Häppchenweise republica: #rp14

Veröffentlicht am 06.05.2014

Der Abschluss, aber nicht das Ende

Ein Horn verkündet den Abschluss der re:publica 2014. Auf der Abschlussversammlung präsentierte der Mitgründer der Konferenz Johnny Haeusler einige Zahlen: Mit über 6.000 Besuchern zählte die Konferenz 1.000 Teilnehmer mehr als letztes Jahr. 525 Helferinnen und Helfer machten die Veranstaltung in der Station Berlin möglich. Die Veranstalter freuten sich auch über einen höheren Frauenanteil von 40 Prozent. Der jüngste Speaker war 12 Jahre alt. Neben dem Programm vor Ort wurde die Konferenz sehr rege digital begleitet: Über 15.000 Twitternutzer schrieben 88.974 Tweets unter dem #rp14.

Den Abschluss bildete das traditionelle gemeinsame Karaoke-Singen des Songs Bohemian Rhapsody von Queen. Mit viel Jubel und Applaus für alle Beteiligten geht die größte Internetkonferenz Europas zu Ende. Viele dürften der Woche vom 4. Mai 2015 schon entgegenfiebern.

Soziale Medien und Meinungsfreiheit

Ein Panel auf Bühne 6 beschäftigte sich mit dem Internet im Zusammenhang mit der Unterdrückung von Meinungsfreiheit. Fünf Aktivisten und Mitarbeiter von Einrichtungen, die mit Aktivisten zusammenarbeiten und sie unterstützen, berichteten von Problemen in ihren jeweiligen Ländern. In Äthiopien beträgt die Internetversorgung nur 2% und einige der ohnehin wenigen Blogger, die dort im Internet ihre Meinung äußern, wurden kürzlich verhaftet. Neuigkeiten und der Austausch darüber finden auf Twitter unter #freezone9bloggers statt. In der Ukraine ist die politische Situation derzeit ohnehin angespannt und dass nur 35% der Krim mit Internetanschlüssen versorgt ist, hat den Bewohnern dort nicht gerade geholfen sich zu informieren und zu vernetzen. Mehrere Blogger berichteten, dass ihre Computer von der Regierung gehackt und ihre Daten veröffentlicht wurden. Zusätzlich wurden sie auch offline mit vielen verschiedenen Mitteln verfolgt.

Aus Jordanien wurde berichtet, dass Blogs und Websites eine Lizenz von der Regierung erhalten müssen und aus diesem Grund einige geschlossen wurden. Dort sei die Überwachung durch den Staat Normalität und allen Internetnutzern bekannt, was in starkem Gegensatz zu der Reaktion der Europäer auf die NSA-Überwachung steht. Bei der Diskussion wurde auch thematisiert, dass die Nutzung von Verschlüsselung durch Einzelne in den betroffenen Ländern für den jeweiligen Staat besonders auffällig ist. Auch wenn eine Online-Plattform überwacht wird, ist es für die Bevölkerung oft die einzige Möglichkeit zur Kommunikation. (Aylin Ünal)

Lernen – lebenslang, weltweit und online

Bildung sollte nicht Mittel zum Zweck sein, sondern interessant vermittelt werden und außerdem zeitgemäße, digitale Möglichkeiten einbeziehen. Doch es gibt nicht ausreichend Orte, Zugang und Material für das lebenslange Lernen aller Menschen. Die Juristin Delia Browne ist Mitgründerin der Peer to Peer University, die sie auf der re:publica vorstellte. Dahinter steht die Idee offener Online-Gemeinschaften, die kreatives, offenes und gemeinsames Lernen ermöglichen sollen. Dafür arbeitet ein großes Netzwerk an Freiwilligen, die zudem Open Source Software nutzen. Man kann sich beteiligen, indem man Kurse gibt oder an ihnen teilnimmt oder sich an den vielen verschiedenen Projekten zur weltweiten Förderung von Bildung beteiligt. (Aylin Ünal)

Einfach mal die Füße hochlegen

Tag 3 auf der re:publica fordert ihren Tribut. Zwischen den Sessions gönnen wir uns einen ruhigen Moment im Hof.

 

Mit Daten den London riots auf der Spur

Ein sehr interessanter Beitrag auf der Hauptbühne kam von Hannah Fry, einer Mathematikerin des UCL, die über die Ausschreitungen in London im Jahr 2011 sprach. Nachdem sie zunächst sehr anschauliche Beispiele für die Komplexität von Gruppenverhalten vorgestellt hatte – darunter Vogelschwärme und Fußballmannschaften – erläuterte sie die mathematischen Muster, die sie mit ihrer Forschung über die Unruhen herausgefunden hat. Ihr Forscherteam entdeckte einen Zusammenhang zwischen den Charakteristiken des Einkaufens und dem Verhalten der Unruhestifter. Dazu zählt die Tatsache, dass die meisten verhafteten Personen unweit von ihrem Wohnort auf Raubzug gingen. Außerdem trafen die meisten Verhaftungen diejenigen Personen, die in den sozial schwächsten Regionen Londons wohnten. Der Nutzen, den die Mathematikerin in den Ergebnissen sieht, liegt darin, der Polizei künftig die Wahrscheinlichkeit für Ausschreitungen einer gefährdeten Region mitzuteilen, damit diese den Fokus ihrer Arbeit darauf legen kann.

Das Publikum reagierte mit kritischen Nachfragen über den Datenschutz und über die Gefahr einer zu starken Kontrolle durch die Polizei, etwa bei Demonstrationen oder anderen politischen Protesten. Hannah Fry argumentierte jedoch, ihre Forschung sei spezifisch für London und würde keine Voraussagen über künftige Unruhen ermöglichen. Eine weitere Anmerkung einer Zuschauerin war der Hinweis, dass die Polizei sich mit ihrer Aufmerksamkeit sowieso häufig auf die sozial schwächeren Gegenden fokussiere und die Verhaftungen, deren Daten die Grundlage für die Studie bildeten, daher ein verzerrtes Bild zeichneten.

Tim Pritlove: Voice matters!

Der bekannte Podcaster Tim Pritlove sprach in seinem Vortrag über die Faszination von Podcasting und über ihre Infrastruktur. Grundsätzlich hält er den Podcast für das am meisten unterschätzte Medium, denn Podcasts ermöglichen es, Nischen zu adressieren. Das Format ist nicht für den Mainstream konzipiert, erklärt er, sondern bietet die Möglichkeit, sich auf spezielle Themen und Details zu konzentrieren. Dadurch erreicht man tatsächlich auch die richtige Zielgruppe, die wiederum immer eine besonders konstruktive, detaillierte Rückmeldung gibt. Außerdem ist die Stimme an sich ein wichtiger Aspekt, betont Tim, denn die Stimme ist die ureigenste Form der Kommunikation.

Allerdings habe sich die Podcasting-Infrastruktur über die letzten Jahre nicht wesentlich verbessert, bemängelt Tim und stellt daher sein Podlove Projekt vor, welches die Infrastruktur verbessern will. Finanziert und unterstützt von der Gemeinde gibt es unter anderem Ideen, um den Inhalt der Podcasts längerfristig darstellbar und somit wiederauffindbar zu machen, Informationen von Wikipedia zu integrieren und Live-Chats zu nutzen. Karten sollen geographischen Kontext liefern, der mit dem Audio-Inhalt verknüpft wird. Letztendlich hat er die Vision einer Art Matrix, in der alle Informationen über alle Formate, in denen Menschen über diverse Themen reden, verknüpft sind. (Aylin Ünal)

Keep it tidy – IT-Sicherheit in Organisationen

Zwei Mitarbeiter des Tech Team des Tactical Technology Collective erklärten in ihrem Vortrag über die IT-Sicherheit von Organisationen, dass die Annahme, die Gefahr für eine Organisation komme hauptsächlich von außen, ein Mythos sei. Tatsächlich stammen die meisten Gefahren von Fehlern, die Arbeitnehmer intern machten. Daher erklärten sie eine Reihe von Maßnahmen, die für jede Firma, aber auch für alle Privatpersonen nützlich sind. Für die meisten davon sind allerdings technische Vorkenntnisse unabdingbar. Beispielsweise plädierten die beiden jungen Techniker dafür, möglichst autonom zu bleiben und eigene Server zu betreiben. Die genutzten Dienste sollten auf mehrere Anbieter verteilt werden, damit im Ernstfall nicht alle betroffen sind, lautete eine Empfehlung. Weitere Maßnahmen, die sie dem Publikum ans Herz legten, waren die Erstellung mehrerer, verschlüsselter Backups an verschiedenen Orten, sichere Passwörter, PGP-Verschlüsselung für Mails und das Einrichten separater Computer für Arbeitnehmer, die viel unterwegs sind. Grundsätzlich sprachen sie sich dafür aus, in jeder Organisation eine Lernkultur für diese Thematik zu etablieren. Außerdem appellierten sie an ihre Zuhörer, die große Gemeinde der „Techies“ zu nutzen und dort nach Hilfe zu suchen. (Aylin Ünal)

Aufklärungsservice

Die re:publica zieht ein sehr gemischtes Publikum an, welches – entgegen mancher Berichterstattung – nicht nur aus technikversierten und allwissenden Nerds besteht, sondern gerne etwas dazulernt. So bot die Konferenz dieses Jahr einige Sessions an, die als reines Informationsangebot für Anfänger konzipiert waren. In einem gut besuchten Vortrag mit dem Titel „Programmieren für Nullcheckerbunnys“ zeigten Kathrin Passig und die Softwareentwicklerin Anne Schüßler den ahnungslosen, aber interessierten Zuhörern die Anfänge auf dem Weg zum selbsterlernten Programmieren. Leute mit Vorkenntnissen wurden gleich am Anfang des Saales verwiesen, um eine Atmosphäre für naive Fragen zu ermöglichen. Mit den niedlichsten Tierbildern unter Creative Commons-Lizenz, die im Netz zu finden waren, konditionierten die beiden Referentinnen ihr Publikum zu positiven Assoziationen mit Fachwörtern wie Variablen, Integer und Boolean. Die wichtigste Botschaft war: Lasst euch nicht von Besserwissern am Lernen hindern und glaubt nicht alles, was man euch erzählt!

Den beiden Rechtsanwälten Thorsten Feldmann und Henning Krieg hingegen konnte man nahezu alles glauben, was sie erzählten, denn sie hatten Recht – in jeglicher Hinsicht. Auf großes Interesse mit vielen Nachfragen aus dem Publikum stieß ihr Social Media-Jahresrückblick. Darin verwiesen sie auf die wichtigsten Urteile des letzten Jahres zu den Themen Urheberrecht, Datenschutz, Schleichwerbung und Impressum und erläuterten deren Auswirkungen auf die Arbeit von Bloggern und Privatpersonen. Hier lernte man unter anderem, dass ein Screenshot eine Urheberrechtsverletzung sein kann, während ein selbstgeknipstes Foto vom Bildschirm wiederum ein geringeres Problem darstellt. (Aylin Ünal)

Brigitte Zypries und Volker Tripp: Digitale Agenda

Vor einem großen Publikum interviewte Volker Tripp die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium Brigitte Zypries zur digitalen Agenda, insbesondere zur Netzneutralität und zum geplanten Freihandelsabkommen TTIP. Die ehemalige Bundesjustizministerin lobte die Definition des EU-Parlaments zur Netzneutralität. Eindringlich forderte sie die Zuschauer zur Teilnahme an der Europawahl am 25. Mai auf, denn das EU-Parlament habe inzwischen sehr großes Mitspracherecht bei diesem Thema, daher sollte man Abgeordnete wählen, „die wissen, wovon sie reden“. Außerdem sei ein Ausbauprogramm für die digitale Infrastruktur in ganz Europa notwendig, forderte sie.

Zum TTIP sagte Zypries, dass das Abkommen grundsätzlich ein guter Ansatz sei, denn man wolle schließlich die transatlantischen Handelshemmnisse abbauen. Sie teilte die Kritik an der mangelnden Transparenz der Verhandlungen, die bislang stets kritisiert wurde, und plädierte dafür, umfassender über die Inhalte des Abkommens zu informieren. Die EU-Kommission werde bei den Verhandlungen mit der USA darauf achten, dass die nationalen Parlamente mit dem Ergebnis zufrieden sind, entgegnete Zypries den Befürchtungen, die Amerikaner könnten ihre Interessen gegenüber den Europäern zu stark durchsetzen. (Aylin Ünal)

Pause in der Sonne

Auf Stage 1 wird eine Satire auf Google gegeben und auf dem Hof genießen Teilnehmer die Sonne.

Saskia Sassen und die Global Economy

Was ist die Dampfmaschine unserer Epoche? Nach kurzem Nachdenken würden die meisten sicherlich sagen: Die Informationstechnologien. Die niederländische Soziologin Saskia Sassen widersprach dieser gängigen Auffassung in ihrem Vortrag auf Stage 1. Ihre Antwort lautete stattdessen: „Finance“. Damit meint sie allerdings nicht „banking“ und nicht das Geld an sich, sondern die Fähigkeit, damit umzugehen. Diese Fähigkeit hält die bekannte Wissenschaftlerin und Autorin für äußerst mächtig und daher gefährlich. Um dies zu belegen, vermittelte sie ihrem Publikum einen Eindruck von der derzeitigen finanziellen Lage in den Ländern weltweit. (Aylin Ünal)

Was hindert Kommunen an mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz?

Allgemein akzeptiert ist mittlerweile die Forderung, dass Verwaltungen sich grundsätzlich stärker öffnen sollten, denn die Bürger wollen in politische Entscheidungen einbezogen werden. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten der Beteiligung – auch digital. Auf Bühne J wurden sehr lebhaft die Transparenz und Bürgerbeteiligung von Kommunen diskutiert. Als Beispiel wurde die Planung einer Autobahn genannt, für die viele Bürger ein Mitspracherecht forderten. Solche Planungsdebatten sind sehr komplex, doch anhand von Auswahlkriterien können die Planungsvarianten von Bürgern bewertet werden. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt der verbesserten Radsicherheit in Berlin. Hier ist eine Ideensammlung gefragt, es müssen Prioritäten gesetzt und Orte markiert werden. Häufig verfügen die Verwaltungen über viele Daten, doch für Open Data-Lösungen müssen diese Daten auch maschinenlesbar sein.

Mit offenen Daten können Kommunen ganz unterschiedliche Dienste anbieten, die neben der Beteiligung auch Informationen bereitstellen. Mit 2,3 Millionen Seitenaufrufen täglich ist Transport for London die erfolgreichste Open Data Anwendung in Europa, mit der sich die Bürger über die öffentlichen Verkehrsmittel und ihre aktuellen Fahrtwege informieren können. Ein weiteres Open Data-Projekt hat 245.000 Bäume in Madrid in der Cloud katalogisiert. So stehen für jeden Baum Informationen über seine Art und den Pollenflug bereit. Ein anderes Projekt ist das Pegel-Online Portal in Niedersachsen, welches die Bürger über den aktuellen Pegelstand und die künftigen Wetterdaten informiert.

Die technologischen Möglichkeiten sind grundsätzlich vorhanden, so das Fazit des Dialogs, doch die Online-Partizipation ist auch eine Frage der Kosten, des fehlenden Fachwissens in der Verwaltung, aber auch des mangelnden Interesses und der Information der Bürger. (Aylin Ünal)

Das Gefühl einer Schallplatte

Moderiert von Helienne Lindvall, Songwriter, Musikerin und Kolumnistin, sprach Sam Taylor, Digital Business Strategist CMU bei Unlimited Media aus Großbritannien über die Lage der Musikindustrie. In einer wunderbaren Rede erinnerte Sam Taylor an das tolle Gefühl einer Schallplatte unter den Händen, an die Vorsicht, mit der man die Platte aus ihrer Hülle befreite, an das Gefühl der physischen Verbundenheit mit der Musik. Seit die Nutzer höhere Ansprüche an den Zugang zu ihrer Musik haben und das Streaming von Musik angeboten wurde, hat sich auch der gefühlte Wert von aufgenommener Musik reduziert, argumentierte der Brite. Durch die Streaming-Angebote und die verlorene Möglichkeit den Datenträger zu berühren, sei Musik billig geworden.
Vielen Nutzern sei nicht vollständig bewusst, was das Urheberrecht für die Künstler, die die Inhalte kreierten, tatsächlich bedeute. Das gesamte Musikgeschäft basiert komplett auf dem Urheberrecht, mahnte Taylor. Er wies darauf hin, dass Musik-Fans bereit sind, viel Geld für Kopfhörer und T-Shirts ausgeben. Gleichzeitig betonte er, Streaming sei auf jeden Fall die Zukunft und durch den breiten Zugang sei es außerdem auch demokratisch. Allerdings würde das derzeitige Geschäftsmodell den Künstlern langfristig nicht erlauben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und weiterhin Songs zu schreiben. (Aylin Ünal)

Jetzt spricht Sascha Lobo

Näher kommen wir nicht dran. Der Saal ist zu voll. (Christian Wohlrabe)

David Hasselhoff und F-Secure

David Hasselhoff, der sich in letzter Zeit als Internetbotschafter versucht, erzählte von persönlichen Erfahrungen, die er mit den neuen digitalen Möglichkeiten gemacht hat, darunter eine Fahrt in einem selbstfahrenden Auto von Google und ein Hackerangriff auf seine persönlichen Daten. Vor allem letzteres fand er eher unschön und warnte, dass dies allen Menschen passieren könnte. Jeder habe etwas zu verbergen und niemand möchte in seiner eigenen Wohnung fotografiert werden, betonte der Sänger. Daher forderte er zur Zusammenarbeit auf. Edward Snowden hat uns auf die Situation der Überwachung aufmerksam gemacht, lobte Hasselhoff, allerdings habe er dabei Namen genannt, was seiner Meinung nach problematisch sei. Zusammen mit der Sicherheitsfirma F-Secure stellte David Hasselhoff sein Manifesto vor, an dem alle mitschreiben dürfen: http://f-secure.com/digitalfreedom

Hasselhoff erklärte den Zuschauern im vollgepackten Saal: „I think we’re born with freedom, i think we’re born with privacy.“ In einem grandiosen Abschlussmoment sang der Star auf ausdrücklichen Wunsch des Publikums ein paar Zeilen seines berühmten Songs „I’ve been looking for freedom“. (Aylin Ünal)

Jilian York, Jacob Appelbaum

Auf sehr unterhaltsame Weise versuchten der Journalist Jacob Appelbaum und Jilian York von der Electronic Frontier Foundation eindringlich das Publikum dazu zu ermuntern, Verantwortung für die persönlichen Daten zu übernehmen. Man müsse kein Technikexperte sein, um zu verstehen, dass Grundrechte betroffen seien, betonten sie. Die Gesellschaft befinde sich in einer Epidemie der Überwachung, mahnte Appelbaum, und Kryptographie sei der Schutz, den alle Menschen anwenden sollten. Zu glauben, man habe nichts zu verbergen, sei arrogant, kritisierte er die Haltung vieler Leute. Nur wenn alle auf ihre Sicherheit achten, sei die Sicherheit aller Daten gewährleistet, erklärte der Journalist. Der schlimmste Albtraum der Geheimdienste sei eine Verschlüsselungstechnik, die einfach zu bedienen ist. Wenn alle Menschen Werkzeuge wie TOR nutzten, sei es weniger wahrscheinlich den Behörden aufzufallen. Beide Aktivisten plädierten außerdem dafür, schon bei Kindern das Bewusstsein für Datenschutz im Internet zu schaffen, etwa in einer beliebten Kinderbuchreihe. (Aylin Ünal)

David Hasselhoff is looking for freedom

Großes Thema im Vorfeld der re:publica war die angekündigte Session mit David Hasselhoff. Während die einen das als das Anfang vom Ende der re:publica sahen, warteten die anderen gespannt auf den Auftritt. Ein Erfolg allemal: Stage 1 ist komplett überfüllt. Unterdesssen betont Hasselhoff, dass er die Mauer nicht niedergesungen hat. (Christian Wohlrabe)

Pause auf dem Affenfelsen

Neben dem Hof gehört auch dieses Jahr der „Affenfelsen“ zu den zentralen Treffpunkten bei der re:publica. Nicht ganz so hoch wie im vergangene Jahr ist er nicht weniger beliebt. Hier wird gegessen, sich unterhalten, Strom getankt und manchmal  einfach nur beobachtet.  Außerdem updaten wir von hier gerade das Blog (umringt von einer Gruppe strickender Frauen), während neben uns eines der zahlreichen Interviews geführt wird – in diesem Fall mit William Cohn. (Christian Wohlrabe)

Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch beschäftigte sich in einem sehr unterhaltsamen Vortrag mit der Art und Weise, wie wir mit der Sprache im Internet umgehen sollten. Es sind einige selbsternannte Sprachpolizisten im Netz unterwegs, die gegen vermeintliche sprachliche Diskriminierungen vorgehen, erklärt er, allerdings gäbe es auch viele Trolle. Seine Empfehlung ist, sich zunächst umfassend über entsprechende Wörter zu informieren, die man benutzt und dabei die Wortherkunft zu bedenken. Davon abgesehen sollte man den Nachfragen anderer Internetnutzer erst einmal einen guten Willen unterstellen, denn vielleicht sei die Person ja lernwillig. Wenn einem eine Ausdrucksweise nicht gefällt, sollte man nicht versuchen sie zu verbieten. Um sprachliche Neuerungen durchzusetzen oder eine diskriminierende Nutzung zu vermeiden, empfiehlt Stefanowitsch generell eines: Vorbild zu sein. (Aylin Ünal)

Geheimdienste vs Demokratie

Das Thema der Überwachung durch Geheimdienste beherrscht die Öffentlichkeit und wird auch auf der re:publica diskutiert. Markus Löning vom Privacy Project moderierte eine Podiumsdiskussion zwischen Christian Flisek, Bundestagsabgeordneter der SPD und Mitglied des NSA-Unterausschusses, und Katja Gloger, Mitglied des Vorstands bei Reporter ohne Grenzen und Reporterin beim Stern. Die Journalistin äußerte ihre Befürchtung, dass die Arbeit von Journalisten in autoritären Staaten noch stärker eingeschränkt wird, sobald diese Staaten die Fähigkeiten der NSA perfekt beherrschten. Deutschland hat zu der Entwicklung beigetragen, kritisierte sie den Export von Überwachungssoftware durch deutsche Firmen. Als Lösung schlug sie vor, ein Grundregelwerk für die Zusammenarbeit der Geheimdienste zunächst auf europäischer ebene zu schaffen.
Der SPD-Abgeordnete Christian Flisek betonte, dass völkerrechtliche Standards und ein gemeinsames Verständnis geschaffen werde müsse. Solange dies nicht passiert, herrsche die Gruppe weltweit, die die Technik beherrsche. Er könne sich grundsätzlich jede Art einer Befragung Edward Snowdens im Bundestag vorstellen, etwa schriftlich oder per Videointerview oder auch persönlich vor Ort. Allerdings wären die interessanteren Gesprächspartner für den NSA-Untersuchungsausschuss die Journalisten, die über das Material verfügten, da der Ausschuss den Auftrag der Aufklärung erhalten habe. Hinsichtlich der zuvor geäußerten Kritik an der Bundesregierung wies der SPD-Politiker darauf hin, dass das Staatswohl nicht nur durch die Bundesregierung, sondern auch durch das Parlament definiert wird und signalisierte damit Solidarität mit den Kritikern. (Aylin Ünal)

Evgeny Morozov

Evgeny Morozov plädiert in seinem Vortrag dafür, den Aktivismus für Privatsphäre und Datenschutz aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Technologie hat den Alltag inzwischen so weit durchdrungen, dass ein rein digitaler Aktivismus nicht länger sinnvoll ist, da er die wichtigen bürgerrechtlichen Themen außer Acht lässt, erklärt er. Beispielsweise müsse die Rolle der Banken und Versicherungen berücksichtigt werden, denn sie sind Teil des Alltags. Was hilft es, wenn wir uns gegenseitig technische Mittel beibringen, um unsere Identität zu verschleiern, wenn wir unserer Krankenkasse und Versicherungen und anderen Behörden so viele Informationen zur Verfügung stellen müssen? Verschlüsselung allein wird als Aktivismus also nicht länger ausreichen, meint Morozov und fordert die Teilnehmer der re:publica auf, für ihren Aktivismus einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz zu finden. (Aylin Ünal)

Die Eröffnung

Für Markus Beckedahl ist der Auftrag der re:publica 2014 klar: „Es ist unser Netz, lasst es uns gemeinsam zurückerkämpfen!“ Die Kontrolle soll den Geheimdiensten entrissen werden und dafür sollen die Teilnehmer politische und technische Möglichkeiten suchen, fordert er bei seiner Begrüßung. Auf die Weigerung der Bundesregierung, Edward Snowden Asyl zu gewähren, findet Markus Beckedahl ebenfalls klare Worte: „Wir sind empört!“ Dass die Bundesregierung selbst eine Befragung des Whistleblowers aus Gründen des Staatswohls ausschließt, auch darauf gibt Beckedahl eine eindeutige Antwort: „Unser Staatswohl sind unsere Grundrechte“, erklärt er und Snowden sei der wichtigste Zeuge.

„Die Stadt ist stolz darauf, dass die re:publica in Berlin gegründet wurde.“ Björn Böhning, Chef der Berliner Senatskanzlei, zieht in seiner Begrüßung einen Vergleich zum Mauerfall vor 25 Jahren und erinnert an die Freiheitsbewegung der Berliner. Vor diesem Hintergrund appelliert er an die Teilnehmer der re:publica, für die Freiheit des Internets zu kämpfen, Tatkraft an den Tag zu legen, Mauern einzureißen und Teil dieser Freiheitsbewegung zu werden. (Aylin Ünal)

Die re:publica hat begonnen

Endlich ist es soweit: Die re:publica 2014 hat begonnen. Die Teilnehmer strömen auf das Gelände der Station am Gleisdreieck. UdL Digital ist live dabei und  wird an dieser Stelle berichten.  (Christian Wohlrabe)

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