CEO Markus Haas beim DLD in Berlin: Hört niemals auf, euch zu ändern!
Er ist ein CEO der neuen Generation, auch wenn man ihn seit Jahren kennt: Markus Haas. Auf der ersten DLD-Konferenz in Berlin, die per Videostream ins Telefónica BASECAMP übertragen wurde, hat der Vorstandsvorsitzende von Telefónica Deutschland am Donnerstag über Führung im digitalen Zeitalter diskutiert. Bei der Panel-Debatte traf er auf Dr. Elisabeth Denison, Chief Strategy & Talent Officer von Deloitte Germany, und Prof. Dr. Manfred Broy, Gründungspräsident sowie wissenschaftlicher Geschäftsführer des Zentrums Digitalisierung.Bayern.
Dabei wurde schnell erkennbar, wie sehr sich das Arbeitsleben in kürzester Zeit verändert hat: „Die Digitalisierung hat nicht nur Geschäftsmodelle durcheinandergewirbelt, sondern auch die Prinzipien der Führung“, sagte Moderator Ali Aslan zur Eröffnung. Die Methoden zur Mitarbeiterführung müssten vollkommen neu erfunden werden, meinte auch der Informatik-Professor Manfred Broy, doch viele Manager hätten die Umbrüche der vergangenen Jahre noch gar nicht verstanden. Sie würden immer noch denken, dass Computer und Netze nur eine Infrastruktur sind, die ihre bisherigen Geschäftsmethoden unterstützt. Aber in Wirklichkeit sei die digitale Technik heute selbst das Business.
Silos aufbrechen: Flüssigere Formen der Zusammenarbeit
Diese Veränderungen hat Markus Haas hautnah erlebt und seine Lehren daraus bezogen. Als er 1998 als Jurist bei der Firma anfing, sei „die Interaktivität noch sehr gering“ gewesen. Doch heute hätten die Kunden viel höhere Ansprüche und Telefónica Deutschland müsse bedeutend agiler sein, um ihre Wünsche zu erfüllen. Zu den wichtigsten Führungsfähigkeiten zählt der CEO deshalb die Fähigkeit, sich selbst zu verändern, sowie den Mitarbeitern zuzuhören und die Teams so zu befähigen, dass sie optimale Arbeit leisten können. Die ganze Firma werde seit Monaten nach dem Prinzip „der Kunde zuerst“ umstrukturiert, um das bestmögliche digitale Kundenerlebnis zu erzielen. Dazu gebe es immer mehr abteilungsübergreifende Kooperationen und Hierarchien würden aufgebrochen.
Das neue Arbeitsleben erfordert „viel flüssigere Formen“ der Zusammenarbeit, erklärte Elisabeth Denison. Man müsse „die Silos aufbrechen“ und „das Personal sich selbst zusammenfinden“ lassen, sagte die Verantwortliche für Strategie und neue Talenten bei Deloitte in Deutschland. Für einen Vorgesetzten reiche es nicht mehr aus, „einfach nur Ziele am Jahresbeginn vorzugeben“ und dann auf ihrer Erfüllung zu bestehen. Man müsse sich immer wieder neu fragen, welche Führungsmethoden in einer Wissensgesellschaft am besten funktionieren. Deshalb sei die Geschäftsstrategie ihrer Unternehmensberatung so eng mit der Talentstrategie verknüpft.
Führungsaufgabe: Mehr lenken, weniger vorschreiben
„Ich habe auch nicht immer alle Antworten“, bekannte Markus Haas auf der Bühne des DLD. Doch bei Telefónica Deutschland gehört das zum Prinzip: Immer mehr hierarchische Abläufe würden verschwinden, sagte der CEO, und es werde weniger Zeit für Berichte nach oben verwendet. Jeder Mitarbeiter hat Zugriff auf Unternehmensdaten, um sie auszuwerten oder neue Lösungen damit zu entwickeln. „Ein Manager muss heute vor allem Unternehmensprozesse in die richtige Richtung lenken“, erklärte Manfred Broy solche Vorgehensweisen. Es komme weniger auf einzelne Führungspersonen an, sondern vor allem darauf, dass die Richtung stimmt.
„Dafür braucht es vor allem menschliche Fähigkeiten“, sagte Elisabet Denison. „Eine Führungskraft muss heute besonders gut zuhören und lernen können.“ Technisches Know-how sei immer nur eine Momentaufnahme und deshalb sollten sich Beförderungen oder Einstellungen besser nicht danach richten. Doch je mehr Arbeitsabläufe beispielsweise von künstlichen Intelligenzen übernommen werden, desto wichtiger sei der menschliche Faktor für die Führung in Unternehmen. „Wer aber das Schicksal seiner ganzen Firma auf eine neue Technik setzt, der sollte sie wenigstens verstanden haben“, gab Manfred Broy zu bedenken – und monierte erneut, dass es vielen deutschen Managern an Fachwissen mangele. Auch die Politik musste Kritik einstecken, denn es fehle ein Masterplan für die kommenden zehn Jahre, in denen die Digitalisierung alles verändert.
Für Markus Haas kommt es dagegen besonders auf die drei großen L an: „Listen, Learn and Let Go„, sagte der CEO bei der Diskussion, die auf Englisch geführt wurde. Als oberste Führungskraft von Telefónica Deutschland möchte er vor allem zuhören, lernen und seine Mitarbeiter möglichst eigene Entscheidungen treffen lassen. Am wichtigsten sei, dass er die Belegschaft befähigt, Veränderungen selbst in Angriff zu nehmen und sie dafür zu motivieren. „Wir müssen uns kontinuierlich verändern und auch dafür sorgen, dass dabei alle mitkommen“, sagte der Vorstandsvorsitzende in Berlin. Dabei hilft es, dass Markus Haas seit bald 20 Jahren zum Unternehmen gehört und jeden Bereich genau kennt. „Hört niemals auf, euch zu ändern. Und hört auf eure Kunden“, war sein Schlusswort beim DLD.