Cybermobbing-Hilfe e.V.: Interview mit Initiator Lukas Pohland
Der 17-jährige Schüler Lukas Pohland ist Initiator und Vorsitzender des Cybermobbing-Hilfe e.V.. Der gemeinnützige Verein betreibt aktiv Präventionsarbeit gegen Cybermobbing und bietet von Cybermobbing betroffenen Kindern und Jugendlichen kostenlos eine individuelle Online-Beratung.
Der Anlass für sein Engagement war seine persönliche Erfahrung: Im Alter von zwölf Jahren war Lukas selbst von Cybermobbing betroffen, nachdem er einer im Internet gemobbten Mitschülerin geholfen hatte. Heute engagiert sich Lukas vielfältig im Bereich Cybermobbing-Hilfe und gilt in den Medien und in der Politik als Experte für dieses Thema. Lukas unterstützt unter anderem den bundesweiten Videowettbewerb der Initiative „WAKE UP!” und klärt Jugendliche in Workshops an Schulen auf Augenhöhe über Cybermobbing auf. Wir haben mit ihm über sein Engagement, seine Motivation und seine Ziele gesprochen.
Was motiviert dich persönlich bei deinem Engagement?
Als ehemaliger Betroffener von Cybermobbing weiß ich, wie schlimm die Situation für Betroffene ist. Mich persönlich motiviert bei meiner Arbeit gegen Cybermobbing, dass ich Betroffenen helfen und für sie ein offenes Ohr haben kann. Ich habe damals teilweise nicht die Hilfe bekommen, die ich mir gewünscht hätte.
Welche Erfahrungen hast du mit eurer neuen Online-Beratung gemacht?
Ich bin immer wieder erschrocken darüber, was sich Täterinnen und Täter einfallen lassen, um ihre Opfer zu schikanieren, zu beleidigen, zu bedrohen und bloßzustellen. Wir erleben das täglich in unserer Arbeit für die bundesweite Online-Beratungsplattform. Für viele Betroffene fungieren wir dabei als erste Anlaufstelle. Nicht immer trauen sich Kinder und Jugendliche, direkt auf Hilfsangebote zuzugehen. Die Betroffenen berichten uns von einer großen Entlastung, anonym, schnell und kostenlos Hilfe bei uns zu erhalten.
Aktivist Lukas Pohland besucht den Workshop an der Dortmunder Schule, an der der WAKE UP Video Wettbewerb startete.
Was forderst du von der Politik und Wirtschaft?
Cybermobbing ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Von der Politik fordere ich konkrete Maßnahmen zur Eindämmung. Einerseits ist es wichtig, schon bei der Prävention anzusetzen. Cybermobbing-Prävention muss, wie in den Niederlanden, zur Pflicht werden. Auch strafrechtlich muss sich etwas tun: Cybermobbing ist mehr als eine einfache Beleidigung, Bedrohung oder Verleumdung. Es handelt sich um psychischen Terror, der auch so bestraft werden muss.
Zum anderen müssen auch Betreiber von sozialen Netzwerken in die Pflicht genommen werden, wenn sie nicht eigenständig tätig werden. Expertinnen und Experten fordern beispielsweise seit vielen Jahren einen einheitlichen Notfallbutton, bei dem Betroffene Unterstützung bekommen. Im Bereich der Wirtschaft haben insbesondere die Betreiber von sozialen Netzwerken eine Verantwortung. Neben präventiven Angeboten und Betroffenenunterstützung sollten sie dieser Verantwortung auch durch das Bereitstellen von Finanzmitteln nachkommen.
Grundsätzlich muss aber die gesamte Gesellschaft zum Ausdruck bringen, dass sie Cybermobbing ablehnt und aktiv dagegen vorgeht.
Wo siehst du dein Engagement in zehn Jahren?
Ich hoffe, dass die Zahl der Menschen, die von Cybermobbing betroffen sind, in zehn Jahren erheblich zurückgegangen ist. Gleichzeitig bin ich da aber pessimistisch: ich denke, dass es Beratungsangebote, wie unsere Online-Beratung, auch noch in zehn Jahren brauchen wird. Für mich steht daher fest, dass ich nicht aufgeben werde und Betroffenen auch dann weiterhin helfen will.
Über WakeUp!
Die Initiative WakeUp! bietet Kindern, Jugendlichen, Eltern und Lehrkräften Informationen und Hilfsangebote zum Thema Cybermobbing an. Auf der Homepage wakeup.jetzt stellt O2 gemeinsam mit der (FSM) Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter, und der Agentur für Bildungskommunikation YAEZ ausführliche Informationen zum Cybermobbing bereit und geben handfeste Tipps zum Umgang mit Demütigung und Erniedrigung im Internet. Das Informationsangebot reicht von Webserien bis zu sogenannten Edu-Stories, unterhaltsam aufbereitete Kurzlerneinheiten. Die Webserie wird durch ein pädagogisches Konzept für Schulen begleitet. Unter anderem wird in Workshops für Schüler:innen der Umgang mit Cybermobbing näher thematisiert. Mit der Unterstützung des Hilfsportals der Cybermobbing-Hilfe e.V. ergänzt Telefónica Deutschland / O2 die gemeinsame Initiative WAKE UP!
Per Mausklick werden Hilfesuchende von der eigenen Website unter www.cybermobbing-hilfe.de auf die Beratungsplattform gelenkt. Dort können sie sich mit den Experten austauschen. Ein persönlicher Ansprechpartner antwortet ihnen innerhalb von maximal 24 Stunden über die Beratungsplattform. Auf Wunsch erhalten die Betroffenen eine Benachrichtigung per E-Mail über den Eingang einer Antwort auf ihr Anliegen.