Blogs unter Druck: Papier liest sich besser
Foto: Melisa Karakus, renk. Magazin
Ein Tag am See, die Badesachen sind gepackt, noch fix zur Tanke und eine Klatschzeitschrift oder ein gutes Magazin gekauft. Mal wieder offline lesen, den Finger über das geschriebene Wort gleiten lassen und Eselsohren einknicken. Moment – ist das nicht oldschool? „Absolut nicht“, sagt Melisa Karakus, Herausgeberin und Gründerin des Berliner Onlinemagazins renk. Ihre These: „Print stirbt nicht, sondern erfindet sich neu.“ Immerhin erlebt auch die Schallplatte gerade eine Renaissance und soll die höchsten Verkaufsraten seit 20 Jahren verzeichnen. Warum also nicht auch Print?
Aber von vorn. Was ist das renk Magazin? Es ist das erste deutsch-türkische Magazin mit den Schwerpunkten Kunst und Kultur. Oft muss sich Melisa, die selbst Deutsch-Türkin ist, Kommentaren wie „Du siehst ja gar nicht aus wie eine Türkin“ stellen. „Ja, wie sieht denn ein Türke aus?“, fragt sie dann kritisch. Genau darum geht’s bei renk. „renk ist ein türkisches Wort für ‚Farbe’ und das wollen wir zeigen: das bunte Deutschland mit all seinen Facetten, ohne Klischees“, erklärt Melisa, die seit mehreren Jahren in Berlin lebt. 2013 hat sie das Projekt als Teil ihrer Bachelorarbeit ins Leben gerufen. Als Blog angefangen, ging es seither steil bergauf: mehr als 12.000 Fans bei Facebook, vom Bundespräsidenten eingeladen, von Google oder der Deutschen Welle portraitiert und Auszeichnungen wie den KAUSA Medienpreis abgestaubt.
Exklusive Einblicke: renk goes print
Und nun also ab in den Druck. Wie kommt’s? „So wie man bei Musik zu Vinyl zurückkehrt, so wird renk als Print auch zum Liebhaberstück“, meint Melisa. Sie ist vom gedruckten Wort und Bild überzeugt. Vor allem bei einem Nischenmagazin, wie es renk ist. Bei renk will man weg vom Klischeebild des Deutsch-Türken, der Döner verkauft oder Kopftuch trägt. „In der Printausgabe erzählen wir zudem liebevoll recherchierte Geschichten mit hochwertigen Fotostrecken, die anders als online auch in der Türkei spielen.“
Zum Beispiel werden rothaarige Türken oder ein polnisches Dorf in Istanbul gezeigt. Bevor das Magazin als Printversion ab Oktober erhältlich ist, braucht die 14-köpfige, ehrenamtliche Redaktion noch etwas Unterstützung. Dafür haben sie eine Crowdfunding-Kampagne auf die Beine gestellt. Also jetzt gleich mitmachen und eins der vielen Dankeschöns abstauben! Wir haben hier ein paar exklusive Einblicke ins Heft:
Auch wenn Melisa renk nicht als Blog bezeichnet, gehört es zu den bekanntesten Online-Medien der Berliner Bloggerszene. In Deutschland soll es übrigens mehr als 200.000 aktive Blogs geben. Von denen werden jetzt sicher nicht alle in Druck gehen, aber eine Frage stellt sich dennoch: Erlebt Druck ein Revival und bedeutet das ein Ende der Blogs?
Gedrucktes liest sich besser: Das Ende der Blogs?
Thomas Knüwer kennt die Szene wie kaum ein anderer. Er ist Gründer der digitalen Strategieberatung kpunktnull und langjähriger Handelsblatt-Redakteur. Und als einer der Mit-Initiatoren der „Goldenen Blogger“, zeichnet er jährlich Deutschlands beste Blogger aus. Seine Meinung: Ein Ende der Blogs ist Quatsch. Die Zukunft des Bloggens sei gleichzeitig die Gegenwart. „Wer heute mit Leidenschaft über ein Thema schreibt, kann sich eine Leserschaft aufbauen. Und wir werden Stück für Stück bessere Möglichkeiten sehen, diese Reichweite zu monetarisieren.“ Wie ein solches Geschäftsmodell aussieht, kann man pauschal nicht sagen. Vielleicht hilft es ja, das ein oder andere Blog auch mal zu drucken.
Natürlich bietet auch das Telefónica BASECAMP Bloggern und Interessierten immer wieder Raum zur Diskussion. Auch für Themen, wie es in Zukunft um Blogs bestellt ist. Aber nicht nur das. Wir laden Blogger auch regelmäßig als Experten ein. Wie zum Beispiel Leni Garibov, Bloggerin bei AMY&PINK, die auf unserer Bühne mit dem Publikum über digitales Dating diskutierte.
Blogger und Telefónica BASECAMP: Immer wieder gute Mischung
Und „Die Goldenen Blogger“ wurden in diesem Jahr ebenfalls im BASECAMP verliehen. Auch im nächsten Jahr soll die Veranstaltung wieder hier stattfinden. Wir sind gespannt, ob dann nicht auch die ein oder andere Printausgabe nominiert wird. Vielleicht unter der Rubrik „Beste Blogger mit Print“? Melisa hätte unsere Stimme jedenfalls sicher.