Bitkom-Studie: Gründer fordern weniger Bürokratie und mehr E-Government

Foto: CC-By 2.0 Flickr User Christian Schnettelker. Bildname: Bureaucracy / Bürokratie III. Ausschnitt bearbeitet.
Veröffentlicht am 29.09.2017
Foto: CC-By 2.0 Flickr User Christian Schnettelker. Bildname: Bureaucracy / Bürokratie III. Ausschnitt bearbeitet.

Eine neue Studie des Bitkom bestätigt, was viele in der Szene schon vermutet hatten. Ausdauernd und zäh sind sie, sehr häufig Wiederholungstäter und bei manch einem hat sich der Innovationstrieb schon zum Gründerwahn entwickelt. Die Rede ist von Gründern, denn 252 von ihnen hat der Digitalverband Bitkom für den „Start-up Report 2017” befragt. Trotz langer Arbeitstage und wenig Freizeit würden fast alle von ihnen (95 Prozent) noch einmal ein Start-up gründen. 79 Prozent empfehlen diesen Schritt jungen Menschen. Der Politik geben die Gründer aber eine 3 Minus als Schulnote. Ihrer Ansicht nach müsse sie sich gezielter für Start-ups einsetzen.

Gründer wünschen sich Frauen im Team, Gründerinnen fördern den Nachwuchs

Im Durchschnitt beschäftigt ein Start-up in Deutschland 18 Mitarbeiter, vor einem Jahr waren es noch 15. Aber auch Start-ups sind vom Fachkräftemangel betroffen – etwa jedes zweite (53 Prozent) konnte eine Stelle nicht besetzen, weil es an Kandidaten fehlte, vor allem im IT-Bereich.

Im Schnitt ist jede vierte Start-up-Mitarbeiterin weiblich. Auch unter den Gründern sind nur 28 Prozent Frauen. In 16 Prozent der befragten Start-ups gab es gar keine Frauen im Team. Allen voran männliche Gründer (81 Prozent) wünschen sich mehr weibliche Bewerberinnen, bei den Gründerinnen sind es 57 Prozent. Weniger Zuspruch gibt es bei der Frage, ob sich die Gründer aktiv um Frauen als Mitarbeiterinnen bemühen. Dem stimmten 46 Prozent der Frauen und 57 Prozent der Männer zu. Um den weiblichen Nachwuchs kümmern sich hingegen mehr Gründerinnen (59 Prozent) als Gründer (38 Prozent).

Unterschiedlich sind auch die Erklärungsansätze: Während über die Hälfte der Gründer (56 Prozent) der Ansicht ist, es gebe generell „wenig qualifizierte Frauen in der Tech-Szene”, sagen 54 Prozent der Gründerinnen, dass Frauen in der Tech-Szene „es grundsätzlich schwer” haben. Dass die Chancengleichheit in der Start-up-Szene generell höher als in der etablierten Wirtschaft ist, sehen Frauen (57 Prozent) und Männer (69 Prozent) aber ähnlich. Hoch angesehen sind in Start-ups außerdem familienfreundliche Arbeitsbedingungen. 85 Prozent setzten sich für Elternzeit, Teilzeit, Home-Office oder andere Maßnahmen am Arbeitsplatz ein.

Forderungen an die Politik

Sieben von zehn Start-ups benötigen für die kommenden zwei Jahre frisches Kapital, im Durchschnitt werden 2,5 Millionen Euro gebraucht. Dennoch ist die Mehrheit (85 Prozent) zuversichtlich, das Kapital zu bekommen. Nur zwei Prozent der Gründer schätzt dies als „sehr unwahrscheinlich“ ein. Allgemein empfindet über die Hälfte der Gründer (58 Prozent), die Situation habe sich für Start-ups verbessert, nur sechs Prozent geben an, sie habe sich verschlechtert. Ebenso sind 88 Prozent mit ihrem Standort zufrieden, 42 Prozent empfehlen Berlin als Gründungsort, neun Prozent München und sechs Prozent Hamburg. Und 68 Prozent der Gründer würden ihr Unternehmen wieder in Deutschland an den Start bringen, 2016 waren es nur 44 Prozent. Die Beliebtheit der USA als Standort ist hingegen zurückgegangen.

Dennoch sind sich Gründer einig (84 Prozent), dass es der deutschen Politik an Verständnis für Probleme von Start-ups fehle. 72 Prozent stimmen der Aussage zu, die Politik solle „möglichst große Freiräume ermöglichen und sich ansonsten raushalten”. Maßnahmen der laufenden Legislaturperiode, die Gründer befürworten, waren zum Beispiel die Verbesserung in der staatlichen Förderung von Start-ups und konkrete Programme wie INVEST und der High-Tech Gründerfonds (HTGF) vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi). Auch Bedingungen für Business Angels und Wagniskapitalgeber hätten sich verbessert, so die Gründer.

Neben dem Bürokratieabbau (72 Prozent) wünschen sich Gründer mehr E-Government (63 Prozent), Förderprogramme für das Start-up-Wachstum (56 Prozent) und für die Gründung (53 Prozent). 47 Prozent wünschen sich schnelleren und flächendeckenden Breitbandausbau, gefolgt von der Förderung von Kooperation zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen (46 Prozent). Die Anstellung von IT-Spezialisten aus dem Ausland müsse erleichtert werden und die Politik solle finanzielle Anreize für Venture-Capitals schaffen. Ein Drittel der Befragten fordert außerdem, die Regulierung in einzelnen Branchen (z.B. Finanzwirtschaft) zu reduzieren.

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