Datenvisualisierung – Wenn Daten zu Kunst werden

Veröffentlicht am 04.04.2014

Große Datenmengen müssen nicht zwangsläufig eine öde Landschaft bedeuten, sie können auch sehr ansprechend dargestellt werden. An verschiedenen Orten im Netz sammeln begeisterte Datenvisualisierer ihre losen Ideen und ausgearbeiteten Werke, die durchaus sehenswert sind. Wenn die Graphiken besonders einfallsreich und anschaulich gelungen sind, gibt es dafür sogar Preise. Die Redaktion von ZEIT Online ist kürzlich mit vier Medaillen beim „Malofiej Infographic World Summit“ in Spanien für ihre Datenvisualisierungen ausgezeichnet worden.

Preise für interaktive Graphiken

Eine der ausgezeichneten Graphiken von ZEIT Online zeigt die Herkunft der Kleidung der meistverkauften Modemarken in Deutschland und klärt über das Arbeitsrechts- und Arbeitsschutzniveau vor Ort auf. Die Graphik zu den deutschen Bundeskabinetten von Kohl bis Merkel erhielt eine Silbermedaille. Interaktiv lässt sie sich nach Regierungserfahrung, Geschlecht oder Alter sortieren. So findet man beispielsweise mit wenigen Klicks heraus, dass im Kabinett von Helmut Kohl 1994 bis 1998 nur 2 Frauen einer Mehrheit von 15 Männern gegenüberstanden oder dass im derzeitigen Kabinett Wolfgang Schäuble derjenige mit der längsten Parteimitgliedschaft ist. Eine weitere ZEIT Online-Graphik mit Medaille visualisiert die Wählerwanderung bei der Bundestagswahl 2013 im Vergleich zum Jahr 2009. Darin lässt sich unter anderem ablesen, dass bei der letzten Wahl besonders viele ehemalige FDP-Wähler ihre Stimme der CDU bzw. CSU gaben.

Vorratsdaten2.0

Den Worten Formen geben

Als Studierende in Venezuela auf die Straße gingen und im Laufe des Februars landesweit immer mehr Menschen für Sicherheit und Meinungsfreiheit protestierten, verbreiteten sich Berichte darüber schnell auf Twitter. Die Entwicklung dieser Tweets weltweit lässt sich sehr anschaulich auf einer dafür kreierten Karte beobachten. Geht es den Daten-Fans hingegen um die Darstellung längerer Texte, können die häufigsten Wörter als sogenanntes „Wordle“ visualisiert werden. Ob das inhaltlich besonders aussagekräftig oder eher eine Kunstform ist, kommt dabei sicherlich auf den Kontext an.

Eine ganz andere Art der Visualisierung leistet die Firma meshu. Entweder man checkt über Foursquare ein oder man markiert die besuchten Orte auf einer Karte – meshu verwandelt die Linien in individuelle Schmuckstücke aus allen möglichen Materialien. Wer nüchterne Zahlen in bunten Kästen als Visualisierung bevorzugt, wird mit der Darstellung des Bundeshaushalts glücklich. Beim Projekt Open Spending, unterstützt von der Open Knowledge Foundation, erkennt man die Ausgaben der einzelnen Bundesministerien an den Kästchen, die eine angenehme Alternative zu den langen und eher trockenen Haushaltsdokumenten bieten.

Von Sport bis Margarine

Auch Sport-Fans machen sich Gedanken darüber, wie sie Daten aussagekräftig darstellen können. Die in den USA äußerst beliebte NBA, die National Basketball Association, steht im Fokus einer Graphik, die die Anzahl der Pässe zwischen den verschiedenen Spielern aller Mannschaften während des Spiels analysierte. Es spricht außerdem nichts dagegen, Umfragedaten in einem Video zu visualisieren. 355 Studierende aus 39 Ländern wurden gefragt, was sie in New York am liebsten tun. Das Ergebnis ist ein kurzes Video mit „8 Great Things to do in NYC“.

Anhand einer zusammengesetzten Infographik mit diversen Zeitleisten lässt sich abwägen, ob wir uns bereits in der Zukunft befinden oder welche Entwicklung uns noch bevorsteht. Während sich einige mit der weltweiten Vernetzung durch Skype zufrieden geben, warten andere noch auf das Transportsystem „Hyperloop“, der eine 35 Minuten-Verbindung zwischen Los Angeles und San Francisco schaffen soll. Beeindruckend ist auch eine Darstellung des Web Index über Zensur und Überwachung. Übereinander gestapelte Würfel zeigen den Grad der Freiheit und Offenheit des Landes an.

Ob man sich für die Produktion von Margarine interessiert oder für die militärische Truppenverteilung auf der Krim bzw. in der Ukraine, den Möglichkeiten von Infographiken sind keine Grenzen gesetzt – abgesehen von den verfügbaren Datensätzen.

Der vorstehende Artikel erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Berliner Informationsdienst auf UdL Digital und ist Teil der aktuellen Ausgabe zur Netzpolitik. Aylin Ünal ist als Redakteurin des wöchentlich erscheinenden Monitoring-Services für das Themenfeld Netzpolitik verantwortlich.

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