#DataDebates: Digitale Souveränität bestimmt über unsere Zukunft
Fotos: Henrik Andree
Dieses Mal ging es um Politik und das aktuelle Weltgeschehen: „Wie wir die Regeln für den Umgang mit Daten definieren, wird entscheidend für unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft sein“, sagte CEO Markus Haas in seiner Eröffnung der jüngsten Ausgabe der Tagesspiegel Data Debates mit Telefónica Deutschland als Initiator und Partner. Mehr als 150 Gäste waren am Donnerstag ins Telefónica BASECAMP gekommen, um die Debatte mit dem ehemaligen schwedischen Ministerpräsidenten Carl Bildt zu erleben.
„Das Internet hat sich in gerade einmal 25 Jahren zu der wichtigsten Infrastruktur der ganzen Welt entwickelt“, erklärte der heutige Vorsitzende der Global Commission on Internet Governance gleich am Anfang der Diskussion mit der Tagesspiegel-Kommentarchefin Dr. Anna Sauerbrey, bei der es um die digitale Souveränität ging: das Recht jedes Einzelnen, die Errungenschaften der Digitalisierung optimal nutzen zu können.
Damit eröffnen sich Chancen und Freiheiten für ganze Gesellschaften, zeigte die interessante Debatte, die auch in den sozialen Medien ein starkes Echo fand: Ganze sechs Mal war der Hashtag #DataDebates in den Trending Topics von Twitter in Deutschland und kletterte dort sogar auf Platz 1. Selbst europaweit konnte er sich in den Top 4 platzieren.
Digitalzeitalter: Das Ende der industriellen Revolutionen
Die Zeit der industriellen Revolutionen sei längst vorbei, auch wenn man in Deutschland noch gern von der Industrie 4.0 spricht, sagte Carl Bildt mit einem kleinen Seitenhieb auf die aktuelle politische Diskussion in der Bundesrepublik. Denn in Wirklichkeit stehe die Menschheit bereits an einem anderen Punkt: dem Beginn eines neuen digitalen Zeitalters, in dem alle Geräte und jeder Mensch mit dem weltweiten Kommunikationsnetz verbunden sind.
Schon in fünf Jahren würden 90 Prozent der Weltbevölkerung mit genauso leistungsfähigen Mobilfunk-Netzen versorgt sein, wie man sie heute in Europa kennt. Und selbst in den entferntesten Tälern von Afghanistan nutzten die Jugendlichen heute Smartphones, während ihre Eltern nur wenig davon verstehen würden. Das Internet of Things (IoT) entwickele sich zu einem Internet of Everything – und deshalb werde der Schutz der übertragenen Daten immer wichtiger.
Datenschutz: Eine der wichtigsten Debatten der Gesellschaft
„Das ist der Beginn von einer der wichtigsten Debatten, die wir in unserer Gesellschaft haben“, sagte der Experte für digitale Weltpolitik, der schon vor vier Jahren bei Twitter zum Best Connected World Leader gekürt wurde.„Sie wird über unsere Zukunft bestimmen„, erklärte er ähnlich wie Markus Haas in seiner Einführungsrede. Doch besonders im internationalen Maßstab ist es nicht immer einfach, darüber Einigkeit zu erzielen.
„Europa und Deutschland werden ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren, wenn wir keine Geschäftsmodelle nutzen können, die auf hochentwickelten Datenanalysen basieren“, warnte beispielsweise Markus Haas. „Wir würden einen großen Fehler begehen, wenn wir die Kraft der intelligenten Daten nicht dafür einsetzten.“
Die Geschäftsmodelle im Internet kennen längst keine Grenzen mehr und für die digitalen Unternehmen sei heute die ganze Welt ihr Spielfeld. Nur manchmal ergebe sich dabei der Eindruck „als ob die Europäer bergauf spielen müssen“, erklärte der CEO mit einem Verweis auf die unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Ländern.
Drei Schlüssel: Bewusstsein, Regulierung und Information
Deshalb sind „Bewusstsein, Regulierung und Information“ für Carl Bildt „die Schlüssel für die digitale Souveränität“. Dazu gehöre einerseits ein einheitlicher Ordnungsrahmen, wie er sich jetzt wenigstens innerhalb Europas abzeichnet: Ein erster Schritt sei die neue EU-Datenschutzverordnung, die im Mai in Kraft tritt. Aber wirklich globalen Regeln für den Umgang mit Daten räumt Bildt bisher nur geringe Chancen ein, denn die Kulturen und politischen Systeme der einzelnen Länder seien einfach zu verschieden.
Auch deshalb seien die Menschen, die sich im Netz bewegen, zum großen Teil selbst für ihr Handeln verantwortlich. Das sei nicht immer einfach, weil sich aus Unkenntnis dabei Stolperfallen ergeben könnten. Die Nutzer sollten möglichst immer bewusst entscheiden können, wie viele persönliche Informationen sie dabei preisgeben und auch nicht blind auf die Politik vertrauen. „Regierungen neigen dazu, beim Erheben von persönlichen Daten zu weit zu gehen“, sagte der ehemalige Staatschef. „Auch wenn das jetzt vielleicht komisch klingt, weil ich selbst einmal der Ministerpräsident eines Landes war.“
Telefónica Deutschland gehe mit einem gutem Beispiel voran, sagte Carl Bildt, weil das Unternehmen die öffentliche Diskussion durch Veranstaltungen wie die Tagesspiegel Data Debates im Telefónica BASECAMP vorantreibe. Die nächste Ausgabe erwartete uns bereits am 18. Mai und dann geht es um die Arbeitswelt der Zukunft. Zu der Anmeldung geht es hier.