CEO Markus Haas beim SZ-Wirtschaftsgipfel: Europa muss mehr in digitale Infrastruktur investieren

Foto: Dan Taylor
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Veröffentlicht am 13.11.2018

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Drohen Deutschland und Europa bei der Digitalisierung von den USA und China abgehängt zu werden? Darüber diskutierte Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland, mit anderen Topmanagern auf dem Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung, wo das Telefónica BASECAMP wieder unterwegs war. Er plädierte dabei für mehr Investitionen in die digitale Infrastruktur. „Wir haben es in der Hand, die Zukunft zu gestalten“, sagte Haas.

Europas digitale Infrastruktur braucht starke Netze und einen investitionsfördernden Rahmen für künftige Wettbewerbsfähigkeit“, erklärte Haas vor rund 400 Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Medien. Viele Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz oder Robotik sind auf schnelle, mobile Datennetze angewiesen. Doch gerade Deutschland liegt bei der Breitbandversorgung abgeschlagen hinter anderen Industrienationen.

Schnelle Netze gibt es nicht zum Nulltarif

In der Vergangenheit habe es Europa und vor allem Deutschland versäumt, ausreichend in die digitale Infrastruktur zu investieren. „Noch ist es nicht zu spät“, betonte Haas mit Blick auf die im kommenden Jahr anstehende Frequenzauktion. Dort werden die Bedingungen für den Ausbau des künftigen Mobilfunkstandards 5G mit festgelegt. Man müsse gegenüber den Bürgern ehrlich sein, sagte Haas: „Eine gute Infrastruktur kostet Geld.“

Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland, beim SZ-Wirtschaftsgipfel. | Foto: Dan Taylor

Der dreitägige SZ-Wirtschaftsgipfel in Berlin gilt als das wichtigste Treffen für Spitzenvertreter aus Politik und Wirtschaft in der Hauptstadt. Neben der Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem EU-Präsidenten Jean-Claude Juncker nehmen auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Topmanager an dem dreitägigen Kongress teil. „Europa und seine Champions“ lautete der Titel der Eröffnungsdiskussion, an der neben Markus Haas auch der Roland-Berger-CEO Charles-Édouard Bouée, der Vorstandsvorsitzende der AXA Versicherung, Thomas Buberl, sowie die Booking.com-Chefin Gillian Tans teilnahmen. Der Moderator dieser Debatte war Ulrich Schäfer, Leiter der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.

Partnerschaften in der digitalen Welt

Die Teilnehmer waren sich einig, dass Europa bei der Digitalisierung aufholen müsse. „Den Kampf um das Smartphone haben wir verloren“, sagte Berger-Chef Bouée. Umso wichtiger sei deshalb, dass Europa sich im Wettbewerb um künstliche Intelligenz eine gute Startposition sicherere. Dazu müsse man nicht nur investieren und einen passenden Rahmen schaffen, sondern auch die besten Talente und Programmierer nach Europa locken.

SZ-Wirtschaftsgipfel am 12. November 2018 in Berlin. | Foto: Dan Taylor

Die Lösung von Thomas Buberl lautete dagegen: Partnerschaften. „Wir müssen die Wettbewerber von gestern zu den Partnern von morgen machen“, forderte der AXA-Chef. Das könne von der Zusammenarbeit europäischer Firmen bis zum gemeinsamen Nutzen von Kundendaten gehen. Denn „es hat keinen Sinn, die Amazons und Alibabas in Europa einfach nur zu kopieren“, sagte Buberl.

Europas Werte als Stärke begreifen

Ein Problem sieht Gillians Tans, CEO von Booking.com, auch in den Einstellungen. Bei vielen Menschen in Europa gebe es Vorbehalte gegen große Digitalunternehmen. „Aber groß ist nicht immer schlecht“, sagte Tans. Die derzeit diskutierte Digitalsteuer, die sich speziell gegen große Internetkonzerne richtet, hält sie deshalb für keine gute Lösung. Eine solche Steuer sei diskriminierend, weil sie nur digitale Plattformen betreffe. Zudem würde Europa damit für innovative Unternehmen unattraktiver werden. „Wir brauchen nicht mehr Regeln, sondern weniger“, meint Tans.

Ulrich Schäfer, Wirtschaftsressortleiter der Süddeutschen Zeitung. | Foto: Dan Taylor

Einigkeit herrschte darüber, dass europäische Werte bei der der digitalen Transformation eine wichtige Rolle spielen müssen. „Es geht nicht nur um Technologien“, wandte Buberl ein, sondern auch um Europas Werte und um soziale Marktwirtschaft. „Ein klarer Werterahmen für den Einsatz künstlicher Intelligenz kann ein Wettbewerbsvorteil für Europa gegenüber den USA oder Asien sein“, sagte Markus Haas.

CEO Markus Haas mit Wenshuan Dang, Chief Strategy von Architect Huawei Technologies. | Foto: Dan Taylor

Auch eine Verbesserung der Bildung und eine klare Gesetzgebung für den Einsatz neuer Technologien seien Faktoren für die erfolgreiche Digitalisierung Europas, erklärten die Diskussionsteilnehmer. Noch wichtiger sei jedoch, den Menschen die Angst vor der Digitalisierung zu nehmen. In Europa werde sehr viel über die Gefahren von künstlicher Intelligenz und anderer Technologien gesprochen, aber kaum über die damit verbunden Hoffnungen, sagte Bouée. Deshalb sei eine neue Art der Kommunikation nötig. Oder, wie Markus Haas es ausdrückte: „Wir müssen über die Chancen neuer Technologien reden und die Menschen mitnehmen.“

Mehr Informationen:

Das Event im Netz: www.sz-wirtschaftsgipfel.de

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