#DataDebates: Neue Wege für die Aus- und Weiterbildung im Digitalzeitalter
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„Lernen ist wie Rudern gegen den Strom“, sagt ein uraltes Sprichwort. „Wer damit aufhört, der treibt zurück.“ Das gilt besonders im Digitalzeitalter, denn das Wissen der Menschheit wächst immer schneller: Bis 1900 soll es sich nur alle 100 Jahre verdoppelt haben, aber heute dauert es nur wenige Jahre, wie die Publikationsflut in der Forschung zeigt. Wer von diesem Strom nicht fortgerissen werden möchte, der braucht neue Methoden. Darum geht es bei unserer nächsten Ausgabe der Tagesspiegel Data Debates am 11. Dezember. Zu der Anmeldung geht es hier.
„Wir befinden uns in einer Umbruchphase“, erklärt Nicole Gerhardt, Personalvorstand von Telefónica Deutschland. „Unternehmen müssen einen Rahmen schaffen und Orientierung geben, damit das Lernen und die Weiterbildung der Mitarbeiter zielgerichtet und relevant sind.“ Bei den Tagesspiegel Data Debates diskutiert sie darüber mit FDP-Generalsekretärin Nicola Beer, dem Gründer der CODE University, Thomas Bachem, und dem Informatik-Professor Niels Pinkwart, der am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft die Forschungsgruppe für Bildung und Weiterbildung in der digitalen Gesellschaft leitet. Moderator der Debatte im Telefónica BASECAMP ist der ZEIT-Redakteur Jens Tönnesmann.
„(Weiter)Bildung in der digitalen Gesellschaft – Wie lernen wir in Zukunft?“, ist die Frage, die am 11. Dezember das Thema des Abends ist. Denn besonders in diesem Bereich verändert sich viel durch den Einfluss der Digitalisierung. „Die Kinder, die jetzt eingeschult werden, werden nach dem Schulabschluss zu über 60 Prozent in Berufen arbeiten, die es heute noch nicht gibt“, schrieb Nicola Beer in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt. Die FDP-Generalsekretärin fordert deshalb, „in der Gesellschaft das Bewusstsein für lebenslanges Lernen zu schärfen – und die enormen Chancen aufzuzeigen, die dies bietet“. Arbeitnehmer müssten neue Kenntnisse erwerben, um die Digitalisierung auch beruflich als das zu nutzen, was sie ist: „eine Chance„.
CODE University: Vom Selbststudium zur eigenen Hochschule
Ein Beispiel dafür ist der Weg von Thomas Bachem, der sich das Programmieren selbst beibrachte: mit zwölf Jahren und der Hilfe eines dicken Buches. Schon bald darauf fing er an, Webseiten für Apotheken und Bäckereien zu bauen, und mit 19 Jahren gründete er schließlich sein erstes Start-up: die Video-Plattform Sevenload, die Burda später kaufte. Heute leitet der 33-jährige seine eigene Hochschule für Software-Entwickler: die CODE University of Applied Sciences in Berlin, die er mit anderen Internet-Unternehmern gründete, weil das Informatik-Studium der anderen deutschen Bildungseinrichtungen für ihn zu theoretisch ist.
„Am Anfang steht immer die Praxis“, sagte Bachem in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau. „Wir vermitteln also nicht erst jede Menge Grundlagenwissen mit dem losen Versprechen, dass sie das in Zukunft brauchen werden.“ Stattdessen setzt die CODE University auf Eigeninitiative und Selbstlernkompetenz. Deshalb können die Studierenden auch selbst entscheiden, welche Kurse sie wann besuchen. Sie arbeiten vor allem in Projekten, bei denen komplette Produkte entstehen statt einzelner Komponenten oder theoretischer Abhandlungen. So üben sie schon in der Ausbildung das Zusammenarbeiten im Team, das später im Berufsleben so wichtig ist.
Digitale Bildung: Welches Wissen ist morgen wichtig?
„Wir brauchen Leute mit hoher Lösungskompetenz, die komplexe Zusammenhänge verstehen, schwierige Dinge einfach ausdrücken und gut in Teams arbeiten können“, sagte erst kürzlich Markus Heimann, Director Business & Market Intelligence bei Telefónica Deutschland, als er im Telefónica BASECAMP auf der Bühne stand. Das sind die Qualifikationen die im Zeitalter der Digitalisierung besonders nötigt sind. Die Kompetenzvermittlung dafür müsste schon in der Schule beginnen und sich während der Aus- und Weiterbildung immer weiter fortsetzen. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn man nicht gerade seine eigene Hochschule wie die CODE University gründen kann.
„Hochschulen sind eben bürokratische Organisationen und nicht leichtgewichtig und flexibel, sodass ein Change Management hin zu mehr Digitalisierung für viele ein Problem ist„, erklärt Niels Pinkwart in einem Videointerview. Nach über 20 Jahren an verschiedenen Universitäten hat der Informatik-Professor einen genauen Blick auf die Schwachstellen unseres bisherigen Bildungssystems. Deshalb untersucht er jetzt am Weizenbaum-Institut, „welches Wissen und welche Kompetenzen im Rahmen einer digitalen Bildung zukünftig für Menschen in einer digitalen Welt nötig sind„.
Eine Herausforderung sei die soziale Differenzierung der Wissensvermittlung: Je nach Bildungshintergrund, Alter und Nutzungserfahrung müssten praktische Nutzungskenntnisse, technisches Hintergrundwissen oder soziale Folgenabschätzung vermittelt werden, um die angelegten Ungleichheitspotenziale zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Denn jeder Mensch lernt anders. Und besonders in Deutschland hängen die Bildungschancen von der sozialen Herkunft ab, zeigen vergleichende Untersuchungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Das dürfte auch ein Thema werden bei der nächsten Ausgabe der Tagesspiegel Data Debates im Telefónica BASECAMP. Die Anmeldung dafür ist noch einige Tage möglich.