Die Welt von morgen: Interview mit Ullrich Fichtner

Ullrich Fichtner, SPIEGEL Reporter und Autor
Ullrich Fichtner, SPIEGEL Reporter und Autor
Veröffentlicht am 01.02.2024

Wie wird die Welt in Zukunft aussehen? Und gibt es angesichts von Klimawandel, internationalen Krisen, disruptiven Technologien und wirtschaftlicher Unsicherheit überhaupt Grund zur Hoffnung auf bessere Zeiten? Darüber und warum wir die Zukunft nicht als Verhängnis, sondern als Möglichkeit begreifen sollten, hat Ullrich Fichtner in seinem Buch „Geboren für die großen Chancen“ geschrieben. Der renommiert Spiegel-Reporter wird es bei der nächsten Ausgabe von „Trend2Go!“ am 15. Februar 2024 im BASECAMP vorstellen. Vorab haben wir mit ihm über seine Motivation für das Buch und seine Sicht auf die Zukunft gesprochen.

Herr Fichtner, warum war genau jetzt die Zeit reif für Ihr Buch „Geboren für die großen Chancen“?

Die Zeit war reif für das Buch, weil ich im Oktober 2021 eine Umfrage gelesen habe, aus der hervorging, dass Dreiviertel der deutschen Erwachsenen glauben, dass es den Kindern der Zukunft schlechter gehen werde als ihnen selbst. Das fand ich so empörend, dass ich gedacht habe: Da muss man mal gegenhalten.

Inwiefern hat die digitale Transformation Ihre journalistische Arbeit beeinflusst, insbesondere wenn es um die Recherche und Veröffentlichung von Inhalten geht?

Die digitale Transformation hat den Journalismus natürlich von Grund auf und in jeder Hinsicht völlig verändert. Darüber können wir gerne noch ausführlich bei der Veranstaltung reden. Ich würde erstmal sagen: Mit Abstand betrachtet, war es ein großes Glück, weil es heute möglich ist, Kontakte zu Menschen herzustellen, die man vorher niemals hätte finden können.

Es hat früher manchmal Tage gedauert, um eine Telefonnummer herauszufinden und jemanden kontaktieren zu können. Solche kleinen Probleme existieren heute alle nicht mehr. Die Recherchemöglichkeiten haben sich enorm erweitert und das ist, unterm Strich betrachtet, ein großes Glück!

Haben Sie für den Entstehungsprozess Ihres Buches auch innovative Tools genutzt?

Ich hätte gern ChatGPT die halbe Arbeit am Buch machen lassen. Nur leider hat sich dieses schöne Sprachmodell als noch sehr unzuverlässig herausgestellt, sodass ich am Ende wieder auf die alten Methoden – lesen, reden, Leute besuchen – zurückgreifen musste.

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Ihr aktuelles Buch in eine Zeitkapsel zu stecken und es an einem beliebigen Punkt in der Vergangenheit oder Zukunft zu platzieren – welchen Zeitpunkt würden Sie wählen und warum?

Ich würde das Buch natürlich gern in die Zukunft schicken, in das Jahr 2224 vielleicht, in der Hoffnung, dass auch noch für mich ein Platz frei wäre und ich mitreisen könnte. Allein schon, um herauszufinden, auf welch verrückte Weise wir uns heute über die Zukunft täuschen – und ich mit meinem Buch natürlich an vielen Stellen eingeschlossen.

Klimawandel, globale Krisen, Krieg: Unsere täglich aufblinkenden Newsfeeds können durchaus pessimistisch stimmen. Wie gelingt es Ihnen dennoch, einen optimistischen Zukunftsblick zu bewahren?

Dazu fällt mir ein Sprichwort ein, wie es gern auf Kalendern steht: „Es ist besser, ein kleines Licht anzuzünden, als immerzu nur über die große Dunkelheit zu klagen.“

Mit Blick auf unser Event „Trend2Go!“ am 15. Februar: Gibt es spezielle Themen oder Diskussionen, auf die Sie sich besonders freuen?

Ich würde mich freuen, wenn wir bei unserem Event in Berlin darüber diskutieren könnten, ob Pessimismus und Optimismus überhaupt noch taugliche Begriffe sind für die Zeiten, in denen wir leben. Und ob sie uns nicht eigentlich als Konzepte von der Arbeit abhalten, die nötig ist, um eine gute Zukunft zu erringen.

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