re:publica 2016: Vor der Digitalisierung kommt die Vereinfachung

Veröffentlicht am 04.05.2016

Ein Mann schafft sich ab: Ulrich Irnich, Director Simplification & Transformation, erklärte heute auf der re:publica, wie er sich arbeitslos macht. Telefónica Deutschland gibt ihm dafür drei Jahre und er freut sich jetzt schon auf das Ergebnis. Mit seinem Team untersucht er seit Monaten jeden Prozess im Unternehmen. Er hinterfragt, vereinfacht und schafft auch vieles ab. Bis schließlich sogar seine eigene Abteilung geschlossen werden kann. Denn Vereinfachung schafft Geschwindigkeit.

Es war der erste Vortrag des Tages in der Station Berlin. Die Hallen des großen Konferenzzentrums im ehemaligen Postbahnhof füllten sich nur langsam mit Besuchern der zehnten re:publica-Konferenz. Doch vor der Bühne 5 war es anders. Der Vortrag mit dem Titel Make it Simple – Strukturen schaffen für die Arbeit 4.0 traf den Nerv der Zeit. Schon eine halbe Stunde vor Beginn füllten sich die Reihen, bis schließlich auch die letzte belegt war. Jeder wollte wissen, wie Telefónica Deutschland mit der Komplexität umgeht.

Kann jeden treffen: Komplexität kommt von allein

„Bei Startups ist das noch einfach“, räumt Irnich gleich zu Beginn ein. Sie haben kleine Teams und klären alles direkt. Doch Großunternehmen beschäftigen tausende Mitarbeiter in Strukturen, die über Jahre entstanden. Sobald eine Firma wächst, wird ihre Adminstration größer und alle Prozesse komplizierter. Sie wird träge und reagiert immer langsamer auf neue Trends. „Der Markt ist heute brutal schnell“, bringt es der Director Simplification auf den Punkt. Komplexität gefährde selbst die besten Unternehmen, weil sie auf das Geschäftsergebnis drückt.

Ulrich Irnich, Director Simplification & Transformation bei Telefónica Deutschland, auf der re:publica 2016
Ulrich Irnich, Director Simplification & Transformation bei Telefónica Deutschland, auf der re:publica 2016

Dagegen hilft auch keine Technik. Wer einen schlechten Prozess digitalisiert, der bekommt nur einen schlechten Digitalprozess. Deswegen kommt bei Telefónica zuerst etwas anderes: „Die Simplifizierung ist das bindende Element für alle Bereiche des Unternehmens“, sagt Ulrich Irnich. Sie sei der Klebstoff, der Digitalisierung erst möglich macht. „Kompliziert muss aber nicht immer schlecht sein“, erklärt der Experte den Unterschied zwischen kompliziert und komplex. „Eine Schweizer Uhr ist auch kompliziert, aber super präzise.“ Unsere Wettervorhersage sei dagegen unzuverlässig, weil man zu viele komplexe Faktoren beachten muss.

Tweets zum Telefónica-Vortrag auf der re:publica 2016
Tweets zum Telefónica-Vortrag auf der re:publica 2016

Unternehmen müssten deswegen komplexe Systeme reduzieren, denn das Ordnen und Weglassen macht die Prozesse schneller. „In unserer Firma sind wir auch gern einmal das schlechte Gewissen“, sagt Ulrich Irnich. „Wir fragen immer wieder, wie effizient die Meetings sind und was man noch weiter vereinfachen kann.“ Dieses Abschneiden von alten Zöpfen schafft Freiraum, auch wenn es weh tut, weil vielleicht das eigene Lieblingsprojekt betroffen ist. Und es ermöglicht die Transformation zur Arbeit 4.0, denn so lässt sich immer mehr durch Software erledigen.

„Die Automatisierung ersetzt heute nicht mehr nur die Muskelkraft“, erklärt der Experte für Transformation. „Sie greift auch direkt ins Business ein.“ Als ein Beispiel nennt er das Digital Brain im Intranet von Telefónica Deutschland: Durch seine künstlichen Intelligenz findet das Know-How-Netzwerk automatisch den richtigen Ansprechpartner für jede Frage, ohne dass man im Unternehmen herumtelefonieren muss. Je mehr Antworten geschrieben werden, desto besser wird das Digital Brain. Und den Kollegen bleibt mehr Zeit für Kreativität oder den Start neuer Projekte. Denn ihre Arbeit wird vereinfacht.

Mehr Informationen:

re:publica: «Vereinfachung ist der Klebstoff der Digitalisierung», 4. Mai 2016 (dpa bei sueddeutsche.de)

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