Coronavirus: YouTube nutzt jetzt Uploadfilter
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Falsche Informationen über geschlossene Supermärkte oder Ausgangssperren können Menschen leicht in Panik versetzen. „Glauben Sie keinen Gerüchten“, mahnte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Soziale Medien, wie Whatsapp und YouTube, wollen gegen Fake News vorgehen. Dabei kommen auch Uploadfilter zum Einsatz.
Angesichts zahlreicher Falschinformationen im Internet zum Corona-Virus hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Bürger zur Vorsicht gemahnt. „Glauben Sie keinen Gerüchten, sondern nur den offiziellen Mitteilungen, die wir immer auch in viele Sprachen übersetzen lassen“, sagte sie in ihrer Fernsehansprache am Mittwoch (18.3.). „Wir sind eine Demokratie. Wir leben nicht von Zwang, sondern von geteiltem Wissen und Mitwirkung.“ Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sieht in diesem Zusammenhang auch die Betreiber sozialer Netzwerke in der Pflicht. „Ich erwarte von den sozialen Netzwerken, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden: Sie müssen vertrauenswürdige und relevante Informationen klar priorisieren, Fake News schnell erkennen und löschen und Accounts blockieren, die diese verbreiten“, appellierte sie. Statt „dubiosen Nachrichtenquellen“ empfiehlt Lambrecht „seriöse Nachrichtenportale und Informationsangebote von Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern“.
Soziale Netzwerke reagieren auch mit Upload-Filtern
Die sozialen Netzwerke reagierten ebenfalls auf die Häufung von Fake News. Vergangene Woche veröffentlichten Facebook, Google, LinkedIn, Microsoft, Reddit, Twitter und YouTube eine gemeinsame Erklärung. „Wir helfen Millionen von Menschen vernetzt zu bleiben während wir auch gemeinsam Betrug und Desinformation über das Virus bekämpfen“, teilten die Plattformen mit. Staatliche Inhalte würden hervorgehoben und wichtige Updates in Koordination mit staatlichen Gesundheitsbehörden weltweit koordiniert.
Um die eigene Belegschaft zu schützen, will YouTube Personal an einigen Standorten reduzieren. Für die Prüfung von Inhalten setzt die Plattform daher übergangsweise stärker auf technische Möglichkeiten. Anstatt Mitarbeiter sollen automatische Systeme „einige Inhalte ohne manuelle Überprüfung“ entfernen. Damit sind die viel kritisierten Uploadfilter im Einsatz, wogegen vor einem Jahr noch Tausende Menschen in Europa demonstriert hatten. YouTube rechtfertigt die Maßnahme damit, so schneller handeln und eigenes Personal schützen zu können. Was dies auch bedeutet: Insgesamt könnten mehr Videos entfernt werden, auch solche, die nicht gegen die Richtlinien verstoßen, wie auch YouTube eingesteht. Autoren können dagegen jedoch Beschwerde einlegen.
Politiker: Filter dürfen nur temporär bestehen
Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken will „mit allem Einfluss darauf dringen“, dass diese Maßnahme bei YouTube tatsächlich nur übergangsweise angewandt wird. Nach der Überwindung der Probleme müsse sie umgehend wieder zurückgenommen werden, sagte die Politikerin. Patrick Breyer, Europaabgeordneter der Piratenpartei Deutschland, schloss sich der Kritik an und ging noch weiter. YouTube nehme den Coronavirus nur als Vorwand, denn Mitarbeiter können die Videos „problemlos auch von zu Hause überprüfen“, so seine Einschätzung. „Auch wenn YouTube verspricht, Uploadfilter nur ‚zeitweise‘ einsetzen zu wollen, können wir uns dessen alles andere als sicher sein“, mahnte Breyer.
Whatsapp erklärte vergangenen Mittwoch, einen „Informations-Hub“ in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und dem UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) zu starten. „Das Angebot richtet sich insbesondere an im Gesundheitswesen tätige Personen, Lehrer, Vereine und gemeinnützige Organisationen, Lokalverwaltungen und Unternehmen“, schreibt das zu Facebook gehörende Unternehmen. Damit sollen Nutzern des Messengers gesicherte Gesundheitsinformationen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem kündigte Whatsapp an, die Faktenprüfer des International Fact-Checking Network (IFCN) mit einer Million US-Dollar unterstützen zu wollen.
Handlungsempfehlungen für Verbraucher
Der Verein Deutschland sicher im Netz (DsiN) gibt Tipps, wie sich Falschnachrichten erkennen lassen. Anhand einiger Kriterien können unwahre Meldungen ausgemacht werden. Dazu zählen, vage oder unvollständige Informationen, fehlende oder falsche Quellenangaben oder unausgewogene Meldungen. „‚Erfolgreiche‘ Falschmeldungen machen sich gleich mehrere Komponenten der aktuellen Situation zunutze: Sie profitieren vom gesteigerten Informationsbedürfnis der Menschen, sprechen Emotionen und Ängste an und sind so aufgebaut, dass sie nicht völlig abwegig erscheinen“, warnte der Verein. Beispiele dafür sind etwa falsche Informationen über Supermarktschließungen. Solche Nachrichten sollten nicht weitergeleitet werden. Außerdem können Fake News bei Plattformen wie Facebook oder Google gemeldet werden.
Tagesspiegel Politikmonitoring
Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Tagesspiegel Politikmonitoring auf der Website des BASECAMP.
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