Breitband: cnetz fordert Neustart für Ausbau
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Einen Neustart für den Breitbandausbau – das fordert der unionsnahe Think Tank cnetz. Werde die derzeitige Förderstrategie fortgesetzt, könne auch in Zukunft nicht jeder Haushalt in Deutschland einen 50 Mbit/s Anschluss nutzen. Mit einem 5-Stufen-Plan will der Verein den Breitbandausbau beschleunigen.
Schulunterricht von zuhause, Videokonferenzen, Homeoffice – in Zeiten von Corona ist eine stabile und schnelle Internetverbindung das A und O. Die gute Nachricht: Die Leitungen sind stabil und die Services laufen. In einem aktuellen Gutachten verweist das Bundesverkehrsministerium (BMVI), federführend zuständig für die Förderung des Breitbandausbaus, auf folgende Zahlen: Bei der Versorgung von Bandbreiten mit mindestens 30 Mbit/s hätten im städtischen Bereich 98 Prozent der Haushalte die Möglichkeit, dieses Angebot auch zu nutzen. Im ländlichen Raum liege dieser Wert aktuell bei 77,7 Prozent. Der bundesweite Wert der Versorgung mit mindestens 30 Mbit/s liege damit bei 93,6 Prozent, für 50 Mbit/s bei 91,9 Prozent (Ende 2019).
Pauschale Zuschüsse statt Einzelprüfungen
Der CDU und CSU nahestehende Digitalverein cnetz kritisiert das aktuelle Vorgehen im Breitbandausbau. Zwar stünden für diesen mehr als 14 Milliarden Euro zur Verfügung, doch die Umsetzung der Projekte komme zu langsam voran. Demnach hätten mehr als vier Millionen Haushalte nur eingeschränkt oder gar keinen Zugang zum Internet. Außerdem liege Deutschland beim Ausbau von Glasfaser, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, weit zurück, moniert der Verein. Nur 3,6 Prozent der Haushalte verfügen derzeit über einen Glasfaseranschluss (ohne Kabelanschluss).
Verantwortlich für die Verzögerungen seien „extrem langwierige und aufwendige Förderverfahren“ und hohe bürokratische Hürden. Ohne einen Neustart der Förderstrategie des Breitbandausbaus, rücke selbst „das für 2018 vorgegebene Ziel von 50 Mbit/s“ für alle Haushalte in Deutschland „in unerreichbare Ferne“. Ziel müsse es sein, das Fördersystem zu vereinfachen und statt komplexe Einzelprojektprüfungen durchzuführen, pauschale Zuschüsse zu gewähren.
Fünf-Punkte-Plan für schnelleren Ausbau
Um den Breitbandnetzausbau zu beschleunigen, schlägt cnetz vor, die Standards für die Verlegungen zu ändern. Denn unterirdische Anbindungen einzelner Häuser würden wertvolle Ressourcen kosten. Insbesondere für „die letzte Meile“ seien neue Rahmenbedingungen erforderlich, die auch oberirdische Verlegung oder alternativ die Anbindung per Richtfunk gestatten. Durch die Investition in Breitbandsatelliten, ließe sich außerdem „eine Versorgung von mindestens 50 Mbit/s für die weißen Flecken binnen 12-18 Monaten bereitstellen.“ Selbst entlegene Regionen könnten so versorgt werden.
Neben einer Förderung von WLAN in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie in Regionalexpresszügen sei ein Sofortprogramm der Bundesregierung erforderlich. Verfüge ein Anschluss nicht mindestens über 50 Mbit/s, jedoch über einen Zugang zu LTE oder 5G, müssten diese durch Rahmenverträge mit den Mobilfunkanbietern subventioniert werden. Bisherige „Fair-Flat-Anschlüsse“ (500 GB/Monat) sollten dann auf LTE/5G erweitert und für unter 50 Euro im Monat angeboten werden.
Glasfasernetze entlasten die Umwelt
Welche Kapazitäten Glasfaser bietet, demonstrierten kürzlich drei australische Forscher. Mit einem Experiment zur Internetgeschwindigkeit stellten sie einen neuen Rekord auf. Mit 44,2 Terabit pro Sekunde sei die Datenübertragungsrate fast zwei Millionen Mal schneller als die herkömmliche Datenübertragung gewesen. Zum Vergleich: Deutschland verfügt über eine durchschnittliche Internetgeschwindigkeit von knapp 25 Megabit pro Sekunde. Die Datenübertragungsrate des Versuchs war demnach fast zwei Millionen Mal schneller.
Doch nicht nur die Geschwindigkeit, auch der Nachhaltigkeitsaspekt ist bei Glasfaser nicht unerheblich. Denn Glasfasernetze verbrauchen pro Bitrate bis zu siebzehnmal weniger Strom als herkömmliche Kupfernetze. Das ergab ein Gutachten des BREKO-Verbandes. Daraus ließe sich ableiten: „Je stärker die Datenraten steigen, desto größer ist das Einsparpotenzial der Glasfaser.“