#DataDebates: Infografiken präsentieren Twitter-Ergebnisse von sechs Debatten
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Die Tagesspiegel Data Debates mit Telefónica Deutschland als Initiator und Partner sind ein Gradmesser der Diskussion über die Digitalisierung in Deutschland. Nicht nur bei den Debatten im Telefónica BASECAMP mit CEO Markus Haas oder prominenten Politikern wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière, dem früheren schwedischen Ministerpräsidenten Carl Bildt und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sowie den Abstimmungen des Publikums mit dem Tagesspiegel Voting Pad entstehen sehr interessante Meinungsbilder. Auch bei Twitter laufen immer Umfragen unter dem Hashtag #DataDebates, deren Ergebnisse wir regelmäßig als übersichtliche Infografiken veröffentlichen.
Dabei gibt es bemerkenswerte Resultate, wie gleich die erste Ausgabe unserer Veranstaltungsreihe zeigte: Die Digitalisierung ermöglicht beispielsweise mehr Freiheit, sagen 55 Prozent der Twitter-Nutzer im Februar, und sie fördert die Demokratie (65 Prozent). Der größte Teil der Umfrageteilnehmer (48 Prozent) versteht unter Schutz der Privatsphäre, dass sie selbst entscheiden können, was mit ihren Daten geschieht. Eine satte Mehrheit von 60 Prozent geht sogar davon aus, dass wir neue digitale Grundrechte brauchen. Das hatte der Bundesinnenminister im Telefónica BASECAMP ganz anders gesehen und eine schlüssige Juristen-Argumentation geliefert. Doch die Twitter-Nutzer konnte er wohl nicht überzeugen.
Die Digitalisierung hat offensichtlich auch unsere Kommunikationsformen und die Regeln für das menschliche Miteinander verändert. Das zeigen die Abstimmungsergebnisse im März. Die ständige Erreichbarkeit bedeutet für uns vor allem Stress (53 Prozent), sagen die Nutzer von Twitter, aber auch Freiheit und Mobilität (31 Prozent) sowie Erleichterung von Arbeit und Alltag (16 Prozent).
Wir kommunizieren private und emotionale Themen heute mehr im Digitalen statt in persönlichen Gesprächen, sagen 54 Prozent, doch in der digitalen Kommunikation fehlt am meisten die Verantwortung für das eigene Verhalten (57 Prozent). Das hat auch negative Auswirkungen, vor denen sich die Plattformanbieter nicht drücken sollen: Nicht nur der Staat muss gegen Hasskommentare angehen, sagen 59 Prozent der Umfrageteilnehmer bei Twitter, sondern auch Unternehmen wie Facebook.
Regelwerk: Mehrheit fordert vor allem Schutz ihrer Daten
Das Regelwerk der Digitalisierung sollte vor allem den Schutz persönlicher Daten beachten, heißt es dann mehrheitlich (50 Prozent) im April. Das ist mehr als doppelt so viel wie bei den zweitgenannten einheitlichen Standards (22 Prozent) oder der drittplatzierten digitalen Innovationskraft (20 Prozent). Ganze 64 Prozent gehen davon aus, dass Cyberangriffe eine Gefahr für die digitale Souveränität von Staaten darstellen und ebensoviele fordern, dass Informatik zum Pflichtfach an Schulen wird. Doch den Datenpass fürs Auto, der zu dieser Zeit viel diskutiert wird, lehnt eine Mehrheit von 56 Prozent ab.
Aber die Meinungsbilder sind nicht immer so scharf gezeichnet. Das zeigen die Umfragen im Mai, die sehr ausgewogenen sind. Bei den Twitter-Umfragen über die Zukunft der Arbeit kann kaum eine der Antworten ein besonders großes Abstimmungsergebnis erzielen. So liegen beispielsweise bei der Frage nach den Auswirkungen des mobilen Arbeitens die Ergebnisse eng beieinander: 34 Prozent nennen die Vereinbarung von Familie und Job, 28 Prozent die Zeitersparnis, 18 Prozent die mangelnde Trennung von Job und Privatleben und sogar 20 Prozent entscheiden sich für nichts des Genannten.
Nur eine Antwort sticht heraus: Ganze 49 Prozent gehen davon aus, dass ihre Arbeit auch in 20 Jahren noch nicht durch eine Maschine erledigt werden kann. Die anderen 51 Prozent verteilen sich auf Ja, Teilweise und Weiß nicht. Bemerkenswert ist dabei auch, dass sich 33 Prozent überhaupt nicht auf die digitale Transformation am Arbeitsplatz vorbereitet fühlen. Sie sollten einmal mit den anderen reden, die sich gut (24 Prozent) oder sehr gut (23 Prozent) darauf vorbereitet finden. Denn am wichtigsten für die Arbeitswelt der Zukunft ist die Eigenverantwortung, sagen 41 Prozent, noch vor den Problemlösungsfähigkeiten (35 Prozent) und Programmierkenntnissen (16 Prozent).
Gesundheit: Besondere Anforderungen an Datenschutz
Die aktuellen technischen Entwicklungen wirken sich auch auf die Gesundheit aus, die im Mittelpunkt der nächsten Ausgabe der Tagesspiegel Data Debates steht. Am wichtigsten bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens ist der Datenschutz, sagen 61 Prozent der teilnehmen Twitter-Nutzer Anfang Juni, weit vor dem Fortschritt (30 Prozent) und den Verbraucherinformationen (9 Prozent). Deswegen würde auch die große Mehrheit von 57 Prozent keinen Chip tragen, der ihre Gesundheitsdaten auswertet. Nur 21 Prozent stimmten dafür.
Die große Mehrheit geht sogar davon aus, dass die Gefahr sehr hoch (47 Prozent) oder hoch (32 Prozent) ist, dass ihre persönlichen Gesundheitsdaten nicht ausreichend geschützt werden. Nur 21 Prozent schätzen sie als gering oder gar nicht vorhanden ein. Dabei war man sich auch überraschend einig, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens nur wenig den Patienten nutzt (14 Prozent), während 49 Prozent die Pharmaindustrie und 29 Prozent die Krankenkassen als die Gewinner der Entwicklung sehen. Es zeigt sich wieder, dass mit der Gesundheit nicht zu spaßen ist und die Datenverarbeitung viel Fingerspitzengefühl von dieser Branche verlangt. Das müssen die Unternehmen beachten.
Smart City: Mehr Daten für weniger Stau
Aber die Twitter-Nutzer sind auch aufgeschlossen, wenn sie den Zweck von Datenanalysen klar sehen können. Das zeigen die Umfragen von Ende Juni. Die Mehrheit hat offensichtlich erkannt, dass eine Smart City ihre Probleme wie Stau und Umweltverschmutzung am besten lösen kann, wenn die Bewohner dafür Daten bereitstellen, die sich beispielsweise zur Steuerung des Verkehrs nutzen lassen. Ganze 61 Prozent sind dazu bereit, wenn ihre Daten anonymisiert werden. Und 7 Prozent würden sie sogar uneingeschränkt bereitstellen.
Doch für sehr viele Twitter-Nutzer erscheint diese Entwicklung noch weit entfernt. Die große Mehrheit geht davon aus, dass es noch 25 bis 50 Jahre (33 Prozent) oder sogar noch länger (32 Prozent) dauert, bis wir in einer Smart City mit autonomen Autos, smarten öffentlichen Verkehrsmitteln und einem elektronischen Bürgeramt leben können. Man kann es sehen: Die #DataDebates zeichnen durch ihre Umfragen ein weites Panorama der Debatte über die Digitalisierung in Deutschland. Unsere Veranstaltungsreihe wird im November fortgesetzt und bei der nächsten Ausgabe erwartet uns wieder ein interessantes Thema: Internationale Cyber Security: Daten in der Sicherheitspolitik.