Bundestagswahl 2025: Social Media im Wahlkampf der Parteien
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Der Wahlkampf zur Bundestagswahl ist in vollem Gange und soziale Medien spielen dabei weiterhin eine zunehmende Rolle. Wir betrachten einige Trends und Erkenntnisse aus den vergangenen Wochen.
Auch der Wahlkampf zur vorgezogenen Bundestagswahl zeigt vor allem, dass Social Media längst ein unverzichtbares Instrument der politischen Kommunikation geworden ist. Die Parteien haben erkannt, dass sie auf diese Weise nicht nur ihre Botschaften verbreiten, sondern über die verschiedenen Kanäle auch direkt mit den Wähler:innen in Kontakt treten, Diskussionen anstoßen und politische Inhalte passgenau an unterschiedliche Zielgruppen adressieren können.
Deutliche Unterschiede zwischen Beiträgen und Interaktionen
Im Vergleich zur Europawahl im vergangenen Jahr setzt sich dabei vor allem der Trend fort, dass Instagram und TikTok weiter an Bedeutung gewinnen – und damit auch die visuelle und kurzformatige Kommunikation. Trotzdem dominiert mit Blick auf die reine Zahl an Beiträgen, die über Social Media-Kanäle der Parteien, Spitzenkandidat:innen und Abgeordneten geteilt werden, immer noch Twitter/X den politischen Diskurs, wie das Forschungsprojekt SPARTA in seinem Social Media Monitoring zur Bundestagswahl zeigt. Demnach wurden dort über 150.000 Tweets seit dem 7. November 2024 von den im Bundestag vertretenen Parteien abgesetzt.
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Dass Instagram, TikTok und YouTube hier mit vier bis fünfstelligen Beitragszahlen weit weniger bespielt werden, liegt sicherlich an dem größeren Aufwand, den Reels, Share-Kacheln, kurze Clips und längere Videos benötigen. Auf diesen Plattformen werden jedoch zum Teil wesentlich mehr Interaktionen pro Beitrag erreicht, als auf Twitter/X, wie die Aufrufe und Likes verdeutlichen. So liegen die TikTok-Beiträge mit 36,5 Mio. Likes klar vor Twitter/X mit 23,9 Mio.
AfD dominiert auf den Plattformen
Ein Trend, der sich weiter bestätigt, ist die Dominanz der AfD auf Social Media: Auf Twitter entfällt fast die Hälfte der Likes auf sie (11,4 Mio.), bei YouTube sind es sogar 80 % (5,3 Mio. von insgesamt 6,7 Mio.). Nur bei TikTok liegt die Partei bei den Likes hinter dem BSW (13,7 Mio. zu 10,3 Mio.), während die übrigen Parteien jeweils zwischen zwei und drei Millionen Likes erreichen. Und auch bei den Aufrufen der Beiträge liegt die AfD auf allen drei Plattformen auf Platz 1.
Dieser Reichweitenvorsprung der AfD spiegelt allerdings nur zum Teil in den Followerzahlen der Parteien: Bei TikTok lag sie im Januar deutlich vorne, während die Grünen auf Instagram knapp die Nase vorn hatten. Auf X/Twitter haben zudem die Parteikanäle von Grünen und Union die meisten Follower (jeweils über 600.000), während die AfD hinter SPD und FDP nur auf Platz fünf kommt. Trotzdem erreicht sie die erwähnten große Reichweiten – unter anderem aufgrund der jüngsten Wahlwerbung von Elon Musk für die Partei und ihre Spitzenkandidatin Alice Weidel. Auffällig ist zudem die Diskrepanz zwischen den niedrigen Followerzahlen des BSW und der großen Reichweite seiner TikTok-Beiträge.
Spitzenkandidat:innen, Instagram und die Dönerpreisbremse
Die Spitzenkandidat:innen der Parteien weisen im Vergleich aller Bundestagsabgeordneten plattformübergreifend wenig überraschend oft auch die meisten Follower auf, wie eine Analyse von Mitte Januar zeigt. Wagenknecht (BSW), Weidel (AfD) und Lindner (FDP) liegen hier an der Spitze. Bei der SPD übertrumpft allerdings Karl Lauterbach den Bundeskanzler Olaf Scholz und bei den Grünen rangiert Annalena Baerbock vor Robert Habeck. Bei der CDU führt Friedrich Merz knapp vor Jens Spahn, rangiert insgesamt aber nur auf Platz 9 und würde auch hinter Markus Söder liegen. Allgemein sind die meisten Abgeordneten auf Facebook, Instagram und X aktiv, während TikTok weiterhin die Ausnahme bleibt.
Tipp der Redaktion:
Betrachtet man die Aktivitäten auf Instagram näher, fällt ebenfalls auf, dass der Social-Media-Wahlkampf stark auf die Spitzenkandidat:innen zugeschnitten ist, wie etwa das Beispiel der Kampagne zum „Team Habeck“ zeigt. Bei den Formaten zeigt sich, dass die AfD meist in klassischer Kachel-Optik mit kurzen, prägnanten Botschaften postet, während die anderen Parteien häufiger Reels nutzen, um Wahlversprechen zu erklären, Ausschnitte aus Reden zu zeigen oder einfach ihre Persönlichkeit in Szene zu setzen.
Bei den Themen dominieren diejenigen, die auch sonst medial stark im Vordergrund stehen wie Wirtschaft oder Migration. Außerdem spielt der Döner eine symbolische Rolle: Während die CDU mit der „Dönerpreisbremse“ wirbt, reagierte die SPD kritisch auf das Versprechen, und sogar der WDR hat sich mit Beiträgen wie „Auf einen Döner mit Heidi Reichinnek“ oder „Auf einen Döner mit Sahra Wagenknecht“ an dem Trend beteiligt.
Weitere Trends
Neu ist, das mehrere Spitzenkandidat:innen mittlerweile auch bei bekannten Internetstars auf YouTube oder Twitch auftreten, um mehr Reichweite für ihre Botschaften zu erzeugen und zu zeigen, dass Politik auch mal locker und unterhaltsam sein darf.
Alle Beiträge der Serie „Digitaler Wahlkampf“:
Eine relevante Rolle spielen außerdem weiterhin politische Anzeigen, etwa auf den Plattformen von Meta. Dabei werden allerdings auch Falschinformationen und Hassbotschaften verbreitet, wie eine Auswertung von CORRECTIV zeigt. Dies fällt mit dem Trend zur Polarisierung zusammen, der durch die Nutzung von Social Media ik Wahlkampf weiter verstärkt wird.
Trotzdem bleibt umstritten, wie groß der Einfluss von Social Media auf das tatsächliche Wahlverhalten ist – selbst wenn immer mehr Menschen ihre politischen Informationen (auch) über diese Kanäle beziehen. Was jedoch feststeht: Social Media ist aus dem Wahlkampf nicht mehr wegzudenken.
Mehr Informationen:
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