Update für die Bundeswehr
Die Bundeswehr bereitet ihre neuste Umstrukturierung vor: Statt Sportskanonen suchen unsere Streitkräfte jetzt Computer-Nerds. Mit Slogans wie „Gegen virtuellen Terror hilft kein Dislike-Button“ und „Deutschlands Freiheit wird auch im Cyberraum verteidigt“ wirbt die Bundeswehr in einer breit angelegten Medienkampagne um IT-Kräfte. Die leicht provokanten Werbesprüche kommen zwar nicht bei jedem gut an, aber erregen die erwünschte Aufmerksamkeit. Das „Projekt Digitale Kräfte“ ist Teil der „Mach, was wirklich zählt“-Kampagne, die die Bundeswehr als attraktiven, sinnstiftenden Arbeitgeber positionieren soll.
Projekt Digitale Kräfte
„Entwickle mit uns die Bundeswehr der Zukunft“ lautet die Aufforderung auf der Kampagnenwebsite des Projekts Digitale Kräfte. Das ist nicht nur ein Angebot an potenzielle IT-Fachkräfte, sondern auch eine Art Hilferuf, denn die Bundeswehr hinkt in diesem Bereich hinterher. Die Nato hat schon 2008 das NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence in Tallinn, Estland, eingerichtet, doch die deutsche Reaktion folgt erst jetzt. Aus diesem Grund stichelten die Medien als Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen im April die strategische Umstrukturierung der Streitkräfte als Antwort auf die „Herausforderungen im Cyber- und Informationsraum“ bekanntgab.
700 freie IT-Stellen für Externe in diesem Jahr und weitere in den Folgejahren bietet die Bundeswehr, um das Cyber-Update zu schaffen. Zur besseren Orientierung informiert die Website über die verschiedenen Berufsbilder und stellt für alle Schulabschlüsse passende Karrierewege vor. Bekannt gemacht wird man dort unter anderem mit dem IT-Soldaten, der für die Vernetzung des Gefechtsstandes im Einsatz zuständig ist und gewissermaßen die „Firewall um das Feldlager“ zieht, während der IT-Azubi für die Instandhaltung der IT, z.B. in den Eurofightern, zuständig ist.
Durch die Kampagne angesprochen werden sollen aber nicht nur junge Männer, deshalb ist eines der Aushängeschilder Leutnant Teresa Schömburg. Die 25-Jährige ist Mutter, IT-Studentin und Soldatin in einem und damit das perfekte Werbegesicht für die moderne, digitale und familienfreundliche Bundeswehr. Die dreijährige Tochter geht – selbstverständlich – in die campuseigene Kita der Bundeswehruni. Das Aufgabengebiet der Offiziersanwärterin ist die Erforschung von Mensch-Roboter-Interaktion.
Kampagne stößt auf Interesse
Leutnant Johannes Jestram, der im Showroom der Bundeswehr in Berlin-Mitte Erstberatung für Interessierte bietet, hat seit Anlauf der Kampagne im März bereits viel Resonanz erfahren. Vom Schulabgänger ohne Abschluss, der „so gerne Emails schreibt“, bis zum Physik-Absolventen mit Masterabschluss interessiert sich ein breites Spektrum für die IT-Karrieren bei der Bundeswehr, beschreibt er die Reaktionen. Von einigen wenigen gibt es aber auch Kritik, denn sie finden, dass die flapsigen Sprüche der Kampagne, die eine Zielgruppe von 14- bis 29-Jährigen anspricht, zu unseriös wirken. Es gehe immerhin um die Streitkräfte, so das Argument.
LAN-Party und Strategiespiele
Doch auch die Bundeswehr weiß, dass man angehende IT-Kräfte nicht nur mit Online-Kampagnen erreicht. Die Personalverantwortlichen setzen deshalb auch auf analoge Aktionen, um die Zocker von heute davon zu überzeugen, die IT-Kräfte von Morgen zu werden. Im April fand bereits zum 10. Mal auf Einladung der Storkower IT-Spezialisten ein IT-Camp statt, zu dem jedes Jahr rund 30 Teilnehmer in die brandenburgische Provinz reisen, um gemeinsam mit den IT-Experten der Bundeswehr Netzwerke im Stile einer LAN-Party aufzubauen und dann gesellig Strategiespiele wie „Command & Conquer – Generäle“ zu spielen. Statt der sonst bei LAN-Partys durchgezockten Nächte, heißt es aber bei der Bundeswehr um 7.30 Uhr aufstehen, um in der Truppenküche des Führungsunterstützungsbataillons 381 mit den Soldaten über deren Einsatzerfahrung zu sprechen.
Frauen an die digitale Front!
Um noch mehr junge Frauen wie Teresa Schömburg für die digitalen Streitkräfte zu gewinnen, arbeitet die Bundeswehr auch an der Verbesserung der Rahmenbedingungen. Aus diesem Grund wird es an der Hochschule Bremen ab dem Wintersemester 2016 einen dualen Internationalen Studiengang der Informatik speziell für Frauen geben, bei dem die Anwärterinnen im gehobenen technischen Dienst den „Bachelor of Engineering“ erlangen können.