Arbeit 4.0 fordert neue Formen der Prävention
Schon vor dem Arbeitsstart im Büro oder im Feierabend die beruflichen E-Mails checken? Schnell unterwegs am Flughafen oder auf dem Spielplatz, während die Kleinen spielen? Die Mittagspause ausfallen lassen, um noch eben mit den Aufgaben fertig zu werden? Diese Szenarien gehören so oder so ähnlich inzwischen für viele Berufstätige zum dynamischen Arbeitsalltag 4.0 dazu. Gleichzeitig wirft es neue Fragen zu Prävention und Sicherheit in der digitalen Arbeitswelt auf – „Wie können wir Arbeit 4.0 sicher und gesund gestalten?“, fragte die DGUV und diskutierte Herausforderungen im Telefónica BASECAMP.
Am 29. April stellte die DGUV ihr Initiativpapier „Neue Formen der Arbeit – Neue Formen der Prävention“ im Telefónica BASECAMP vor. Es beschreibt Chancen und Risiken in der Arbeitswelt 4.0 und zeigt erste Lösungsansätze auf. Das Podium bildeten Dr. Walter Eichendorf, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der DGUV und zuständig für den Bereich Prävention sowie Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), Dr. Susanne Roscher, Leitende Arbeitspsychologin bei der Berufsgenossenschaft VBG und Mitautorin des Initiativpapiers, Dr. Nanne von Hahn (Director Talent, Development & HR Strategy bei der Telefónica Deutschland). Moderiert wurde die Diskussion von Stefan Boltz, Pressesprecher der DGUV.
Prävention betrifft Unternehmen nicht erst morgen, sondern heute
Die digitalisierte Arbeitswelt, in der Mitarbeiter ausgestattet mit Smartphones und Laptops, orts- und zeitunabhängig selbst entscheiden können, wann und wo sie arbeiten, eröffnet viele Freiheiten. Der Arbeitgeber schenkt dem Arbeitnehmer viel Vertrauen, wenn es um die Erfüllung von Aufgaben geht. Damit einher gehen aber auch Verantwortungen und häufig wird von weniger Erholungszeit, Überforderung bis hin zu interessierter Selbstgefährdung – ein Verhalten, bei dem der berufliche Erfolg vor die eigene Gesundheit gestellt wird – mit Blick auf Arbeit 4.0 gesprochen.
Interessierte Selbstgefährdung als Kehrseite der Arbeit 4.0-Medaille
Dr. Susanne Roscher, machte im Rahmen der Veranstaltung deutlich, dass Sicherheit und Prävention ebenso wichtige Aspekte des zunehmenden digitalen Arbeitsumfeldes sind, wie technologische Entwicklungen. Diese betreffen sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer – und das nicht erst in Zukunft, sondern bereits jetzt. „Bei schlechter Arbeitsgestaltung treten ungewünschte Nebenwirkungen auf“, gab Dr. Susanne Roscher zu bedenken.
Mit eben diesen Nebenwirkungen beschäftigt sich die DGUV und gibt im Austausch mit Unternehmen auch Antworten auf Fragestellungen zu Prävention im beruflichen Kontext. „Die Krux die wir heute haben, betrifft das Arbeitsschutzgesetz, das sich auf das klassische Beschäftigungsverhältnis bezieht“, verdeutlichte Dr. Walter Eichendorf mit Blick auf die veränderten Formen der Arbeit 4.0.
Neue Anforderungen an Kompetenz und Führung
Aus Sicht der Erwerbstätigen, mache es bereits einen großen Unterschied, ob erwartet wird, orts- und zeitunabhängig und damit immer und überall erreichbar zu sein, oder eben nicht, so Dr. Susanne Roscher. Dass hier vor allem Führungskräfte in die Pflicht genommen sind, die Balance zwischen Arbeit und Freizeit ihrer Kollegen nicht aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen, erläuterte Dr. Nanne von Hahn: Vorgesetzte müssen als gutes Beispiel voran gehen, Transparenz schaffen und Mitarbeiter motivieren eigene Ansprüche zu kommunizieren. Das schaffe eine Kultur, in der auch Auszeiten dazu gehören und Erholungszeiten nicht hinten runterfallen. Selbst, wenn die Grenzen von Arbeit nicht mehr klar zu definieren sind und jeder Mitarbeiter theoretisch über sein Firmenhandy jederzeit erreichbar wäre. Eine Präventionskultur, wie sie Dr. Walter Eichendorf im Zuge der Diskussion nannte.
Individuelle Entwicklungschancen durch Arbeit 4.0
Trotz des zu schaffenden Balance-Akts, den Arbeit 4.0 für viele Erwerbstätige bedeutet, gilt es auch die Chancen der digitalen Zusammenarbeit in Unternehmen für jeden einzelnen zu nutzen. Sie kann Mitarbeitern kreative Arbeitsweisen und ganz individuelle Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen. Durch Formen des Austausch, wie sie Telefónica durch das Digital Command Center unterstützt – eine völlig neue, datenbasierte Arbeitsweise – oder das Digital Brain – ein intelligentes Netzwerk, das Experten und Wissen im Unternehmen verknüpft und jedem Mitarbeiter zur Verfügung steht, – wird ein intelligenter Mehrwert der digitalen Arbeitsweise in Unternehmen geschaffen. Gleichzeitig fördert es eine Kultur der Zusammenarbeit.
Verankerung in Unternehmensstrukturen
„Das Thema Gesundheit muss ganz oben auf die Liste gesetzt werden“, forderte Eichendorf und hielt fest, dass Sicherheit und Gesundheit in absolut jedem Unternehmensprozess festgewoben sein müssen. Das betreffe Unternehmen jeden Alters, ob etablierter Konzern oder junges Startup. In Letzteren würde das Thema jedoch nicht immer gelebt, so der Vorwurf von Dr. Susanne Roscher. Doch wo liegen die Herausforderungen in der Praxis?
Spannende Impulse zur Unternehmensführung und einer motivierenden Arbeitskultur in Zeiten der Digitalisierung, erwarten Sie auch im Startup-Talk am 11. Mai mit Telefónica COO Markus Haas, Finn Age Hänsel, Managing Director beim Umzugs-Startup Movinga, und Laura Kohler, CEO des European Innovation Hub. Moderiert wird der Startup-Talk von Mark Hoffmann, Co-Founder und CEO von Vertical Media.