DLD-Konferenz 2019: Datentransparenz und Privatsphäre sind Europas Stärken
Foto: Holger Maass
Kann Europa das Rennen um die digitale Zukunft gegen die USA und China noch gewinnen? Brauchen wir mehr Schutz der Privatsphäre und Transparenz beim Umgang mit Daten – oder weniger? Und welche Rolle spielt die digitale Infrastruktur für die Zukunft Europas?
Beim DLD in München, einer der wichtigsten internationalen Digitalkonferenzen, diskutierten Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Medien über die Zukunft Europas. Als Vertreter der Digitalwirtschaft saß Telefónica Deutschland CEO Markus Haas auf dem Podium. Trotz aller Defizite in der europäischen Digitalpolitik und Regulierung war das Fazit der Runde durchwegs optimistisch: „Europa hat die Chance, der begehrteste Ort der digitalen Zukunft zu werden“, sagte Haas vor rund 1000 Teilnehmern.
Europa muss schneller werden
Um dieses Ziel zu erreichen, müsse Europa sich jedoch auf seine Stärken besinnen, betonte der EU-Politiker und Spitzenkandidat der anstehenden Europawahl, Manfred Weber. Er skizzierte die Vision eines zukunftsorientierten Europas, das auf einer starken Wertegemeinschaft basiert. „Dafür müssen wir schneller werden“, sagte Weber selbstkritisch über die Politik in Brüssel.
Ein zentraler Erfolgsfaktor für die digitale Transformation Europas sei, „dass wir die Menschen mitnehmen“. Nur durch Transparenz und klare Regelwerke, etwa für Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz, Robotik oder Big Data, könne man der verbreiteten Technologie-Skepsis entgegenwirken. Europa brauche eine positive, digitale Vision.
Digitaler Masterplan ist der falsche Weg
Einhellig sprachen sich die Teilnehmer gegen einen digitalen Masterplan für Europa aus. Mit einem solchen Plan würde der falsche Eindruck entstehen, dass sich die anstehenden Herausforderungen in Gremien delegieren lassen, sagte Ann Mettler. „Es gibt keine digitale Wirtschaft“, rief die Generaldirektorin des Europäischen Zentrums für politische Strategie (EPSC) beim DLD. „Die Wirtschaft (insgesamt) ist digital.“
Sie mahnte ein Umdenken in der europäischen Politik und der Wirtschaft an. Es sei „fünf vor zwölf“ für Europa, um in wichtigen Zukunftsfeldern wie der digitalen Bildung oder der Skalierung digitaler Geschäftsmodelle aufzuholen. Ihre Forderung: Europa brauche eine „dritte Welle“ der Digitalisierung, die auf europäischen Werten fußt.
DLD-Motto 2019: Optimismus und Mut
Der DLD („Digital Life Design“) stand in diesem Jahr unter der Überschrift „Optimismus und Mut“. Bei den drei Tage dauernden Diskussionen und Events traten 150 Top-Vertreter aus der internationalen Technologie-Szene sowie zahlreiche Wirtschaftsvertreter und Politiker auf, darunter Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg, der chinesische Investor und KI-Experte Kai-Fu Lee, BMW-Chef Harald Krüger und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.
Datenschutz und Transparenz als Wettbewerbsvorteil
Der Ruf nach ethischen Grenzen für digitale Technologien wurde dabei immer wieder diskutiert. „Datensouveränität ist die Meinungsfreiheit der digitalen Welt“, sagte Francesca Bria, Chief Technology Officer der Stadt Barcelona.
Deshalb seien die vergleichsweise strengen Regelungen für Datenschutz ein Wettbewerbsvorteil für Europa. Ein wichtiger Schritt sei nun, den Bürgern „die Souveränität über ihre Daten“ zurückzugeben. Telefónica Deutschland ist hier Vorreiter: Unsere Kunden haben nicht nur volle Kontrolle und Transparenz darüber, wie ihre Daten verwendet werden. Das Unternehmen entwickelte auch in enger Abstimmung mit den deutschen Datenschutzbehörden eine TÜV-zertifizierte Anonymisierungsplattform, die einen umfassenden und nachhaltigen Schutz der Privatsphäre bietet und im internationalen Vergleich neue Maßstäbe setzt.
#DataDebates: EU im Wahl-Check im Telefónica BASECAMP
Um die Zukunft von Europa geht es auch bei unserer nächsten Ausgabe der Tagesspiegel Data Debates am 25. April. Im Vorfeld der Europawahl laden wir die deutschen Spitzenkandidaten sowie relevante Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft ein, um die digitale Roadmap von Europa und die Positionen der einzelnen Parteien gemeinsam zu diskutieren. Zu der Anmeldung geht es hier.
Datum: 25. April 2019
Beginn: 19:00 Uhr (Einlass: 18:30 Uhr)
Ort: Telefónica BASECAMP, Mittelstraße 51-53, 10117 Berlin
Für ein europäisches Ökosystem, das neue digitale Produkte in einem passenden Regulierungsrahmen ermögliche, sprach sich der ARD-Vorsitzende und Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, aus. Im Gegensatz zum amerikanischen Silicon Valley habe Europa nicht nur ein digitales Zentrum, sondern mehrere europäische Hotspots. Für junge Digital-Talente sei Europa deshalb ein attraktiver Standort.
5G als neue digitale Infrastruktur
Die Grundlage für Europas Zukunft, darin waren sich die Diskussionsteilnehmer einig, ist eine starke und wettbewerbsfähige digitale Infrastruktur. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der neue Mobilfunkstandard 5G, der deutlich schnellere Datenverbindungen und kürzere Reaktionszeiten ermöglicht. In Deutschland sollen in diesem Jahr dazu die Frequenzen versteigert werden. „Die europäischen Länder müssen beim Aufbau der digitalen Infrastruktur mehr voneinander lernen“, forderte Markus Haas. So habe Spanien das beste Glasfaser-Netz in Europa aufgebaut. Frankreich verzichte auf eine Auktion von Mobilfunkfrequenzen und lasse das Geld lieber in den Netzausbau investieren. Markus Haas: „Die Fakten liegen auf dem Tisch. Jetzt liegt es an uns aufzuholen!“