Social Media: Diese Politik-Influencer sollte man kennen
Influencer spielen für junge Menschen eine nicht zu unterschätzende Rolle, gerade auch bei der politischen Meinungsbildung. Wie kann man Politik-Influencer unterscheiden und welche parteinahen Influencer gibt es? Einige davon möchten wir hier vorstellen.
Seitdem Social Media-Plattformen von vielen Menschen genutzt werden, gibt es Personen, die dort einen hohen Bekanntheitsgrad und eine große Reichweite haben – die sogenannten Influencer. Sie nutzen ihre Reichweite meist, um ihre Follower zu unterhalten, bestimmte Themen und Informationen zu verbreiten oder für Produkte zu werben. Auch im Bereich der politischen Kommunikation spielen Influencer mittlerweile eine zunehmende Rolle, besonders weil sie die politische Meinungsbildung der jüngeren Generationen beeinflussen können.
Von Cyber-Promis und Politik-Erklärern
Es lassen sich dabei verschiedene Arten von Politik-Influencern unterscheiden, auch wenn die Abgrenzungen zwischen diesen Kategorien häufig fließend sind. Da gibt es zum einen weit bekannte Influencer, die sich neben vielen anderen Themen manchmal auch zu politischen Fragen äußern. Bekanntestes Beispiel ist sicherlich der Youtuber Rezo, der mit seinen millionenfach geklickten Videos zur CDU vor der Europawahl 2019 und vor der Bundestagswahl 2021 für große Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Eine weitere Vertreterin dieser Influencer-Kategorie ist Diana zur Löwen (600.000 bei YouTube, 1,1 Mio. bei Instagram), die durch Content zu Mode und Kosmetik bekannt wurde, seit 2019 aber auch politische Themen anspricht.
Zum anderen gibt es Influencer, die im digitalen Raum vor allem über Politik berichten, also eher journalistisch unterwegs sind, durch ihre Themensetzung und große Followerschaft aber auch politischen Einfluss nehmen können. Dazu zählen z.B. Thilo Jung (500.000 bei YouTube, 243.000 bei Twitter), Mirko Drotschmann alias MrWissen2go (1,9 Mio. bei YouTube) oder Jan Böhmermann (2,7 Mio. bei Twitter). Mittlerweile gehört auch die Podcasterin Louisa Dellert (458.000 bei Instagram) eher in diese Kategorie, selbst ohne klassischen journalistischen Background.
Zusätzlich zu diesen parteipolitisch unabhängigen Influencern existieren vermehrt Accounts, die den Politikbetrieb von innen erklären möchten und dies weitgehend neutral tun, auch wenn sie oft parteinah tätig sind. Als Beispiel sei hier der Kanal Insta.Politik genannt, der von den CDU-Mitarbeiterinnen Janine Klose und Lara Urbaniak betrieben wird und hinter die Kulissen des Bundestages schaut.
Politikinfluencer finden vor allem auf Twitter statt
Darüber hinaus besteht das weite Feld der digitalen Aktivist:innen, die hauptsächlich über Politik sprechen und dabei klare Positionen vertreten – egal ob parteigebunden oder nicht. Hier gibt es wiederum sehr bekannte Influencer, die vor allem bestimmte Themen bespielen, z.B. Luisa Neubauer (420.000 bei Twitter) die auf vielen sozialen und klassischen Medien den Klimawandel thematisiert, oder solche, die besonders innerhalb des Politikbetriebs Gehör und Follower finden. Dazu gehört etwa Mareile Ihde (65.000 bei Twitter), die sich auf den Bereich politischer Kommunikation fokussiert. Ihre Motivation, sich im digitalen Raum als Politikinfluencerin zu exponieren, hat sie uns auf Nachfrage erläutert:
„Mir geht es darum, zu bestimmten Themen aufzuklären bzw. zu erklären, warum bestimmte Entwicklungen problematisch sind. Es ist oft hilfreich, persönliche Erfahrungen zu transportieren, um ein Problem zu veranschaulichen oder mit kontrastierenden Beispielen zu arbeiten. Das Wichtigste bei allem, was man sagt oder tut: Authentisch bleiben. Und ehrlich.“
Eher unter dem Radar der öffentlichen Aufmerksamkeit fliegen hingegen parteinahe Personen ohne parlamentarisches Mandat oder Partei-Funktion, die vor allem aufgrund ihrer politischen Inhalte ein Following erhalten haben. In der Regel erreichen sie im Vergleich zu Influencern ohne Parteinähe wesentlich weniger Menschen, weil sie hauptsächlich Personen mit ähnlicher politischer Einstellung ansprechen. Zudem nutzen die Partei-Influencer hauptsächlich Twitter, das im deutschsprachigen Raum (noch) der zentrale Meinungskanal für Politik, Journalismus und Wissenschaft ist.
Beispiele parteinaher Influencer
Im Folgenden stellen wir kurz einige digitalpolitische Influencer der relevanten Parteien vor, die keine Abgeordneten sind, aufgrund ihrer Followerzahlen aber trotzdem einen gewissen Impact haben.
Im SPD-Kosmos findet sich mit Lilly Blaudszun (43.000 bei Twitter) eine mittlerweile relativ bekannte junge Frau, die trotz ihres Alters von 21 Jahren in den vergangenen drei Jahren bereits an Landtagswahlkämpfen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sowie bei der Bundestagswahl mitgewirkt hat. Sie agierte dabei als Social-Media-Expertin der Sozialdemokraten, die so gezielt junge Wähler:innen ansprechen wollte. Nach einer einjährigen Twitterpause ist sie mittlerweile zurück auf der Plattform, was durchaus ein mediales Echo hervorgerufen hat.
Weitere junge sozialdemokratische Twitterer mit einer gewissen Bekanntheit sind Dario Schramm (13.800 bei Twitter), der in der Pandemie-Hochphase als Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz bekannt wurde, sowie Josef Heynckes (14.600 bei Twitter), der eigentlich Torsten Schmidt heißt und als Referent in der SPD-Bundestagsfraktion arbeitet.
Junge Frauen auf dem Vormarsch
Bei der CDU tun sich insbesondere zwei junge Frauen hervor: Zum einen Clara von Nathusius (11.400 bei Twitter), die bereits in der Parteizentrale tätig war und dort die Wahlkampf-App CDU connect betreut hat. Zum anderen Lilli Fischer (8.600 bei Twitter), die im Erfurter Stadtrat sitzt und als Social Media Referentin der Thüringer CDU-Fraktion arbeitet.
Die Grünen verfügen mit Sarah-Lee Heinrich (38.000 bei Twitter) ebenfalls über eine junge Frau, die obwohl nur Bundessprecherin der Grünen Jugend bereits viel mediale Aufmerksamkeit bekommt – sowohl für ihre aktuellen Positionen, als auch durch Kritik an früheren Tweets im Teenageralter. Zu erwähnen ist auch Christian Storch (15.900 bei Twitter), der einige Follower aus dem Politikbetrieb gesammelt hat und mittlerweile als Pressesprecher der Berliner Grünen tätig ist.
Aus digitalpolitischer Sicht ist ganz besonders Ann Cathrin Riedel (13.200 bei Twitter) von der FDP hervorzuheben, die sich vor allem mit digitaler politischer Kommunikation auseinandersetzt, unter anderem dem LOAD e.V. – Verein für liberale Netzpolitik vorsitzt und bereits bei uns im BASECAMP zu Gast war.
Abschließen möchten wir diesen kurzen Überblick mit Maurice Höfgen (32.000 bei Twitter), der für die Linkspartei im Bundestag arbeitet, als Ökonom vor allem Wirtschafts- und Finanzthemen anspricht und auch jenseits von Twitter in verschiedenen sozialen und klassischen Medien präsent ist.
Dies ist natürlich nur eine kleine Auswahl an jungen, aufstrebenden Politik-Influencern, zu denen durch die Dynamik der sozialen Medien jederzeit neue Personen hinzukommen können.
Mehr Informationen:
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