EU-Kommission: Neue Leitlinien für mehr digitale Kompetenz im Job
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Fit in die digitale Arbeitswelt: Für den optimalen Arbeitseinstieg nach der Pandemie veröffentlichte die EU-Kommission Leitlinien, die dabei helfen sollen, sich auf die neue (digitale) Arbeitswelt vorzubereiten. Das Hightech-Forum fordert derweil eine Modernisierung des deutschen Aus- und Weiterbildungssystems.
Was bedeutet es, im Alltag, Beruf oder beim Lernen digital kompetent zu sein? Antworten darauf gibt „DigComp“, der Europäische Referenzrahmen für digitale Kompetenzen der EU-Kommission. Erstmals 2013 veröffentlicht, ist „DigComp“ zu einer Referenz für die Entwicklung und strategische Planung digitaler Kompetenzen für Lernende, Bildungseinrichtungen und die Bildungspolitik geworden. Um auf die „neue Normalität“ nach der Corona-Pandemie vorbereitet zu sein, stellte die Kommission nun einen Guide zur Implementierung vor, der helfen soll, den „DigComp“ erfolgreich anzuwenden und umzusetzen. Das Hightech-Forum der Bundesregierung erklärt indes, es brauche eine breitere Qualifizierungsoffensive in Deutschland.
Mehr digitale Kompetenz durch soziale Distanzierung
Die Ergebnisse des aktualisierten „DigComp“ offenbaren: 85 Prozent aller Arbeitsplätze in der EU erfordern grundlegende digitale Fertigkeiten. Doch gerade einmal 43 Prozent der Beschäftigten könnten die geforderten IT-Kenntnisse im Job auch wirklich aufweisen. Die Corona-Pandemie verdeutlicht die Schwachstellen digitaler Arbeit. „Die Maßnahmen zur Kontaktvermeidung in den vergangenen Monaten, das sogenannte Social Distancing, haben die Art und Weise verändert, wie wir am Arbeitsplatz miteinander umgehen und Forschung und Innovation betreiben. Damit dies weiterhin funktioniert, müssen wir die Menschen mit den richtigen digitalen Fähigkeiten ausstatten“, erklärte die zuständige EU-Kommissarin Mariya Gabriel.
Anhand praktischer Fallstudien dient der Leitfaden als Orientierungshilfe für die Europäische Kommission, die Mitgliedstaaten und Bürger*innen. So seien für die Beschreibung digitaler Kompetenzen fünf Bereiche besonders relevant: Datenverarbeitung, Kommunikation, Erstellung von Inhalten, Sicherheit und Problemlösung. Ein aktuelles Beispiel ist die digitale europäische Bewerbungshilfe „Europass“. Der Europass-Lebenslauf enthält seit Neuestem ein Online-Tool für Arbeitsuchende, mit dem sie ihre digitale Kompetenz selbst bewerten und beschreiben und in ihren Lebenslauf aufnehmen können. Das Tool nutzt die fünf Bereiche des „DigComp“-Rahmens mit einem einfach zu verwendenden Selbsteinschätzungsformular.
Qualifizierungsschere öffnet sich
Das Hightech-Forum, zentrales Beratungsgremium der Bundesregierung bei der Umsetzung der 2018 initiierten Hightech-Strategie 2025, fordert indes größere Anstrengungen in der digitalen Bildung. In einem Impulspapier skizziert das Gremium die Notwendigkeit einer umfassenden Modernisierung des deutschen Aus- und Weiterbildungssystems. Kontinuierliches Lernen für alle müsse zum „Normalzustand“ werden, heißt es darin. Dabei dürfe es nicht nur allein um das Verständnis von Hard- und Software gehen. Es müsse auch eine gesetzliche Voraussetzung, wie ein individuelles Recht auf Weiterbildung, geschaffen werden. Das Hightech-Forum attestiert der deutschen Arbeits- und Lernkultur insgesamt eine unzureichende Ausrichtung auf lebenslanges Lernen. Demnach ergebe sich ein erhebliches Gefälle bei wichtigen Zukunftskompetenzen und die Qualifizierungsschere würde über die Lebensdauer immer weiter auseinanderspreizen.
Die digitale Transformation in der Arbeitswelt steht auch im Mittelpunkt der Europäischen Kompetenzagenda. Im Herbst will die Kommission einen aktualisierten Aktionsplan für digitale Bildung zusammen mit einer Mitteilung über den Aufbau des Europäischen Bildungsraums vorlegen. Bis dahin soll der gerade veröffentlichte Guide zur Implementierung das im „DigComp“-Bericht gesammelte Wissen in die praktische Anwendung übersetzen.