Die Brieftasche der Zukunft
Geld wird mobil: Mobile Banking und Mobile Payment stehen im Mittelpunkt des 3. Mobilisten-Talks, zu dem mobilbranche.de am 16. August 2012 ins BASE_camp einlädt. Der Eintritt ist frei, anmelden kann man sich über facebook oder per E-Mail an treiss@mobilbranche.de.
Wird Geld dank des Mobile Webs künftig noch häufiger bargeldlos fließen? Wird das Smartphone zur digitalen Brieftasche werden? Und: Ist der Markt überhaupt bereit für Mobile Payment? Wir haben bei Florian Treiß, Veranstalter des Mobilisten-Talks und Gründer von mobilbranche.de, nachgefragt.
Wo liegen deiner Meinung nach die Vorteile von Mobile Banking?
Florian Treiß: Zunächst einmal ist es einfach praktisch, seinen Kontostand jederzeit auch unterwegs per Smartphone checken zu können, wie etwa auf einer Geschäftsreise oder im Urlaub. Wer beispielsweise Aktien im Depot hat, dem könnte es zudem wichtig sein, diese auch von unterwegs verkaufen zu können, wenn plötzlich etwas Unvorhergesehenes passiert, das nennt man dann auch Mobile Brokerage. Richtig spannend wird Mobile Banking dann, wenn es auf Mobile Payment trifft und sich in einer digitalen Geldbörse vereint, die ein „normales“ Girokonto überflüssig machen könnte.
Die Branche spricht seit langem vom Wachstumsfeld Mobile Payment. Warum setzt es sich erst jetzt durch?
Florian Treiß: Noch hat es sich meiner Meinung nach nicht hundertprozentig durchgesetzt. Es gibt einen regelrechten Teufelskreis: Viele Anbieter sitzen in den Startlöchern und warten darauf, dass NFC-Chips für kontaktloses Zahlen in mehr Smartphones eingebaut werden. Bei den Verbrauchern ist die Akzeptanz wiederum noch weit von 100 Prozent entfernt: Schließlich sind schon Kreditkarten in Deutschland weniger beliebt als in anderen Ländern. Und die Verbraucher kennen faktisch noch gar keine Mobile-Payment-Systeme – wie sollen sie diese dann gut finden und nutzen wollen? Das paart sich dann zusätzlich noch mit diffusen Ängsten wie etwa, ob Mobile Payment dann überhaupt sicher ist.
Ist der Markt in Deutschland dann überhaupt reif für Mobile Payment?
Florian Treiß: Ja und nein. Einerseits sind geschlossene Systeme auf dem Vormarsch, wie etwa, dass man bei Vapiano sein Essen mit einer App bezahlen kann, wenn man darin vorher ein Guthaben eingezahlt hat. Andererseits ist eine ganzheitliche Lösung von Mobile Payment in der Form, dass das Smartphone komplett zur digitalen Geldbörse (Wallet) wird, heute noch nicht vollständig marktreif.
In welchen Bereichen wird Mobile Payment sich deiner Meinung nach zuerst durchsetzen?
Florian Treiß: Es deutet sich gerade an, das bestimmte Insellösungen zum Wegbereiter für Mobile Payment werden: So ermöglichen schon einige Städte wie etwa Leipzig, dass man seine Straßenbahn-Fahrkarte direkt in einer App kauft und darin auch ein mobiles Ticket bekommt. Auch die Deutsche Bahn bietet sowas seit kurzem für Zugfahrten an. Und vor wenigen Tagen hat MyTaxi ein Payment-System vorgestellt, in dem Nutzer nur einmalig Ihre Paypal- oder Kreditkartendaten in der MyTaxi-App hinterlegen müssen und im Anschluss dann ihr Taxi direkt per App zahlen können.
Grundsätzlich zeigen solche Beispiele, dass Mobile Payment schon jetzt in Bereichen interessant ist, wo man passend zahlen muss und das passende Kleingeld nicht hat, wie etwa bei der Straßenbahn oder im Taxi. Außerdem ist es nur logisch, dass man in einer App, in der man etwas bestellt wie etwas ein Taxi, dieses dann auch bezahlen kann. Das sind alles sehr sinnvolle und praxisnahe Lösungen, die ohne NFC auskommen und sich schnell durchsetzen können.
In anderen Ländern – beispielsweise des afrikanischen Kontinents – werden Bankgeschäfte schon seit Jahren via Handy durchgeführt. Wo liegt der Vorteil von NFC gegenüber dem dort angewandten SMS-Verfahren?
Florian Treiß: Systeme wie Mpesa in Kenia, dass es dort schon seit 2007 gibt, werden gerne als leuchtende Beispiele für Mobile Banking und Payment angeführt. Man muss hier aber bedenken, dass Mpesa eine ganz andere Ausgangsbasis hatte. Kenia ist nämlich ein Land, wo Bankkonten und damit Überweisungen und Kreditkarten deutlich geringer verbreitet sind als in Deutschland. Und Mpesa hat es geschafft, SMS-basierte Zahlungen als Bargeld-Ersatz zu etablieren. In Deutschland funktioniert das Bankensystem aber sehr gut und es gibt keinen Bedarf an SMS-Zahlungsverfahren.
Was macht NFC so besonders?
Florian Treiß: In Deutschland wartet nun alles auf NFC: Damit wird es möglich, durch das bloße Auflegen seines Smartphones an der Ladenkasse seine Einkäufe zu bezahlen. Es läuft darauf hinaus, dass das Smartphone Plastikkarten ersetzen soll. Die Player sind freilich dieselben wie bei den Kartenzahlungen: die Kreditkartenkonzerne Mastercard und Visa treiben das Thema voran. Spannender als NFC selbst, das letztlich nur den Bezahlvorgang selbst verändert, dürfte daher sein, was innerhalb von Wallet-Lösungen noch passieren wird: Werden Wallets tatsächlich normale Geldbörsen komplett ersetzen und darin auch Kundenkarten, Coupons etc. vereinen? Wird es personalisierte Werbung innerhalb der Wallet-App geben, die auf dem vorherigen Einkaufsverhalten und den Vorlieben der eigenen Facebook-Freunde basiert? Darauf deutet momentan einiges hin.
Alle Infos zum Thema Mobile Payment gibt es hier.