Das BMVI auf Entdeckungsreise in Übersee
Gesteuert von einem amerikanischen Großunternehmen waren der Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und seine parlamentarische Staatssekretärin Dorothee Bär (CSU) letzte Woche im kalifornischen Silicon Valley unterwegs. Auf dem Gelände der Forschungsabteilung des Internetkonzerns Google testeten die beiden ein selbstfahrendes Auto. Begeistert von der digitalen Innovation und der ferngesteuerten Spritztour erklärte Alexander Dobrindt die Erfindung des selbstfahrenden Autos zur „größten Mobilitätsrevolution seit der Erfindung des Automobils“. Auch Dorothee Bär tat ihre Begeisterung via Twitter mit einem Augenzwinkern kund: Sie habe sich so „sicherer gefühlt, als wenn der Minister selbst gefahren wäre“. Jetzt ist es also an den deutschen Autobauern unter Beweis zu stellen, dass sie Politik auch hierzulande zu ähnlich großartigen Erlebnissen verhelfen können. BMW, VW und Mercedes-Benz stehen sicher gerne als Gastgeber für Testfahrten und Pressefotos bereit. Audi hatte bereits das Vergnügen.
Damit die Mobilitätsrevolution nicht nur in den USA stattfindet, arbeitet der deutsche Verkehrsminister eifrig an der Einrichtung von Teststrecken für autonomes Fahren in Deutschland. Nach dem Willen des Ministers soll die A 9, die durch seine bayerische Heimat führt, zur ersten „intelligenten und voll-digitalisierten Straße“ werden. Wie Teststrecken in der Praxis aussehen, konnten die deutschen Entdecker schon einmal in Detroit besichtigen. Die University of Michigan hat dort das Testgelände „Mcity“ eingerichtet, das Automobilherstellern, Zulieferern, Digitalunternehmen und Forschungseinrichtungen zur Verfügung steht. In einer originalgetreuen Stadtlandschaft können dort automatisierte und vernetzte Fahrzeuge getestet werden.
Big Data und die Chancendiskussion
Weiter westlich, gab es aber noch mehr zu entdecken: In San Francisco besuchte die Delegation das Start-up Automatic Labs, das über eine App die im Auto bereits vorhandenen Daten für den Fahrer nutzbar macht. Bald könnte man also selber herausfinden, ob das eigene Auto die erlaubten Abgaswerte überschreitet. Bevor es aber soweit ist, musste erst mal der Minister bei Gespräch mit dem US-Verkehrsminister Anthony Foxx und Vertreter der US-Umweltbehörde EPA Auskunft geben.
Rund 25 Gigabyte Daten produziert ein durchschnittliches Auto schon heute pro Fahrstunde und die wollen nicht nur Amerikaner nutzen. Auch Dobrindt sieht in Deutschland Raum für eine „intensivere Chancendiskussion“ beim Thema Big Data. Praktische Vorteile bietet die datenbasierte Technik des Start-ups Automatic Labs jede Menge: Man kann nicht nur sein geparktes Auto wiederfinden oder nach einem Unfall Hilfe rufen, sondern beispielsweise durch die Auswertung der Daten auch den Fahrstil so optimieren, dass zukünftig weniger Sprit oder Strom verbraucht und die Umwelt geschont wird. Angesichts der ablehnenden Haltung in Deutschland, trösten den forschungsreisenden Verkehrsminister aber vielleicht die Worte von Christoph Kolumbus: „Nichts, was der menschliche Fortschritt hervorbringt, erhält die Zustimmung aller.“
Trotz der vielen technischen Fortschritte, die während der US-Reise bestaunt wurden, haben die Besucher aus der alten Welt bei einer Sache die Nase vorn: Während US-Verkehrsminister Anthony Foxx seinem Gast beim Antrittsbesuch in Washington von seinen Plänen berichtet, einen Runden Tisch mit Experten einzurichten, um die nächsten Schritte auf dem Weg zu automatisiertem und vernetztem Fahren zu diskutieren, kann Dobrindt bereits auf zwei Jahre mit Gesprächen am Runden Tisch verweisen. Erstes Ergebnis dieser Expertenrunden ist die zur IAA vorgestellte „Strategie automatisiertes und vernetztes Fahren“.
Dorothee Bär auf Foto-Safari
Für die parlamentarische Staatssekretärin Dorothee Bär gab es im Silicon Valley aber noch viel mehr zu sehen und zu besprechen. Neben facebook, Instagram, Google, Airbnb und Uber standen auch BMW sowie Palantir auf dem Programm. 40 Fotos gibt es zu den ereignisreichen Tagen in den USA auf Bärs Facebook-Profil. Besonders angetan schien die CSU-Abgeordnete von ihrem Besuch bei der Facebook-Tochter Oculus. Bei Twitter veröffentlichte sie ein Bild mit Oculus-Brille mit dem Kommentar „will übrigens Filme nie mehr anders anschauen“. Da es sich bei dem gezeigten Streifen um einen Testfilm mit Henry dem Igel handelt, darf man gespannt sein, welche Begeisterung die erste virtual reality-Vorführung eines Bondstreifens zukünftig bei Zuschauern auslöst.