Supercomputer: EU Hochleistungsrechner suchen ein Zuhause
Sie haben eine große Lagerhalle zu vermieten, mit erstklassigen Lüftungssystem und ausreichend Strom für eine Maschine, die eine Billiarde Prozesse pro Sekunde abwickelt? Dann werden Sie mit der EU Ihren idealen Mieter finden. Den Interessenten mit einem Budget von einer Milliarde Euro finden sie allerdings nicht auf den geläufigen Immobilienportalen. Das Europäische Gemeinsame Unternehmen für Hochleistungsrechnen, kurz EuroHPC JU, sucht via eigener Ausschreibung nach Standorten für ihre neuen Supercomputer.
Supercomputer: tausende Male schneller als dein MacBook
Aber was genau versteht man überhaupt unter einem Supercomputer? Es sind kurz gesagt Hochleistungsrechner, die in Echtzeit Billionen an Daten gleichzeitig verarbeiten. Laut Informationsblatt des EuroHPC JU sind diese Exemplare „thousands of times faster than a normal computer“. Ganz einfach gesagt, sind Supercomputer die schnellsten Computer ihrer Zeit. 1976 schaffte der Supercomputer „Cray-1“ 130 MegaFLOPS. Ein MegaFLOPS entspricht 106 FLOPS, also eine Million Gleitkommaoperationen pro Sekunde. Der derzeit schnellste Computer der Welt, Stand November 2018, steht in den USA und schafft 122 PetaFLOPS (1015, eine Billiarde FLOPS).
Die EU soll wieder superschnell sein
In ihrer Ausschreibung vom 18. Februar sucht das Gemeinsame Unternehmen zwei Standorte für neue Petascale-Supercomputer und für Vorläufer von Exascale-Supercomputern, die 150 Petaflops leisten können. Ziel ist es bis 2022/2023 in der EU einen Exascale-Hochleistungsrechner mit einer Billionen Operationen pro Sekunde zu haben. Damit will die EU beim Thema Supercomputing wieder zu Asien und den USA aufschließen. Standen im Juni 2012 noch vier Maschinen unter den Top Ten der Supercomputer in der EU, war es im November 2018 nur noch einer.
Supercomputer als Multitalente
Aber wozu braucht die EU diese Supercomputer? Laut Angaben der EuroHPC JU werden die Hochleistungsrechner dabei helfen, wissenschaftliche, industrielle und gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen. Im Gesundheitsbereich sollen Krankheiten schneller erkannt und Medikamente schneller auf den Markt gebracht werden. Auf dem Feld der IT-Sicherheit sollen Supercomputer in Kombination mit Künstlicher Intelligenz eingesetzt werden, um Bedrohungen effizienter aufzudecken. Und auch im Bereich Klimawandel und Energie sollen die Maschinen eingesetzt werden – Ziel sind bessere Wetterprognosen und eine effizientere Steuerung des Energiesystems.
„Unabhängig davon, wo sich die Nutzer in Europa befinden, werden diese Supercomputer in mehr als 800 wissenschaftlichen und industriellen Anwendungsbereichen zum Nutzen der europäischen Bürger eingesetzt werden“,
meint Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für digitale Wirtschaft und Gesellschaft.
Der schnellste Computer Deutschlands und der EU, ist momentan im Leibniz-Rechenzentrum bei München zu finden – der SuperMUC. Wo die nächsten Supercomputer ein Zuhause finden, entscheidet das EuroHPC. Bewerbungsschluss für die beiden Ausschreibungen sind der 4. bzw. 15. April.