Mobilität 4.0 – Digitalisierungsinitiative der Bahn
Nur noch fünf Minuten bis zur Abfahrt und man hat in dieser fremden Stadt in diesem großen Bahnhof nicht den Hauch einer Ahnung, wie man so schnell das richtige Gleis finden soll und wo überhaupt das Abteil mit der Sitzplatzreservierung ist. Wenn es nach der Deutschen Bahn geht, kommt ihren Kunden in diesen schweißtreibenden Momenten der Suche bald die App DB Navigator zu Hilfe. Zwar müssten zuvor noch Anlagen in den Bahnhöfen digital umgerüstet werden, und es sei auch nicht ganz einfach, bei unterirdischen Gleisen eine Verbindung zum Internet zu gewährleisten, aber man sei fest entschlossen, dieses Angebot so schnell wie möglich umzusetzen, kündigt DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Rüdiger Grube an. Die App soll im Juni außerdem ein Relaunch bekommen und künftig auch Mietfahrräder und Carsharing-Angebote der Bahn in der Umgebung anzeigen, die dann auch direkt über die App buchbar sind.
Konkurrenz zu Mobilitäts-Apps
Die Maßnahme ist eine von 150 Projekten der Innovations-Initiative 4.0, mit denen der Verkehrskonzern digital durchstarten will. „Wir wollen das Thema Mobilität 4.0 selbst anpacken und gestalten und nicht die Getriebenen sein“, sagt Bahn-Chef Grube. In puncto verkehrsübergreifenden Mobilitäts-Apps lief die DB AG bislang Angeboten wie Ally, ehemals Allryder, einen Schritt hinterher. Während das Start-up seinen Nutzern bereits seit über einem Jahr verschiedene Mobilitätsalternativen von der S-Bahn bis zu Carsharing-Fahrzeugen im Stadtverkehr anbietet, will die Deutsche Bahn jetzt mit der Mobilitätsplattform Qixxit auf- und überholen. Neutral und anbieterübergreifend werden alle Verkehrsmittel vom Flugzeug über den Fernbus bis zum Mietauto auf Lang- und Kurzstrecken berücksichtigt. Dank Echtzeit-Informationen über den Bahn- und Straßenverkehr weiß man auch, wann es unterwegs an der Zeit ist, sich mit Hilfe der Qixxit-App nach einer anderen Fortbewegungsart umzusehen.
Mit dem Mitfahrnetzwerk flinc will die Deutsche Bahn außerdem die Tür-zu-Tür-Anbindung verbessern. Auf der Online-Plattform können Autofahrer ihre geplanten Fahrten für mögliche Mitreisende einstellen. Nutzer bekommen bei ihrer Suchanfrage von Ort zu Ort verschiedene Alternativen angezeigt: mit öffentlichen Verkehrsmitteln, als Mitfahrer oder als eine Kombination aus beiden. Die Bahn will auf diese Weise Kunden neu für sich gewinnen, die sonst am liebsten und ausschließlich mit dem Auto reisen.
Sprechende Aufzüge
Unter den zahlreichen Projekten im Zeichen der Digitalisierung sind auch viele, von denen die Bahnkunden nicht direkt etwas mitbekommen werden. Bahn-Chef Grube plant in den Bahnhöfen beispielsweise „sprechende Aufzüge und Rolltreppen“. Gemeint ist damit, dass die Anlagen einen Defekt selbstständig an eine zentrale Überwachsungsstelle melden. Auch einige Loks, die im Güterverkehr unterwegs sind, erfassen bereits durch Sensoren Schäden am Fahrzeug und melden diese Informationen direkt an die Werkstatt. Bis zum Jahr 2020 sollen 2.000 dieser „intelligenten eLoks“ durch Europa rollen.
So lange dauert es hoffentlich nicht mehr, bis nach den ICEs auch Regionalzüge mit WLAN ausgestattet sind. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt kündigte an, seinen Länderkollegen bei der nächsten Verkehrsministerkonferenz mit auf den Weg zu geben, dass mobiles Internet mit zu den Ausschreibungskriterien im Regionalverkehr gehören soll.