Digital Gender Gap: Chancengleichheit durch Digitalisierung

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Veröffentlicht am 17.01.2020

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Der Kreis der digitalen Pioniere ist noch immer überwiegend männlich besetzt. Dies geht aus einer Studie zum digitalen Lagebild Deutschlands der Initiative D21 und des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit hervor. Der D21-Digital-Index erfasst alljährlich den Digitalisierungsgrad der deutschen Gesellschaft und gibt Empfehlungen ab, wie die Chancengleichheit in der digitalen Gesellschaft gesteigert und der sogenannte „Digital Gender Gap“ geschlossen werden kann.

Länger als ein Menschenleben soll es dauern, bis die Kluft zwischen Frau und Mann geschlossen ist – 99,5 Jahre. Das geht aus den neusten Berechnungen des Weltwirtschaftsforums hervor. Doch es gibt Hoffnung: 2018 betrug die Erwartung zur Gleichstellung in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Arbeit und Politik noch 108 Jahre. Mithilfe der Digitalisierung könnte es aber schneller vorangehen. Denn laut den Prognosen der D21-Studie, sei die Digitalisierung ein Motor, um Chancengleichheit in einer digitalen Gesellschaft schneller zu erreichen. Durch Erfahrungen über Ungleichheiten aus der analogen Welt könnten Diskriminierung und Bias in der Entwicklung digitaler Produkte, Verfahren und Anwendungen schneller erkannt und vermieden werden.

Impulse für mehr Geschlechtergerechtigkeit

Der D21-Digital-Index gibt auf einer Skala von 0 bis 100 den Digitalisierungsgrad der deutschen Gesellschaft wieder. Aktuell liegt dieser Wert für Deutschland bei 55 Punkten und rangiert damit im internationalen Mittelfeld. Frauen erreichen über alle soziodemografischen Merkmale hinweg, bei einem durchschnittlichen Digitalisierungswert von 51 Indexpunkten, einen geringeren Digitalisierungsgrad als Männer (61 Indexpunkten). Wirtschaftlich aufstrebenden Nationen wie China und Indien bescheinigt die Studie hingegen weitaus geringere geschlechtsspezifische Unterschiede.

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Bereits bei digitalen Basisanwendungen, wie der Verwendung von Office-Programmen, stellt der Bericht eine Ungleichheit zwischen den Geschlechtern fest. Deshalb müssten „neue didaktische Konzepte und Methoden“ entwickelt werden, um „analoges Wissen über gendersensible und zielgruppen-geeignete Inhalte“ zu nutzen und zu transferieren, empfehlen die Autoren der Studie mit Verweis auf die Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ der Kultusministerkonferenz.

Angesichts der Ergebnisse empfiehlt die Initiative D21 die Vermittlung digitaler Kompetenzen durch „gendergerechter Qualitätsstandards“ abzusichern – dabei müsse es um Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit gehen. Aber auch im analogen Bereich sehen die Autoren Handlungsbedarf: In der Aus- und Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte müsse demnach ein ausgewogenes Verhältnis an weiblichem und männlichem Lehrpersonal sichergestellt werden. Außerdem solle der Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen paritätisch erfolgen. Unterschiedliche soziale Rollen, die weiblich oder männlich konnotiert sind, müssten innerhalb des gesamten Bildungssektors berücksichtigt werden.

Frauen verfügen über weniger Mobilgeräte

Strukturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtern gebe es auch im Berufsleben. Denn der Studie zufolge mangele es bei 30 Prozent der Vollzeitbeschäftigten an digitaler Ausstattung am Arbeitsplatz. Männer erhielten häufiger Zugang zu digitalen Anwendungen und mobilen Geräten, die flexible Arbeitsformen begünstigten. Zur Schaffung höherer Flexibilisierung im Joballtag schlägt die Initiative D21 vor, eine Ausstattung „mit digitalen Geräten und Anwendungen statusübergreifend in Unternehmen“ zur Verfügung zu stellen. Digitalgeräte dürften „kein Statussymbol für bestimmte Positionen im Job“ sein.

Bei der Implementierung digitaler Technologien sei auf eine transparente Kommunikation zu achten, um Mitarbeiter*innen einen Mitbestimmungsspielraum zu gewähren. Eine grundlegende Ausstattung eröffne zudem den Zugang zu digitalen Lernformaten. Unternehmen, Verwaltungen und Organisationen, die ihren Mitarbeiter*innen gleichermaßen gendergerechte Zukunftskonzepte für digitale Arbeitsumgebungen zur Verfügung stellen, und damit attraktive flexible Arbeitsformen ermöglichen, müssten „ausgezeichnet und sichtbar gemacht werden“.

Offenheit gegenüber neuem Wissen

Unterschiede in den Einstellungen gegenüber neuer digitaler Trends ließen sich zurückführen auf die Bildungs- und Berufsfelder in denen Frauen und Männer tätig sind, heißt es in der Studie. Den Autoren zufolge braucht es für die Anwendung wie auch für die Vermittlung digitaler Kompetenzen neue, zielgruppenorientierte Bildungskonzepte. Dazu gehöre eine Ausrichtung auf Personen in Betreuungs- und Pflegeberufen, auf Beschäftigte in scheinbar wenig technikaffinen Berufsfeldern sowie auf Teilzeitbeschäftigungen. In allen drei Gruppen bilden Frauen die überwiegende Mehrheit.

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Als zentrale Elemente eines gendersensiblen Ansatzes schlagen die Autoren die Berücksichtigung unterschiedlicher Lernsozialisation und Ausgangsniveaus vor. Lernen in gemischten Gruppen und unter Frauen mit Digital-Expertinnen als Rollenvorbildern begünstigten die Identifikation mit digitalen Themen und Inhalten.

Auch die Bundesregierung hat die geschlechterspezifischen Unterschiede in Bezug auf die Digitalisierung als Thema erkannt: „Frauen und Männer haben einen unterschiedlichen Blick auf die Digitalisierung und ihre Folgen. Deshalb haben wir das Thema Digitalisierung in den Fokus des Dritten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung gestellt. Wir haben eine Sachverständigenkommission gebeten, sich mit den Folgen der Digitalisierung für Frauen und Männern auseinanderzusetzen und Handlungsempfehlungen für die Politik zu entwickeln“, erklärte Familienministerin Franziska Giffey.

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