Digital gegen das Virus: Wo Deutschland bereits erfolgreich digitale Technologie im Kampf gegen COVID-19 einsetzt
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Die Ausbreitung des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 stellt Gesellschaften und Gesundheitssysteme weltweit vor riesige Herausforderungen. Mit Hochdruck arbeiten Forscher und Experten an Strategien, um die Pandemie einzudämmen und die Versorgung von Kranken zu verbessern. Dabei spielen auch digitale Technologien eine wichtige Rolle. In der Serie „Digital gegen das Virus“ berichten wir darüber, wo bereits neue Technologien erfolgreich eingesetzt werden und welche gesellschaftlichen Fragen das aufwirft. Teil 2: „Wo Deutschland bereits erfolgreich digitale Technologie im Kampf gegen COVID-19 einsetzt“
Wer in diesen Tagen ein Kratzen im Hals spürt oder Husten bekommt, ist oft verunsichert. Sind das schon Anzeichen einer möglichen COVID-19 Infektion? Sollte man sich testen lassen? Und wenn ja, wie? Da viele Hausärzte derzeit überlastet sind und manche Patienten einen Besuch im überfüllten Wartezimmer fürchten, hat das Start-up TeleClinic einen digitalen Coronavirus-Check eingeführt. „Sie haben Symptome wie Husten, Atembeschwerden oder Fieber und vermuten eine Coronavirus Infektion? Unsere Fachärzte helfen Ihnen dabei, die Symptome einzugrenzen, Risiken zu ermitteln und gegebenenfalls weitere Schritte zu besprechen – ohne Wartezimmer und Ansteckungsgefahr“, wirbt die Münchener Firma auf ihrer Webseite.
Video-Chat statt riskanter Arztbesuch
Um das derzeit kostenlose Angebot zu nutzen, müssen Nutzer sich auf der Webseite von TeleClinic registrieren, einen Onlinefragebogen beantworten und eine App herunterladen. In einem Videochat bespricht ein Arzt dann die Symptome und leitet, wenn nötig, gemeinsam mit dem Patienten weitere Schritte ein. Man habe bereits einige Verdachtsfälle identifizieren können, sagte die Gründerin Katharina Jünger gegenüber der Deutschen Apotheker Zeitung. In diesen Fällen arbeite man eng mit den Gesundheitsämtern zusammen. „Wenn Patientinnen und Patienten unser Angebot wahrnehmen, dämmen wir im besten Fall die Verbreitung der Epidemie in Deutschland mit ein“, so Jünger.
Das Angebot ist eine von zahlreichen digitalen Lösungen, mit denen Start-ups, Unternehmen und Behörden in Deutschland auf die Corona-Krise reagieren. Eine weitere Initiative ist GeoHealth – Motto: „Spread the app, not the virus“. Ähnlich wie in Korea, China und anderen Ländern soll dazu eine App entwickelt werden, die dem Nutzer anzeigt, ob und wo man sich zu einem bestimmten Zeitraum gemeinsam mit Infizierten an einem Ort befunden hat. Das persönliche Ansteckungsrisiko soll in der App in Ampelfarben angezeigt werden.
Eine App, um das Ansteckungsrisiko zu vermindern
GeoHealth, das Anfang April in den App-Stores zur Verfügung stehen soll, ist eine Kooperation der Medizinischen Hochschule Hannover MHH und dem Hamburger Start-up Ubilabs. Die technische Grundlage soll eine Datenanalyseplattform bilden, die mit Hilfe von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz (KI) Standortverläufe und Geodaten auswertet. Dabei ist den Gründern wichtig, dass alle Daten freiwillig erhoben werden. Das Modell dazu soll eine „Datenspende“ sein: Infizierte Personen stellen freiwillig und anonym den von ihren Smartphones erhobenen Standortverlauf zur Verfügung. Mit Hilfe dieser Daten könnten andere Nutzer dann vor möglichen Ansteckungen gewarnt werden.
„Die Daten sind in jedem Fall vollständig anonymisiert. Die App bietet nicht einmal eine Login-Funktion“, sagte Maxim Gleser, der für die App-Entwicklung verantwortlich ist, gegenüber heise online. Zum Schutz der Privatsphäre sollen zudem nur ungefähre Standortdaten mit einem „Radius von 200 bis 500 Metern“ in die Auswertung einfließen. Niemand könne zu seinem Wohnort zurückverfolgt werden, betont Gleser. Auf Datenspenden setzt auch ein geplantes Angebot namens „Fasterthancorona“, bei dem Nutzer auf einer Online-Plattform Informationen zu ihrem Hygieneverhalten und möglichen Ansteckungen eingeben können. Die anonymisierten Daten sollen als Open-Source-Projekt an Wissenschaftler und Gesundheitsbehörden weitergegeben werden. (Mehr zur Datenschutzdebatte im Kampf gegen COVID-19 lesen Sie in Teil 3 der Artikelserie).
Bots beantworten Fragen zu COVID-19
Um die Bevölkerung besser über das Coronavirus zu informieren, werden auch Bots eingesetzt. Der vom Bundesgesundheitsministerium ins Leben gerufene Health Innovation Hub bietet einen Chatbot, der individuelle Fragen zur Ausbreitung des Virus aber auch zu möglichen eigenen Erkrankungen beantwortet und so hilft, unnötige Arztbesuche zu vermeiden. „In wenigen Fragen klären, ob Sie Symptome des Coronavirus aufweisen“, verspricht das Angebot, das von dem Leipziger Start-up Docyet entwickelt wurde. Der Bot greift dazu auf aktuelle Informationen des Robert-Koch-Instituts sowie neue wissenschaftliche Veröffentlichungen zurück.
Da alle Schulen geschlossen sind, stehen auch digitale Bildungsangebote hoch im Kurs. Die Lern-App „StudySmarter“ war in den vergangenen Tagen eine der am häufigsten geladenen Apps, auch weil das Münchener Start-up sein Angebot während der Coronakrise kostenfrei anbietet. Viele Schulen müssen wegen der kurzfristigen Schließung improvisieren. In Bayern gibt es zwar die Online-Bildungsplattform Mebis, betrieben vom Staatsministerium für Unterricht und Kultur. Wie manche andere Systeme war die Plattform jedoch angesichts der großen Nachfrage überlastet. Viele Lehrer quer durch Deutschland entwickeln deshalb selbst digitale Lerninhalte, nehmen mit ihrem Smartphone Videos auf oder produzieren sogar Podcasts, die sie über den Klassenchat an die Schüler verteilen. „Ich bin hocherfreut und begeistert, wie kreativ die Lehrer werden, um mit den Schülern in Kontakt zu bleiben“, sagte René Mertens, Sprecher des Landeselternrats Brandenburg.
Virtuelles Kulturleben
Auch viele Künstler und Kultureinrichtungen, die von den landesweiten Quarantänemaßnahmen besonders betroffen sind, nutzen nun digitale Kanäle, um ihr Publikum zu erreichen. Die Münchener Kammerspiele, die wie alle Theater geschlossen sind, stellen jeden Tag eine Inszenierung als Mittschnitt ins Netz. „24 Stunden lag, Theater für Zuhause“, heißt es auf der Webseite. Schriftsteller wie Hasnain Kazim („Auf sie mit Gebrüll“) nutzen Streaming-Plattformen wie Twitch für Lesungen und Buchbesprechungen. Die Berliner Philharmoniker haben einen digitalen Konzertsaal eröffnet, in dem Konzerte als Livestream gezeigt werden. Viele Museen und Kirchen bieten virtuelle Rundgänge an – vom Deutschen Museum bis zur Sixtinischen Kapelle im Vatikan.
Serie Digital gegen das Virus
Teil 1: Wie Künstliche Intelligenz und digitale Technologien im globalen Kampf gegen COVID-19 eingesetzt werden
Teil 3: Wie lassen sich Gesundheitsschutz und Datenschutz miteinander verbinden?
Digitale Netze als Grundlage
Ein Videochat statt dem Besuch bei der Großmutter. Online-Konferenzen und Telefonate aus dem Home Office. Konzertbesuche auf dem Smartphone. Stärker als bisher wird unser Leben in den kommenden Wochen und vielleicht Monaten im Digitalen stattfinden. Die Grundlage dafür sind stabile, leistungsstarke Netze.
Als einer der führenden Telekommunikationsanbieter in Deutschland mit mehr als 50 Millionen Kundenanschlüssen sorgt Telefónica Deutschland dafür, dass die Netze auch in Zeiten von Corona stabil laufen und jeder zuhause und bei der Arbeit uneingeschränkt telefonieren und digitale Anwendungen nutzen kann. Zusätzlich hat Telefónica alle Mobilfunktarife der Marken O2 und Blau um eine sogenannte Grundversorgung erweitert. Das bedeutet: Auch wenn ein Kunde sein vertragliches Datenvolumen ausgeschöpft hat, kann er das Internet weiter nutzen. „Gerade jetzt tragen wir als Mobilfunkanbieter eine große Verantwortung“, sagt Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland. „Unsere Kunden sind mehr denn je darauf angewiesen, über unser O2 Netz alle wesentlichen Informationen rund um COVID-19 zu erhalten und trotz räumlicher Distanz mit Familie, Freunden und Geschäftspartnern engen Kontakt zu halten.“ Damit leistet Telefónica Deutschland einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen das Coronavirus.