Studie digitale Lebenswelten: Senioren erobern das Netz
Per Smartphone mit den Enkelkindern skypen, mit Apps den Geist trainieren oder auf dem Tablet die Online-Bestellung für die Winterjacke wegschicken –Senioren erobern das Netz. Das bestätigt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI). Für die Studie über„die digitalen Lebenswelten der über 60-Jährigen in Deutschland“ wurden Senioren nach ihrer Nutzung von Internet und Technologien, Motivation und Ängsten befragt und erfasst, was sich für sie in den vergangenen vier Jahren verändert hat. Menschen über 60 nutzen das Internet heute mehr, bei den „Offlinern“ haben sich die Vorbehalte jedoch verstärkt.
Graben zwischen Onlinern und Offlinern
Knapp ein Drittel der deutschen Bevölkerung ist über 60 Jahre alt. 48 Prozent von ihnen, also etwa zehn Millionen Menschen, nutzen das Internet gar nicht, so das Ergebnis der DIVSI-Studie. Im Vergleich zum Jahr 2012 ist ihr Anteil um drei Prozentpunkte gesunken, aber ihre Distanz zum Internet sogar noch größer geworden. Viele von ihnen „fühlen sich von der Komplexität des Internets überfordert, sehen größtenteils keinen Nutzen darin und lehnen es daher ab“, heißt es in der Studie.
Gleichzeit steigt der Anteil derer, die das Internet bereits nutzen und derer die es mehr nutzen möchten. 15 Prozent der über 60 Jährigen stuft die Studie als „internetnah“ ein. Sie sind „Souveräne Intensiv-Nutzer, für die das Internet nicht nur selbstverständliche Infrastruktur, sondern der digitale Lebensstil ein Abgrenzungsmerkmal gegenüberGleichaltrigen ist.“ Außerdem sind sie häufiger im Netz: 22 Prozent von ihnen – 2012 waren es 14 Prozent – nutzen das Internet täglich. 38 Prozent der Senioren geben an, dass sie mehr am Internet teilhaben möchten. Vor vier Jahren waren es lediglich 27 Prozent.
Während eine Hälfte der über 60-Jährigen dem Internet also skeptisch gegenübersteht, hält die andere Hälfte (44 Prozent) das Internet für „die beste Erfindung, die es je gab“. 29 Prozent dieser Altersgruppe gaben an, sie könnten sich ein Leben ohne Internet persönlich nicht mehr vorstellen. Bei der Bitkom-Studie im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2015 hatten dies sogar 46 Prozent der Senioren von sich behauptet.
Was Senioren im Netz tun
„Das Internet ist für uns wie eine Art Duden, z.B. Wikipedia. Man kommt vom Arzt oder bekommt Tabletten, und auf dem Beipackzettel stehen irgendwelche Fachbegriffe drauf. Tippt man mal schnell ein über Google, bekommt man eine lange Erklärung. Viel mehr Informationen, als man beim Arzt erhält. Ein Nachschlagewerk ist für uns wichtig.“, wird ein 72-Jähriger in der Studie zitiert. Die Onliner unter den über 60-Jährigen nutzen das Internet überwiegend für zwei Bereiche: E-Mails und Internetrecherche. Gut zwei Drittel lesen ihre Nachrichten zudem online. Damit decken sich die Nutzungsbereiche mit den Zahlen der gesamten Bevölkerung.
41 Prozent der Senioren kaufen online ein (in der gesamten Bevölkerung sind es 58 Prozent) und ein Drittel wickeln auch ihre Bankgeschäfte im Netz ab. 26 Prozent nutzen Chats oder Instant-Messaging und 14 Prozent der Ü60-Gruppe stellt eigene Texte oder Bilder auf Blogs oder in soziale Medien. Aber auch über diese konventionellen Tätigkeiten hinaus ist manch eine Seniorin fit im Netz: „Ich mache so ein Trainingsprogramm an den Geräten und nehme die Powerkurse wahr, da kannman sich auspowern, und hinterher fühlt man sich gut. Seitdem ich Rentner bin, bin ich ja aktiverals vorher zu Berufszeiten.“, sagt eine 81-Jährige in der Studie.
Hürden und der gesellschaftliche Auftrag
Zentrale Themen bei den Ü60-jährigen Onlinern wie Offlinern spiegeln ebenfalls aktuelle gesellschaftliche Debatten wieder: Skepsis gegenüber der Sicherheit bestimmter Dienste wie online Banking, Aversion gegen soziale Medien und Forderungen an den Staat, Datenschutz sicherzustellen.
Für manche sind die Vorbehalte Grund genug, sich gar nicht auf das Netz einzulassen, wie es auch diese 65-Jährige in der Studie formuliert: „Natürlich vereinfacht das Internet Dinge. Aber ich will doch mein Leben da nicht ausbreiten.“ Aber auch Senioren, die mehr online unternehmen wollen, halten zumeist Sicherheitsbedenken und selbstzugeschriebene geringe Internetkompetenz vom Netz fern. Vor allem dieser Gruppe müsse Beachtung geschenkt werden, so DIVSI. Hierfür gibt die Studie drei Empfehlungen, wie diese Senioren erreicht werden können: ihre Haltung verstehen, Vertrauen schaffen und Zugangswege bieten. Denn in einer Gesellschaft, die zunehmend digitalisiert wird, bedeute digitale Teilhabe auch soziale Teilhabe.
Darin sieht auch Telefónica einen gesellschaftlichen Auftrag. Im Oktober versammelte Telefónica BASECAMP mehr als 200 Entscheidungsträger sowie Interessierte aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien, um über das Thema „Digital Mobil im Alter“ zu diskutieren. Seit 2012 stellt Telefónica Deutschland zusammen mit der Stiftung Digitale Chancen im Projekt „Tablet PCs für Senioren“ bundesweit Senioren-Einrichtungen moderne Tablet-PCs mit Internetflatrate zum Ausprobieren zur Verfügung.