlichen Erklärer*innen, oft auch als „Digital Natives“ bezeichnet, bedeutet die digitale Reise mit Seniorinnen und Senioren, viel Geduld aufzubringen und erst mal geistig einen großen Schritt vom Alltagsgebrauch des eigenen Smartphones oder Tablets zurückzutreten. Denn zu schnelle oder ungeduldige Erklärungen erzielen eher einen abschreckenden Effekt.
Erfahrungsberichte erwünscht
Wie viel Spaß der gemeinsame Digitalausflug machen kann, zeigten die Schnappschüsse aus der Aktionswoche, die von Stiftungsmitarbeiterin Laura Hänsch präsentiert wurden. Lob gab es bei der Abschlussveranstaltung, die natürlich digital ablief, auch direkt: „Der Fahrplan ist voll aufgegangen“, war eine der Bemerkungen.
Weitere Erfahrungsberichte, Fotos oder Videos über die „Expeditionen ins Digitalreich“ sind als Feedback bei den Organisator*innen sehr willkommen und können hierhin eingesandt werden.