#freiheitdigital: Die neue Zeitrechnung der Arbeit 4.0
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Freizeit hat einen wichtigen Stellenwert für uns und verheißt Freiheit. „Wir arbeiten von neun bis fünf – der ein oder andere auch ein bisschen länger – um dann zwei Tage Zeit für unsere Freiheit zu haben. Aber ist das wirklich so?“ Mit dieser Frage eröffnete Peter Baumgärtner, Programmreferent der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, eine neue Ausgabe der Reihe #freiheitdigital.
Am 19. April stand das Thema Zeit im Fokus des Digital-Lunch-Formats #freiheitdigital im Telefónica BASECAMP. Es ging um die Balance von ArbeitsZEIT und FreiZEIT und damit Fragen von Freiheit und Verantwortung in Zeiten der Arbeit 4.0; dem Schlagwort der Veränderung unserer Arbeitswelt.
FreiZEIT und ArbeitsZEIT verschwimmen
Im besten Fall arbeiten wir an Projekten, die uns persönlich wichtig sind, arbeiten mit Menschen, die uns inspirieren – Arbeit fühlt sich dann ein Stück weit nach Freizeit an, wir entwickeln uns weiter und schaffen uns neue Freiräume für die Zukunft. Möglichkeiten, die Arbeit 4.0 eröffnet, scheinen dafür prädestiniert.
Arbeit 4.0 erlaubt digitaler und damit vernetzter und flexibler zu arbeiten. Oftmals sogar orts- und zeitunabhängig. Was dieser Umbruch für die ArbeitsZEIT und FreiZEIT bedeutet, beleuchtete #freiheitdigital aus der Perspektive dreier Branchen.
Bei #freiheitdigital gab Dr. Nanne von Hahn Einblicke in gänzlich neue Arbeitsweisen, die digital geprägt sind und dadurch einen gewissen Grad an Flexibilität bzw. Orts- und Zeitunabhängigkeit bei der Erfüllung von Aufgaben mit sich bringen.
Arbeitszeit ist eine Generationenfrage
Als Director Talent, Development & HR Strategy bei Telefónica Deutschland verantwortet sie die Unternehmensentwicklung im Human Resources-Bereich. „Die Menschen sind diejenigen, die ein Unternehmen weiterentwickeln und erfolgreich machen“, so Dr. Nanne von Hahn zum Grundsatz, an dem auch die Digitalisierung nichts ändert.
Sie beobachtet, dass Arbeitszeit heute zwar noch eines der Kriterien bei der Wahl eines Jobs ist, aber längst nicht mehr das Relevanteste. Auch gelte sie nicht mehr als Messeinheit für Arbeit: „Wir erwarten Sinn in unserer Arbeit und damit verknüpfen wir die Bereitschaft viel von uns zu geben.“ Immer mehr Bewerber fragen aktiv nach der Flexibilisierung von Arbeitszeit, so die Expertin. Eine Entwicklung, die Dr. Nanne von Hahn vor allem bei Bewerbern der Generation Y sieht.
Der Arbeit Grenzen setzen
Das ist nicht verwunderlich und durch ihre Erziehung begründet: Millenials war Entscheidungen treffen Bestandteil ihrer Erziehung und damit bringen sie eine Voraussetzung für neue, flexible Arbeitsweisen mit, die uns die Arbeit 4.0 in vielen Branchen eröffnet: „Mit dem Freiheitsgrad geht auch die Notwendigkeit einer Entscheidung einher“, so Dr. Nanne von Hahn – nämlich die Entscheidung „jetzt zu arbeiten oder jetzt eben nicht zu arbeiten„, wenn die Grenzen zwischen ArbeitsZEIT und FreiZEIT verschwimmen und Arbeit nicht mehr von neun Uhr bis fünf Uhr, sowie nicht mehr ausschließlich im Büroraum erledigt wird.
Außerdem ginge es um Vertrauen, so Dr. Nanne von Hahn bei #freiheitdigital. Denn Präsenzkultur und die klassische Ich-bleibe-noch-so-lange-dass-der-Chef sieht-dass-ich-am-allerlängsten-im-Büro-sitze-Kultur, seien für die Arbeitsweisen 4.0 schädlich. Doch wie kann bei orts- und zeitunabhängiger Arbeit überhaupt noch im Team zusammengearbeitet werden?
Teamspirit in Zeiten 4.0
„Man muss sich zum Zusammenarbeiten verabreden“, sagte Dr. Nanne von Hahn und sprach damit ein Plus an Kommunikation an, ohne zu verschweigen, dass das eine Herausforderung für Mitarbeiter und Führungskräfte sei. Vor allem, wenn Vorstellungen der sich selbst steuernden, flexiblen Generation Y mit einer älteren Generation zusammengebracht werden muss, die klare On- und Offlinezeiten gewohnt seien.
Der demografische Wandel sei eine Herausforderung für die Arbeitswelt, verdeutlichte auch Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. Er brachte die Perspektive der Metall- und Elektro-Industrie in die Diskussion über Arbeitszeit 4.0 in die Diskussion bei #freiheitdigital ein. Wann Arbeitszeit anfällt, entscheidet zunehmend der internationale Kunde, so Zander. Er sprach sich dafür aus, dass Arbeit dann geleistet werden müsse, wenn sie anfällt: Abends, wenn mit den USA Geschäfte gemacht werden; Morgens, wenn mit Unternehmen in China Geschäfte gemacht werden. „Wir müssen weg von der starren Tagesarbeitszeit,“ so Zander mit Blick auf das Modell der Wochenarbeitszeit.
Unabhängig von Aufgaben und Prozessen, müssten außerdem auch eher flüchtige Tätigkeiten, wie das Checken von Mails auf dem Smartphone, anders behandelt werden.
Das Büro ist überall und immer
„Mein Arbeitsplatz ist eigentlich mein Smartphone oder mein Tablet“, ließ auch Thomas Kemmrich in seinen Berufstag blicken. Der Bundesvorsitzende Liberaler Mittelstand brachte seine Position zum Thema Arbeit 4.0 in der Diskussion ein und bekräftigte einmal mehr: Das Büro ist kein abgetrennter Raum mehr. Wie viel Zeit verbringen wir zukünftig tatsächlich noch am Arbeitsplatz, wenn der Digital Worker arbeiten kann, wo er möchte? Und: Ist unsere Gesellschaft darauf vorbereitet, individuell und on demand Leistungen zu erbringen?
Mit der Arbeitswelt der Zukunft beschäftigt sich auch die Reihe Data Debates im Telefónica BASECAMP in ihrer vierten Ausgabe am 18. Mai 2017. Hier erfahren Sie mehr dazu und können sich anmelden, um vor Ort dabei zu sein.