Diversity: Mehr Teilhabe für Frauen in der Digital-Wirtschaft
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Immer mehr Frauen gelingt der Sprung in die Führungsetagen deutscher Unternehmen. Auf Vorstandsebene fällt der Frauenanteil jedoch weiterhin verhalten aus. Das belegen aktuelle Zahlen des Managerinnen-Barometers 2020 vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Für mehr Geschlechterparität könnten nun Entwicklungen auf Bundes- und EU-Ebene sorgen.
Seit 2006 dokumentiert das Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) den Anteil von Frauen in Deutschlands Führungsetagen. Ausgewertet werden dabei die Ebene der Vorstände und die Aufsichts- und Verwaltungsräte der größten deutschen Unternehmen. Eines der Ergebnisse der aktuellen Erhebung: Der Frauenanteil bei Vorstandspositionen ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. In den 200 umsatzstärksten Unternehmen wurden 101 von 878 Vorstandsposten von Frauen besetzt – das entspricht einer Quote von rund 12 Prozent im Vergleich zu 10 Prozent in 2019. Von den erfassten Unternehmen saß 2020 bei 42 Prozent mindestens eine Frau mit im Führungsgremium. Im Vergleichsjahr 2011 waren in gerade mal 11 Prozent der Fälle Frauen im Vorstand vertreten.
In den Aufsichtsräten ging es 2020 zwar langsamer voran als in den Jahren zuvor, doch liegen die Frauenanteile dort deutlich höher als in den Vorstandsetagen. Frauen bekleiden hier mittlerweile rund 30 Prozent der Mandate. Gerade die Entwicklung in Deutschlands Aufsichtsräten zeigt, dass rechtlich verbindliche Vorgaben zu mehr Geschlechterparität verhelfen können. 2015 hatte die Bundesregierung das sogenannte Führungspositionen-Gesetz erlassen. Damit wurde eine Geschlechterquote für börsennotierte Unternehmen und den öffentlichen Dienst eingeführt. Diese Quote sieht vor, dass 30 Prozent der Aufsichtsratsposten mit Frauen zu besetzen sind.
Der gesellschaftliche und politische Druck, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, könnte sich nun zusätzlich verstärken: Zum Jahresbeginn hat die Bundesregierung einen Entwurf für das Zweite Führungspositionen-Gesetz vorgelegt. Darin ist nun auch ein Mindestfrauenanteil für Vorstände vorgesehen. Sobald dieser aus vier oder mehr Mitgliedern besteht, müssen die Posten künftig mit mindestens einer Frau und mindestens einem Mann besetzt werden. Diese Regelung würde dann für rund 70 börsennotierte deutsche Unternehmen greifen. Bei Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes soll diese Regelung bereits bei mehr als zwei Mitgliedern im Geschäftsführungsorgan gelten.
Geschlechtergleichheit wirkt sich positiv aus
Aus Sicht des DIW Berlin ist die Regelung zur Mindestbeteiligung ein wichtiges Signal, jedoch reiche eine solche Quote allein nicht aus. Es müssen auch Geschlechterstereotype in der Arbeitswelt und die vielerorts noch immer männlich geprägte Führungskultur aufgebrochen werden. Auch eine „Kultur der Offenheit gegenüber neuen Arbeitsmodellen für Führungskräfte“ wie Doppelspitzen mit reduziertem Arbeitspensum können helfen, den Anteil von Frauen in Führungspositionen nachhaltig zu erhöhen. „Es wird Zeit, dass sich nach den Aufsichtsräten auch in den Vorständen endlich etwas tut. Das ist auch im Interesse der Unternehmen, denn mehr Geschlechterdiversität wirkt sich meistens äußerst positiv aus“, sagt Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics am DIW Berlin.
Das unterstreichen Frauen und Männer mit Aufsichtsratsmandaten börsennotierter Unternehmen, die im Rahmen der aktuellen Erhebung befragt wurden. Diskussionen wurden als umfassender und facettenreicher beschrieben. Auch die Entscheidungsfindung der Kontrollgremien soll von den unterschiedlichen Perspektiven profitieren. Die vergangenes Jahr veröffentlichte Studie „Diversity matters“ belegt zudem: Je diverser, desto erfolgreicher. So zeigt die US-amerikanische Unternehmensberatung McKinsey auf, dass Unternehmen mit hoher Geschlechter-Vielfalt eine um 25 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, überdurchschnittlich profitabel zu sein.
Mehr Frauen in die Digital-Wirtschaft
Auch auf EU-Ebene wird darauf hingearbeitet, Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen zu beseitigen. In ihrer „Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter„ drängt die Europäische Kommission auf die Annahme einer Richtlinie zur „ausgewogeneren Vertretung von Frauen und Männern“, die sogar eine Quote von 40 Prozent für die Leitungsorgane börsennotierter, europäischer Unternehmen fordert. Das Europäische Parlament beschloss zudem vergangenen Monat eine Resolution zur „Überwindung der digitalen Kluft zwischen den Geschlechtern„. Darin fordern die Parlamentarier:innen mehr „Teilhabe von Frauen an der digitalen Wirtschaft“ zu ermöglichen.
Um die Zahl der Frauen in Führungspositionen in den Digital-Branchen zu erhöhen, sei es wichtig, mehr weibliche Vorbilder zu haben. Dabei hält das Parlament fest, dass „der IT-Sektor einen deutlichen Anstieg weiblicher Vorstandsmitglieder verzeichnet hat, aber auch der Sektor mit dem höchsten Anteil rein männlicher Vorstandsmitglieder ist“. Die EU-Parlamentarier:innen fordern daher Kommission und Mitgliedstaaten dazu auf, „das Geschlechtergefälle in der digitalen Wirtschaft durch gezielte Maßnahmen zu verringern„. Dabei wird auch an die Unternehmen appelliert, ein ausgewogenes Verhältnis in den Führungsebenen zu fördern.
Telefónica im Bloomberg Gender-Equality Index
Telefónica Deutschland hat Vielfalt und die Gleichberechtigung der Geschlechter in den Geschäftsgrundsätzen verankert. Im Jahr 2020 steigerte das Unternehmen den Anteil von Frauen in Führungspositionen nochmals und liegt hier nun bei 28 Prozent. Der Frauenanteil im Vorstand liegt mit zwei Vorständinnen bei knapp 29 Prozent. Personalvorständin Nicole Gerhardt ist überzeugt: „Vielfalt fördert unseren Unternehmenserfolg. Der steigende Anteil von Frauen in Führungspositionen führt zu einem besseren Verständnis von Kundenbedürfnissen und steigert unsere Innovationsfähigkeit.“
Diese Entwicklung ist einer von vielen Gründen für die Aufnahme in den Bloomberg Gender-Equality Index (GEI). Der GEI honoriert beispielhafte Unternehmen für eine transparente und mit Kennzahlen belegte Förderung der Chancengleichheit von Frauen am Arbeitsplatz. Telefónica Deutschland ist damit eines von 10 gelisteten Unternehmen in Deutschland, die sich für Geschlechter-Diversität und Inklusion einsetzen. Weitere Indikatoren, die der GEI betrachtet, sind unter anderem geschlechtsspezifische Lohngleichheit (Gender Wage Gap) sowie die Förderung von Inklusion und Gleichstellung am Arbeitsplatz.
Außerhalb des eigenen Unternehmens ist Telefónica in der Initiative Chefsache aktiv: Ein Netzwerk von Führungskräften aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Politik, das sich unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel für mehr Chancengerechtigkeit von Frauen und Männern einsetzt. Darüber hinaus engagiert sich das Unternehmen in der Initiative #SheTransformsIT, die sich für „mehr Frauen in der Digitalisierung“ einsetzt. „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in Deutschland noch viele weibliche Talente haben, die wir für die Digitalbranche begeistern können. Hierzu möchte ich im Rahmen des Bündnisses #SheTransformsIT meinen Beitrag leisten“ betont Valentina Daiber, Vorständin für Recht und Corporate Affairs bei Telefónica Deutschland.