Die SPD hebt den Datenschatz
Gesagt. Getan. Gerecht.– das ist seit mehr als einem Jahr der Wahlspruch der SPD. Den Worten Taten folgen lassen will man nun auch bei der Vorbereitung für den Bundestagswahlkampf 2017. Anfang September hatte der Kampagnen-Guru Jim Messina den Sozialdemokraten bei ihrem ersten Campaign Camp mit auf den Weg gegeben, dass zunächst einmal Freunde und Bekannte überzeugt und zu Botschaftern gemacht werden müssen, bevor man Wahlen gewinnen kann. Um neue Freunde zu finden, hat sich der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel gleich auf den Weg in die Sozialen Netzwerke gemacht und nach zwei Jahren Abstinenz beinahe nahtlos an sein 2013 wegen technischer Probleme abgesagtes Twitterview angeknüpft.
#fragsigmar
Obwohl in zwei Jahren kein einziger Tweet über den Kanal von Sigmar Gabriel gegangen ist, ist seine Fangemeinde trotzdem stetig gewachsen – von damals rund 38.000 auf inzwischen mehr als 50.000 Follower. Nun sollen es schnell mehr werden. #fragsigmar war dafür ein guter Einstieg. Unter dem Hashtag gab es am 29. September bis 16 Uhr fast 1.900 Beiträge und das Twitterview war trending topic in Deutschland. Doch trotz des großen Medienrummels rund um das Interview konnte Gabriel innerhalb der Twittergemeinde nicht das gleiche Interesse wecken wie ein anderer Neuankömmling. Während es der Whistleblower Edward Snowden innerhalb einer Woche auf 1,4 Mio. Follower brachte, sind bei Sigmar Gabriel in den Tagen vor und nach dem Interview nur rund 700 neue Follower hinzugekommen. Aber bis 2017 ist auch noch ein bisschen Zeit und da Angela Merkel nicht twittert, gibt es zumindest auf diesem Kanal keine Konkurrenz.
„Vergesst die Umfragen!“
Eine weitere Botschaft, die der Wahlkampfstratege aus den USA den Sozialdemokraten Anfang September bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Berater mit auf den Weg gegeben hat, ist: „Vergesst die Umfragen!“. Messina weiß wovon er spricht, schließlich hat er dem US-Präsidenten Barack Obama zur Wiederwahl verholfen, obwohl die New York Times ihm zum Start seiner Kampagne nur eine 17-prozentige Chance auf die 2. Amtszeit einräumte. Auch bei den britischen Unterhauswahlen konnte Messinas Schützling David Cameron das zunächst knappe Rennen für sich entscheiden und als Premierminister im Amt verbleiben. Die SPD setzt nun darauf, dass dem Wahlkampf-Messias vielleicht auch in Deutschland der „Turnaround“ gelingt.
Adressatengerechte, politische Inhalte
Als Wahlkampfstratege hat man aber nicht nur kluge Ratschläge parat, sondern weiß natürlich auch, dass man nichts dem Zufall überlassen darf. Damit die neue Zuversicht der SPD auch überall ankommt, wo potentielle Botschafter bereitstehen, setzt die Partei unter anderem auf „Datenbasierte Kampagnen“. Wie man der dazugehörigen Stellenausschreibung entnehmen kann, wollen sich die Sozialdemokraten auf den Weg machen, um „mehr und nachhaltiger Menschen zu erreichen und neue MitstreiterInnen für ihre Politik zu gewinnen“. Auch hier folgt die SPD der Empfehlung Messinas und setzt darauf, „Bürgerinnen und Bürger bei Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnisse adressatengerecht politische Inhalte und Ziele zu vermitteln“. #fragsigmar war also nur der erste Streich auf dem Weg zur Bundestagswahl 2017.