3D-Drucker – eine Revolution?
Die altbewährten Bücher aus Papier und Einband können, was ihre elektronische Konkurrenz der E-Books nicht kann: Eine 3D-Schutzhülle mit – im wahrsten Sinne des Wortes – herausragendem Titel tragen. Ob das der Buchindustrie neue Höhenflüge bescheren wird, bleibt abzuwarten, doch die Möglichkeiten des 3D-Druckverfahrens sind damit noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft. Ob Autos, Werkzeuge und gar Organe zum Ausdrucken: Was wie Science-Fiction klingen mag, soll technisch bald machbar sein. Die 3D-Drucktechnologie erlaubt die Reproduktion, aber auch eine individualisierte Herstellung neuer Gegenstände, ohne hierzu aufwendige und spezielle Herstellungswerkzeuge wie Spritzgussformen, Pressen usw. zu benötigen. Der zu druckende Gegenstand wird vorher am Computer konstruiert oder durch einen 3D-Scanner eingelesen. Damit steht nach der Digitalisierung von medialen Inhalten und Dienstleistungen jetzt die Digitalisierung der physischen Welt vor der Tür.
3D-Drucker live erleben
Der Landesverband Berlin-Brandenburg des Wirtschaftsrats der CDU ludt am 15. Januar 2014 zur Podiumsdiskussion ins BASE_camp, um darüber zu sprechen, was genau mit der neuen Technik machbar ist und ob in ihr das Potential für eine neue industrielle Revolution steckt. Es diskutierten unter der Moderation von Cornelius Wendel, POLICYNAVIGATION:
- Wolf Jeschonnek, Gründer und Geschäftsführer FAB LAB BERLIN
- Univ.-Prof. Dr.-Ing. Erwin Keeve, Direktor des Berliner Zentrums für Mechatronische Medizintechnik Charité
- Florian Reichle, Co-Gründer und Geschäftsführer trinkle 3D
Außerdem gab es vor Ort die Möglichkeit, 3D-Drucker und -Scanner in Aktion zu sehen. Wer nicht dabei sein konnte, aber die neue Technik auch einmal selbst erleben möchte, kann sich hier für einen 3D-Drucker-Workshop anmelden. Bilder von der Veranstaltung findet man hier.
Essbare Modelle
Auch bei der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas wurden jüngst verschiedene 3D-Drucker vorgestellt. Eine Druckerserie namens ChefJet kann absolut sehenswerte essbare Modelle aus Zucker produzieren. Dafür wird Wasser genutzt, um den Zucker für den Druckprozess anzufeuchten, und Alkohol, um die endgültige Form anschließend wieder zu härten. Die Ergebnisse sind kleine, filigrane Kunstwerke in strahlendem Weiß – derzeit noch ein Luxusgut für Nobelkonditoreien.
Pizza und andere Träume zum Ausdrucken
Seit letztem Jahr unterstützt die NASA ein Projekt, das an einem 3D-Drucker arbeitet, der Pizza ausdrucken kann. Nicht nur Astronauten könnten dadurch auf eine Abwechslung ihres drögen Essens im Weltall hoffen. Die Entwickler sehen darin auch Möglichkeiten, die weltweite Lebensmittelknappheit zu besiegen. Das Material zum Lebensmitteldruck würde in Form eines Pulvers mit einer langen Haltbarkeitsdauer von bis zu 30 Jahren im Drucker enthalten sein. So würde zunächst der Pizzateig zusammengesetzt und gebacken werden, bevor der Belag aus den Bestandteilen gefertigt wird. Alle Nährstoffe, die auch in den Originallebensmitteln zu finden sind, sollen in der Pulverform enthalten sein. Man müsse letztendlich mit der Zeit die Auffassung darüber ändern, was man als Essen ansehe, so einer der Ingenieure.
Autoteile und Prothesen: Unbegrenzte Möglichkeiten
Die nützlichen Anwendungen des 3D-Drucks sind schier unbegrenzt: Kleinere Teile, die im Haushalt kaputt gehen, sind bei Bedarf per Ausdruck unkompliziert und schnell zu ersetzen. Es können leichtere Maschinenteile, etwa für Autos oder Flugzeuge, ausgedruckt werden. Durch das geringere Gewicht würde wiederum Treibstoff eingespart, was die Kosten senkt und die Umwelt weniger belastet. Auch im medizinischen Bereich bietet der 3D-Druck enorme Chancen für Patienten und Ärzte. Individuell angepasste Prothesen oder Knochenteile könnten das Leben vieler Menschen erleichtern. Ein kompletter Unterkiefer aus einem 3D-Drucker mit Titanpulver wurde 2012 bereits erfolgreich einer 83-Jährigen implantiert.
Auch Gefährliches kann ausgedruckt werden
Dass 3D-Drucker alle beliebigen Teile ausdrucken können, führt allerdings nicht nur zu einer urheberrechtlichen Problematik. Kaum waren die Geräte auf dem Markt, wurden schon die ersten Schusswaffen von Privatpersonen gedruckt und die Anleitungen ins Netz gestellt. Entsprechend besorgt äußert sich das Bundeskriminalamt (BKA) über diese Entwicklung. Die Waffen seien funktionsfähig, doch auch für den Nutzer sehr gefährlich, da insbesondere Pistolen aus Plastik beim Abgeben des Schusses vollständig zerstört werden könnten. Kunststoff ist außerdem bei Sicherheitskontrollen schwieriger zu entdecken als Waffen oder Waffenteile aus Metall. Eine Firma hat bereits im Sommer letzten Jahres eine Software angekündigt, die Bauteile von Waffen erkennt und den Ausdruck daraufhin abbricht. Doch wie fast jede Software wäre auch diese recht leicht zu umgehen, indem die äußere Form der Teile geringfügig von der klassischen Form abweicht, sodass der Filter sie nicht mehr als Waffe erkennt. Auf den Gesetzgeber kommt an dieser Stelle wieder eine Menge Arbeit zu.