Cybermobbing: Mit Präventionsarbeit gegen steigende Zahlen
Foto: wakeup.jetzt
Immer mehr junge Menschen in Deutschland werden Opfer von Cybermobbing. Einer neuen Studie zufolge kam es gerade auch in den Monaten der Pandemie zu einem Anstieg digitaler Übergriffe gegenüber Schüler*innen. Die Initiative „WAKE UP!“ von O2 in Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) und der Agentur für Bildungskommunikation YAEZ will junge Menschen für das Thema sensibilisieren und zu respektvollem Umgang im Netz beitragen.
Die Zahl der Schüler*innen, die von Cybermobbing betroffen sind, hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Seit 2017 ist sie um 36 Prozent gestiegen, sodass heute fast zwei Millionen Schüler*innen mit Mobbing im Internet konfrontiert sind. Damit aber leider nicht genug: Die Umstellung auf Fernunterricht und die noch stärkere Verlagerung von sozialen Kontakten ins Internet aufgrund der Corona-Pandemie hat die Situation nochmals verschärft. Das geht aus der neuen „Cyberlife III Studie“ der Techniker Krankenkasse (TK) und des Bündnisses gegen Cybermobbing hervor.
Tatort Social Media
Durch die intensivere Nutzung von Internet und Smartphones habe das Mobbing eine neue Dimension erreicht, so die Studienautor*innen. Die Ausstattung mit internetfähigen Endgeräten sei vor allem in jüngeren Altersstufen angestiegen. Im Durchschnitt sind Kinder und Jugendliche 2,3 Stunden am Tag online unterwegs. Orte der Herabwürdigungen seien meist Messangerdienste und Social-Media-Kanäle wie WhatsApp, TikTok und YouTube. Besonders die Anonymität im Internet fördere die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen.
„Cybermobbing hat immer gravierendere Folgen“, erklärt das Bündnis gegen Cybermobbing. Die Mehrheit der befragten Schüler*innen fühle sich dadurch „mental verletzt“ (61 Prozent), die Hälfte reagiere wütend und etwas weniger (44 Prozent) seien durch Cybermobbing verängstigt. Die Zahl der Betroffenen, die Suizidgedanken äußerten, ist seit 2017 um 20 Prozent und der Anteil derer, die Alkohol und Tabletten nahmen, um fast 30 Prozent gestiegen.
Beim Thema Cybermobbing verschwimmen aber auch die Grenzen zwischen Täter*in und Opfer. „Schüler*innen, die andere mobben, sind und oder waren vielfach gleichzeitig Betroffene“, unterstreichen die Studienautor*innen. 13 Prozent der befragten Schüler*innen gaben an, selbst schon einmal jemanden gemobbt zu haben.
Prävention als wichtigstes Hilfsmittel
Die Expert*innen sehen in der Präventionsarbeit daher auch die wichtigste Maßnahme gegen Cybermobbing. Vor allem durch die Förderung von Medienkompetenz in Schulen und durch Hilfeportale im Netz ließe sich dem Anstieg an digitaler Gewalt entgegenwirken. Die Mehrheit der befragten Eltern wünscht sich insbesondere Anti-Gewalt-Trainings an Schulen (82 Prozent), Fortbildungen (79 Prozent) sowie Hilfs- und Beratungsstellen im schulischen Umfeld (78 Prozent).
Telefónica Deutschland engagiert sich über die Initiative WAKE UP! seiner Marke O2 im Kampf gegen Cybermobbing und digitale Gewalt. Die Initiative verfolgt das Ziel, digitale Souveränität von Jugendlichen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, damit alle an einer zunehmend digitalen Gesellschaft teilhaben können. In der sechsteiligen Webserie sowie drei eduStories erfahren Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern, wie sie zu einem fairen und respektvollen Umgang im Netz beitragen können. Vom Erkennen, Verhindern bis zum Umgang mit Cybermobbing werden sie ermutigt, mit ihrer Stimme einen positiven Beitrag zu leisten. Neben den dgitalen Inhalten bietet die Initiative aber auch ein pädagogisches Konzept an, um diese in den Medienunterricht an Schulen einzubinden.
Ohne Strafe kein Unrechtsbewusstsein
Aus Sicht von Uwe Leest, dem Vorsitzenden des Bündnisses gegen Cybermobbing, ist aber auch die Tatsache, dass Cybermobbing zu oft straffrei bleibt, ein Problem. Aus seiner Perspektive entwickelt sich ohne Formen von Strafe auch kein Unrechtsbewusstsein auf der Seite der Täter*innen. Er plädiert daher für ein Gesetz gegen Cybermobbing unter Jugendlichen. Denn wo Sanktionen fehlen, hätten viele auch keinen Anreiz, ihr Verhalten zu ändern.