Debatt(l)e Royale: Alle wollen Games fördern

Foto: CC BY 2.0 Credit Christopher Isak for TechAcute. Ausschnitt bearbeitet.
Veröffentlicht am 31.08.2018
Foto: CC BY 2.0 Credit Christopher Isak for TechAcute. Ausschnitt bearbeitet.

Genau wie letztes Jahr, gab es bei der größten Computerspielmesse gamescom wieder eine „Elefantenrunde“. Beim „Debatt(l)e Royale“ – der Politik-Arena der Messe – diskutierten die Generalsekretäre und Bundesgeschäftsführer von CDU, SPD, FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen aktuelle Fragen der deutschen Games-Politik wie etwa die bundesweite Games-Förderung, die Bedeutung von eSports, Deutschland als Standort für Spiele-Entwicklung und aktuelle digitalpolitische Themen. Es zeigt sich: Die Politik sieht noch einige Baustellen – aber eigentlich sind sich alle einig.

Förderung von Videospielentwicklung

Battle-Royal-Spiele faszinieren Millionen von Spielern weltweit. Mit seinem spielerischen Ansatz, 100 Kontrahenten gegeneinander kämpfen zu lassen bis nur noch einer übrigbleibt, spricht das Spiel urtypische Überlebensinstinkte an.  Dem gegenüber war das „Debatt(l)e Royale“ sehr zivilisiert. Die Spitzenpolitiker Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Michael Kellner (Grüne), Jörg Schindler (Linke), Nicola Beer (FDP) und Lars Klingbeil (SPD) waren sich in Sachen Gaming an vielen Stellen einig. Besonders galt dies für Spiele als gesellschaftlichen Faktor.  „Die Debatte ist rum. Games sind längst Teil unserer Kultur und Gesellschaft“, fasste es Kellner zusammen.

Laut dem Koalitionsvertrag der Großen Koalition soll sich Deutschland in den kommenden Jahren durch ein neues Fördermodell zu einem der führenden Wirtschaftsstandorte von Game-Development entwickeln. Eine dezidierte staatliche Game-Förderung stellte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bereits 2017 auf der gamescom in Aussicht.

50 Millionen Euro für die Game-Branche

„Aus dieser Ankündigung ist eine konkrete Vereinbarung im Koalitionsvertrag geworden. Der erste Schritt wird gerade im Bundeshaushalt 2019 aufgestellt und verhandelt,“

so die CDU-Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer.

Wenn es nach dem Verband der deutschen Games-Branche – kurz game – geht, müssten jedes Jahr rund 50 Millionen Euro aus einem Fond in die Entwicklung von Prototypen und Produktionen kleiner, mittlerer und großer Entwicklungsstudios fließen, um eine angemessene Förderung zu garantieren. Ob die gewünschte finanzielle Dimension Realität wird oder nicht, wird sich Ende dieses Jahres nach der Verabschiedung des Bundeshaushalts 2019 zeigen.

Die Generalsekretärin der FDP Nicola Beer fordert, dass es nicht nur allein um die Förderung von Gaming gehen darf: „Es braucht neben der Game-Förderung weitere Rahmenbedingungen.“ Einen Ausblick was diese Rahmenbedingungen beinhalten könnten, gibt der digitalpolitische Sprecher der FDP-Fraktion Manuel Höferlin:

„Wir wollen Förderprogramme des Bundes auch für die Games-Branche öffnen, für sie ein Venture-Capital-Gesetz etablieren und Vereinfachungen beim Crowdfunding für Spiele.“

Olympische Disziplinen für eSports?

Beim Thema eSports scheiden sich die Geister. Ist es ein richtiger Sport oder doch nur virtuelles Erlebnis? Jahrelang kämpften Verbände und professionelle Gamer für die Anerkennung von eSports als Sportart. Der Koalitionsvertrag gibt der Szene nun Hoffnung. Darin heißt es, man wolle

„eSports künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive unterstützen“.

Linken-Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler nennt es konkret beim Namen: „eSport ist Sport. So einfach.“ Hinsichtlich olympischer Träume sagt er:

„Die Frage der olympischen Spiele steht am Ende. Entscheidend ist vielmehr, dass wir in den Vereinen und Schulen frühzeitig dazu kommen, dass eSports-Programme angeboten werden und das entsprechende Vereins- und Sportförderung regionaler- und Landesebene erfolgt.“

Lars Klingbeil (SPD) betonte bei der Debatt(l)e Royal sein gemeinsames Engagement mit Dorothee Bär (CSU). Zusammen hatten sich die Digitalpolitiker für eSports im Koalitionsvertrags eingesetzt: „Ich bin guter Dinge, der Druck ist da.“ Der Bundestag könne zwar nicht über olympische Möglichkeiten entscheiden, aber man könne Rahmenbedingungen entsprechend ändern. Dass eSports zumindest gefördert werden muss, darin sind sich alle Parteien einig.

Breitband und Gamification

Ebenfalls Einigkeit herrschte beim Thema Breitbandausbau. Alle Podiumsteilnehmer forderten, dass der Breitbandausbau an Fahrt aufnehmen muss. Denn: ohne gescheite Internetleitung auch kein flüssiges Gaming-Erlebnis.

Und noch ein Megathema der Digitalpolitik hat mit Games zu tun: Dass es bei der digitalen Bildung nicht nur um die Frage nach der IT-Ausstattung an Schulen, sondern auch um die inhaltliche Weiterentwicklung geht, macht Kamp-Karrenbauer deutlich: „Gamification muss in die Lehrpläne übertragen werden.“ Dass sieht auch die frühere Kultusministerin Hessens Nicola Beer ähnlich:

„Wir brauchen eine offensive Aus- und Fortbildung für Lehrkräfte, ebenso eine Überarbeitung der Lehrpläne.“

Nächstes Jahr wollen sich die Parteien wieder auf der gamescom treffen. Dann vielleicht mit handfesten Beweisen zum Wandel der Games-, eSport- und Digital-Branche.

Schlagworte

Empfehlung der Redaktion