Operational Excellence: Startups diskutieren mit Telefónica-Vorstand
Wer lehrt wen in der digitalen Transformation?
Großunternehmen können so viel von Startups lernen: Wie man Lösungen agil entwickelt, um schnell ein Minimum Viable Product zu präsentieren, das per Crowdsourcing finanziert und viral vermarktet wird, wodurch es sich von selbst verkauft. Das liest sich gut in der Investorenpräsentation. Doch der ersehnte Exit, bei dem das Startup verkauft oder gewinnbringend an der Börse platziert wird, kommt selten so schnell wie erhofft. Die Mühen der Ebene nach dem ersten exponentiellen Wachstum bewältigt man besser mit einer Kompetenz der Konzerne: Operational Excellence. Wie das bei Telefónica Deutschland funktioniert, erklärt COO Markus Haas am 11. Mai beim Gespräch mit Gründern und Startup-Experten im Telefónica BASECAMP.
Er ist der richtige Experte für dieses Thema, denn im Vorstand verantwortet Markus Haas das operative Tagesgeschäft und die digitale Transformation. „Früher konnte man Schwächen vielleicht noch überspielen“, sagt er nach 18 Jahren in dem Unternehmen, das jetzt der Mobilfunkanbieter mit den meisten Kunden in Deutschland ist. „Heute legt die digitale Transformation die Defizite von Geschäftsmodellen und Prozessen schonungslos offen.“
Operational Excellence sei deshalb die Grundvoraussetzung für den Erfolg in der digitalen Welt. „Das gilt für Startups ebenso wie für Konzerne, denn schlechte Strukturen und Prozesse kann niemand erfolgreich digitalisieren“, sagt Markus Haas. Im Telefónica BASECAMP wird er mit Finn Age Hänsel, Managing Director beim Umzugs-Startup Movinga, und Laura Kohler, CEO des European Innovation Hub, diskutieren. Moderiert wird der Abend von Mark Hoffmann, Co-Founder und CEO von Vertical Media, dem Verlag von Deutschlands erfolgreichsten Startup-Blog Gründerszene.
Die fortschreitende Digitalisierung verändert massiv die Anforderungen an Geschäftsmodelle und Unternehmensführung. Kunden erwarten heute höchste Flexibilität, schnelle Reaktion und individuelle Angebote, natürlich benutzerfreundlich und möglichst günstig – eine Herausforderung für Konzerne und Startups gleichermaßen. „Innovation und Agilität haben viel mit Regeln und Hierarchie zu tun“, sagt Finn Age Hänsel. „Von beiden gibt es in Konzernen jede Menge.“ Als ehemaliger Berater bei Boston Consulting, der später für Rocket Internet einen Modeversand in Australien hochzog und jetzt selbst ein Startup-Chef ist, kennt er beide Seiten. „Das abzuschaffen ist rein rechtlich kaum möglich“, meint der Managing Director von Movinga. „Daher werden es Konzerne immer schwer haben, mit Startups mitzuhalten.“
Neue Schaltzentrale: Digital Command Center
Doch bei Telefónica Deutschland läuft es anders. Nach dem Zusammenschluss mit E-Plus konzentriert sich das Unternehmen voll auf die digitale Transformation und den fundamentalen Wandel. Die Digitalisierung verändert Technologien, Prozesse und Geschäftsfelder mit rasanter Geschwindigkeit. Neue Anwendungen werden möglich, an die vor wenigen Jahren noch niemand dachte. „Wir theoretisieren nicht über die digitale Transformation, sondern sie hat bereits unser gesamtes Unternehmen erfasst.“, sagt COO Markus Haas.
Ein Beispiel ist das Digital Command Center: die neue digitale Schaltzentrale des Unternehmens, an dem sich der gesamte Markt mit wenigen Klicks in Echtzeit analysieren lässt. Auf zwei Dutzend Bildschirmen im 30. Stock des O2 Tower in München leuchten Zahlen und Diagramme, die sich jede Minute aus Millionen von Daten neu generieren. Mit diesen Informationen können die Mitarbeiter sofort reagieren und beispielsweise die Nutzung des Online-Portals ohne Verzögerung optimieren.
Dafür werden auch neue Arbeitsweisen und Fähigkeiten benötigt. „Um Unternehmen nachhaltig und erfolgreich zu digitalisieren, reicht es nicht aus, Prozesse zu optimieren und neue digitale Produkte einzuführen“, sagt deshalb Laura Kohler, die früher auch für Bertelsmann digitale Geschäftsmodelle entwickelte. „Im gesamten Unternehmen muss ein Kulturwandel stattfinden.“ Vom Azubi bis zur Unternehmensspitze müsse jeder Mitarbeiter die Risikobereitschaft, den Erfolgshunger, das Tempo und auch die Fehlerbereitschaft aufbringen, die man von jungen Tech-Unternehmen kennt.
Doch „damit Startups und Konzerne voneinander lernen können, müssen beide Seiten erst einmal die Klischees hinter sich lassen“, antwortet Markus Haas bereits jetzt. „Startups sind keine verträumten Idealisten und Konzerne müssen nicht immer langsam sein.“ Mit solchen Ausgangspositionen wird die Diskussion im Telefónica BASECAMP am 11. Mai sehr spannend werden. Zu der Anmeldung geht es hier.