UdL Digital Roundtable: Green is beautiful

Veröffentlicht am 04.07.2012

Rund 50 Expertinnen und Experten kamen am 27. Juni im BASE_camp zusammen, um sich über die Perspektiven einer ökologisch nachhaltigen Mediennutzung auszutauschen: die E-Plus Gruppe und die Stiftung Digitale Chancen hatten sie zum sechsten UdL Digital Roundtable eingeladen.

Der UdL Digital Roundtable
Der UdL Digital Roundtable, Foto: E-Plus Gruppe

Die UdL Digital Roundtables sind mittlerweile zu einer festen Größe geworden, wenn es um den fundierten Austausch von Expertinnen und Experten zu Entwicklungen und Fragestellungen der digitalen Welt geht. Für die sechste Veranstaltung in dieser Reihe konnten am vergangenen Mittwoch die Evangelische Kirche in Deutschland, das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik sowie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) als Partner gewonnen werden.

Unter dem Thema „Alles im grünen Bereich? Ökologisch nachhaltige Mediennutzung“ wurde unter anderem darüber debattiert, was man unter ökologisch nachhaltiger Mediennutzung versteht, ob Mediennutzung überhaupt nachhaltig sein kann und wenn ja, was zu tun ist, damit Menschen in ihrem täglichen Umgang mit Medien auch auf Nachhaltigkeit Wert legen.

Onlinedebatte über Nachhaltigkeitsbewusstsein der Verbraucher

Auch diesmal war der Veranstaltung als Impuls wieder eine Onlinedebatte vorausgegangen, an der sich Interessierte unter www.alle.de/diskussionen beteiligen konnten. Die Ergebnisse machen deutlich, dass aus Sicht der Verbraucher zu wenige Informationen darüber verfügbar sind, wie „grün“ ein Produkt tatsächlich ist. 65,9 Prozent der Teilnehmer an der Online-Befragung fühlten sich nicht ausreichend informiert oder konnten die Glaubwürdigkeit vorhandener Informationen nicht richtig einordnen, obwohl sie grundsätzlich gegenüber der Thematik aufgeschlossen sind. Es liegt also in der Regel nicht an einem mangelnden Interesse der Verbraucher, sondern an einem Informations- und Aufklärungsdefizit. Einen wichtigen Beitrag können hier Angebote wie das NABU Handy-Ranking leisten, das online darüber informiert, wie grün ein Handy tatsächlich ist. Die Anzahl derer, die sich hier bewusst informieren ist derzeit aber noch gering.

72 Prozent der Teilnehmer stimmten weiterhin der Aussage zu, dass man für den Fall, dass man sich für ein neues Handy entscheidet, das alte zurückgeben und recyceln lassen sollte. Auch die E-Plus Gruppe hat gemeinsam mit Ihrem Partner, dem NABU, eine Initiative zum Recycling alter Handys gestartet. Gemeinsam werden alte Mobiltelefone eingesammelt, die anschließend zertifiziert entsorgt werden. Für jedes gesammelte Handy bekommt der NABU drei Euro von E-Plus für das Naturschutzprojekt „Renaturierung der unteren Havel“.

Nachhaltigkeit und Mediennutzung

Weiteren Input für ihre Diskussion erhielten die Teilnehmer der Veranstaltung durch einen Eröffnungsvortrag des ehemaligen Landesbischofs der EKD, Dr. Johannes Friedrich. Friedrich hob den hohen Stellenwert hervor, der aus christlicher Sicht einer Bewahrung der Schöpfung, also Umweltschutz und Nachhaltigkeit, zukommt. Diese gehörten zu den unveräußerlichen gesellschaftlichen Werten. Allerdings sei bislang noch nicht ausreichend geklärt, was Nachhaltigkeit beispielsweise für die Nutzung des Internets bedeute: „Wir wissen zwar, was Nachhaltigkeit in Bezug auf den Umgang mit der Schöpfung bedeutet: Wind-, Wasser-, und Sonnen-Energie statt Atomkraft. Was heißt aber Nachhaltigkeit für die Internetnutzung? Für mich geht es hier nicht nur um Technik, sondern auch um Mediennutzung“, so Friedrich. Er freue sich darauf, gemeinsam mit den Experten zu diskutieren, wie diese Werte auch im Bereich der Mediennutzug zur Geltung gebracht werden können.

Perspektiven für nachhaltige Mediennutzung

Im Rahmen der Diskussion stellten einige Teilnehmer heraus, dass im IKT-Bereich vielen Verbrauchern die Motivation fehlt, ein grünes Produkt zu erwerben oder alte Handys recyceln zu lassen. Da beispielsweise Handys nicht besonders viel Platz wegnehmen, werden die Geräte zum Teil jahrelang nicht entsorgt. Hilmar Möhlmann, Senior Manager Mobilfunk & Umwelt bei der E-Plus Gruppe, verwies darauf, wie schwierig es sei, die richtigen Anreizmechanismen für das Recyceln von Handys zu finden.

Diese Fragestellung nahm Marina Köhn vom Umweltbundesamt auf und warf den Gedanken auf, ob es überhaupt ökologisch sinnvoll sei, neue Endgeräte zu subventionieren. Denn deren Herstellung verbrauche viele Ressourcen. Dem hielten andere Experten wiederum entgegen, dass beispielsweise neue Smartphones häufig nicht nur das alte Handy ersetzen, sondern gleichzeitig auch andere Endgeräte, wie bspw. Navigationsgeräte oder Fotokameras substituieren, weshalb die Ressourcenbilanz durchaus positiv zu bewerten sei.

Mike Cosse, Leiter Unternehmenskommunikation und Politik der E-Plus Gruppe, wies zudem auf das Nachhaltigkeitspotential von Cloud-Computing hin. Bereits heute gebe es Angebote für Notebook-Sharing, bei denen die Verbraucher sich ein Endgerät teilen, um auf ihre persönliche Cloud zuzugreifen.

Cloud-basierte Internetdienstleistungen können nach Ansicht vieler Diskussionsteilnehmer dazu führen, dass leistungsschwächere Endgeräte verwendet werden und so ein positiver Umwelteffekt eintrete. Energieeffizientere Rechenzentren oder die von E-Plus komplett mit regenerativen Energien betriebenen Mobilfunkmasten lassen erkennen, dass der Energieverbrauch der IKT-Produkte nicht weiterhin exponentiell ansteigen muss.

Nachhaltigkeit erfordert Veränderungsbereitschaft

Der Wissenschaftliche Direktor der Stiftung Digitale Chancen, Prof. Dr. Herbert Kubicek, zog am Ende der Veranstaltung das Fazit, dass es eine zentrale Aufgabe sei, gewohnte Nutzungsmuster und Verhaltensweisen zu durchbrechen. Zugleich sei auch die Industrie gefordert, Vertriebsmodelle zu entwickeln die sowohl wettbewerbsfähig als auch nachhaltig sind.

Landesbischof a. D. Dr. Johannes Friedrich erklärte schließlich, dass das Internet ein gutes Instrument für sozial nachhaltiges Handeln darstelle. In der Gemeindearbeit sehe er Ansätze für die Vermittlung der Themen: so sei beispielsweise im Konfirmandenunterricht die Nutzung des Handys regelmäßiger Gesprächsgegenstand und der Kontakt zu den jugendlichen per E-Mail schon eine Selbstverständlichkeit. Hier könnten auch künftige Projekte und Maßnahmen anknüpfen, um die Idee der nachhaltigen Mediennutzung weiter in der kirchlichen Arbeit zu verankern.

Studie „Mobilfunk und Nachhaltigkeit“ vorgestellt

Ähnliche Potentiale für eine nachhaltige Nutzung von Informations- und Telekommunikationstechnologien erkennt auch die im Rahmen des UdL Digital Roundtables vorgestellte Studie „Mobilfunk und Nachhaltigkeit“ von Dr. Bernd Sörries, Forschungsstelle für Mobiles Breitband an der Uni Münster. Sörries hat untersucht, wie die Netzbetreiber in Deutschland auf den Klimawandel reagieren. Neben Maßnahmen der Netzbetreiber zur Verringerung des Stromverbrauchs nimmt der Autor auch mobilfunkbasierte Anwendungen im Energie-, Verkehrs- und Gesundheitssektor in den Blick. Schließlich stellt die Studie die Aktivitäten der Netzbetreiber bezüglich Nachhaltigkeit im Endkundenmarkt dar. Sörries kommt zu dem Ergebnis, dass die Netzbetreiber mit ihren Geschäftsmodellen bereits auf dem richtigen Weg sind. Gleichwohl erkennt er noch Verbesserungspotential. So könne der Staat durch geeignete Rahmenbedingungen gewisse Anreize setzen. Um sich abzeichnende Entwicklungen weiter zu fördern, muss nach Sörries aber auch der Wettbewerb auf dem Mobilfunkmarkt weiter unterstützt werden. Nur ein funktionsfähiger Wettbewerb sei Garant für weitere Innovationen, die zur Nachhaltigkeit beitragen.

EKD verleiht Internetaward „WebFish“

Dass das Thema Mediennutzung im Internet in der kirchlichen Arbeit eine wichtige Rolle spielt, bestätigte schließlich durch die im Anschluss an die Expertendiskussion durchgeführte Preisverleihung „WebFish“. Bereits zum 16. Mal zeichnen die EKD und ihr Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) besonders gelungene christliche Online-Angebote aus.

Die höchste Auszeichnung – der goldene WebFish 2012 – ging dieses Jahr an „soziale-berufe.com“, ein Orientierungsportal rund um die sozialen und pflegerischen Berufe des Diakonischen Werkes. Mit dem silbernen WebFish wurde das Portal der Nordelbischen Kirche „Die-Nachfolger.de“ ausgezeichnet, das der Nachwuchsgewinnung dient. Den bronzenen WebFish 2012 teilen sich das Erzbistum Hamburg mit der Dokumentationsplattform „luebeckermaertyrer.de“ und die württembergische Landeskirche mit ihrem Wochenliederportal „Lieder-vom-Glauben.de“. Den von der Evangelischen Kreditgenossenschaft Kassel gestifteten WebFish-Innovationpreis vergab die Jury an die Internetarbeit der badischen Landeskirche für das „Twittagsgebet“. Auch die Urteilsfindung der Jury war durch ein Online-Voting ergänzt worden, an dem über 5000 Online-User teilnahmen.

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